Viel Laerm um Stratfield
Briefwechsel zu führen, in dem sie über ihren gemeinsamen Verdacht den Hinterhalt betreffend diskutiert hatten. Heath war eindeutig ein Mann, dem man vertrauen konnte, den man jedoch keinesfalls zum Feind haben sollte.
Im Augenblick war es allerdings wesentlich wichtiger, ob er der Schwester von Heath vertrauen konnte. Konnte die junge Dame mit der hübschen Figur ein Geheimnis für sich behalten? Konnte sie möglicherweise sogar seine Verbündete werden? Er betrachtete sie schweigend. Plötzlich fiel ihm das aufreizende französische Korsett auf, das zwischen ihnen auf dem Bett lag.
Ein trügerisches Machwerk, das dazu diente, eine reizvolle Figur zu verschönern, die seiner hastigen Einschätzung nach kaum solcher Hilfsmittel bedurfte. Diese Ablenkung kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Warum, zum Teufel, trug eine so anständige junge Dame etwas Derartiges?, fragte er sich fasziniert. Er war froh, von seinen vorherigen düsteren Gedanken abgelenkt zu werden.
„Das hier gehört Ihnen?", fragte er ruhig.
Sie zögerte, und eine dunkle Locke fiel ihr ins Gesicht. Er fragte sich, ob sie errötete. Ihm war schon heiß genug, ohne dass er sich vorstellte, wie sie wohl in dieser provokanten Aufmachung aussehen würde.
„Ich fragte, ob das hier Ihnen gehört."
„Was - oh, nun, es wurde mir geschickt."
„Und Sie haben es getragen?"
„Hm. Ich glaube, einmal vielleicht. Oder vielleicht auch nicht."
Er hob den Blick und suchte in ihrem Gesicht nach etwas, das er nicht dort erwartet hatte. Was hatte er aus dem Ankleidezimmer mit angehört? War die kleine Schwester von Heath in eine Liebesaffäre verstrickt? So oder so, es war ihm vollkommen gleichgültig. Selbst wenn er sich vor nicht allzu langer Zeit möglicherweise selbst gern in den Wettstreit um ihre Zuneigung gestürzt hätte.
Seine eigenen stürmischen Affären und Eroberungen schienen einem anderen Leben anzugehören. In letzter Zeit hatte ihn nur noch die Rache angetrieben. Er hatte in den vergangenen Wochen nur wenig über Frauen und körperliche Freuden nachgedacht.
Die Erinnerung an solch süßen Zeitvertreib kam schlagartig zurück. Oh, ja, er war wirklich lebendig, vielleicht auch froh, für den Augenblick frei von den Gefahren und Schmerzen einer Liebesaffäre zu sein. Unter anderen Umständen hätte er es vielleicht sogar genossen, diese junge Dame mit in sein Bett zu nehmen.
Aber nicht jetzt. Sie zitterte und verspürte vermutlich schreckliche Angst vor dem, was er mit ihr vorhatte, und das war auch verständlich. Es gab nichts, was er sagen konnte, um sie zu beruhigen. In den vergangenen Wochen war Dominic bewusst geworden, dass er zu Handlungen fähig war, die ihn früher angewidert hätten. Er betete zu Gott, dass er ihr am Ende nicht wehtun würde. Es war offensichtlich, dass seine Rolle in ihrem Leben keine Bereicherung sein würde. Nicht mehr, seit der Gentleman, der er gewesen war, gestorben war.
Er hatte selbst keine Ahnung, was er tun würde. Die Welt glaubte, dass er sicher in einem Grab verscharrt war. Vielleicht hatte sein „Mörder" auch sein Gewissen getötet.
„Wo waren Sie heute Abend?", fragte er leise. Seine Neugier gewann die Oberhand. Wärme und weibliche Listen hatten ihn stets fasziniert. „Oder ist das auch ein Geheimnis?", fügte er trocken hinzu.
Chloe blinzelte. Sie war davon überzeugt, dass sie den Launen eines ausgewiesenen Irren ausgeliefert war. Zum Teufel mit ihrer Cousine, warum hatte sie auch unbedingt das Korsett herausziehen und den Mann so auf allerhand seltsame Ideen bringen müssen?
Er behauptete, dass er bis hierher gejagt worden war. Hierher? Ausgerechnet in ihr Schlafzimmer. Erwartete er, dass sie ihm glaubte? Er war verwundet, aber immer noch schnell und stark. Stärker als sie. Konnte sie trotzdem vor ihm bis zur Tür und ins Untergeschoss gelangen? Wenn sie aufsprang, ihm ein Kissen ins Gesicht warf und ihm diese Truhe in den Weg trat -nun, vielleicht. Es hatte einmal funktioniert, als Heath ihr hinterhergejagt war, nachdem sie eine seiner kodierten Botschaften gestohlen hatte, um sich an ihm für seine Neckereien zu rächen.
Nur leider benötigte man immer eine halbe Ewigkeit, um die verdammte Tür zum Flur aufzubekommen, da sie sich an den Scharnieren verzogen hatte. Dominic würde sie fangen, bevor sie entkommen konnte, und dann würde er wütend sein.
Das Risiko war zu groß.
Seine Stimme riss sie wieder zurück in die Realität. „Ich hatte Sie etwas gefragt."
„Was?",
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