Viel Laerm um Stratfield
zu, wie Dominics Schatten mit der Wand verschmolz, während sie zur Tür eilte, um ihrem Onkel zu antworten. Ihr Eindringling mochte nicht in Sichtweite sein, aber sie spürte die dunkle Bedrohung durch seine Gegenwart doch so sicher, als würde er jeden ihrer Schritte beobachten. Seine Worte hallten in ihren Gedanken immer noch nach. Würde er ihr oder ihrem Onkel wirklich Schaden zufügen? Es war besser, seine Gewaltbereitschaft nicht auf die Probe zu stellen.
Ihr Onkel blickte sie besorgt an, als sie die Tür einen Spalt weit öffnete. Mit etwas Glück würde seine Intuition ihm sagen, dass hier etwas sehr im Argen war. Er würde ihre Angst spüren und schnell Hilfe holen lassen.
„Chloe", sagte er geradeheraus, „Ich hätte dich nicht mehr gestört, aber wir haben ein Problem, das nicht bis zum Morgen warten kann."
Sie presste ihre feuchte Handfläche gegen die Tür und betete, dass er die Panik in ihren Augen sehen würde. Sie konnte nur hoffen, dass der „Geist" von Stratfield in der Nähe des Hauses gesichtet worden war. Vielleicht würde ihre Tante um des Anstandes Willen das Haus evakuieren lassen. Zweifelsohne bekäme sie einen Anfall, wenn sie erriet, dass der boshafte Spuk sich im Schlafzimmer ihrer Nichte versteckte. Bei dem Gedanken, wie Gwendolyn es mit dem mürrischen Geist aufnahm, musste Chloe beinahe lächeln.
Ihr Onkel zögerte. Er hielt den ergrauten Kopf gebeugt. „Darf ich hereinkommen?"
Hinter ihr herrschte ominöses Schweigen. Chloe stellte sich vor, wie Lord Stratfield sie mit seinen stählernen Muskeln wieder gefangen hielt und die Luft aus ihrem Körper presste wie aus einem Blasebalg. Sicherlich hatte er sich nicht immer so barbarisch benommen.
„Nein." Sie schüttelte den Kopf. Ihre Stimme brach. Es war so verlockend, die Wahrheit zu sagen. Und so gefährlich für sie beide. „Ich - ich bin unbekleidet, Onkel Humphrey."
„Oh, du meine Güte", erwiderte er peinlich berührt. „Oje. Nun, es ist an der Zeit, zu Bett zu gehen, und ich hätte dich nicht mehr gestört, aber das da eben war der Magistrat, der wie ein Schmied gegen die Tür gehämmert hat. Es scheint, als wäre auf der Cooper's Bridge erst vor einer Stunde eine Kutsche überfallen worden. Dieses Mal raubte der Straßenräuber nur die Handschuhe und Strumpfbänder der Dame."
Einen Augenblick lang vergaß Chloe ihre schreckliche Situation und musterte ihren Onkel besorgt. „Du glaubst doch nicht, dass Devon ... "
„Doch, das tue ich." Er begann, auf dem fadenscheinigen Teppich des Flurs auf und ab zu gehen, und blickte in das dunkle Treppenhaus herunter, während er weitersprach. „Er zeigte mir eine Skizze, Chloe. Es war das exakte Ebenbild dieses elenden Schurken. Es scheint, als hätte er es wieder getan und ein weiteres Verbrechen begangen, während dein verteufelter Bruder Grayson noch kaum die Spuren des ersten verwischt hat."
Chloe unterdrückte einen Seufzer. Sie wusste genau, wann ihr ältester Bruder Grayson aus der Reihe der Teufel in die der Engel gewechselt hatte. Als er in ihrer bezaubernden Schwägerin Jane endlich jemanden gefunden hatte, der ihm gewachsen war. Nun, vielleicht würde Chloe zu einem späteren Zeitpunkt besser mit ihrer Wut und Enttäuschung über Devons Benehmen fertig werden, falls diese neueste Missetat denn wirklich auf sein Konto ging. Vielleicht würde sie verstehen, welche Dämonen ihn zu diesen Dummheiten trieben. Aber reichte es für den Augenblick nicht, dass ein Irrer in ihrem Zimmer Zuflucht suchte? Devon würde sich einfach selbst um sich kümmern müssen. Chloe hatte genug mit ihrem eigenen persönlichen Dilemma zu tun.
„Weiß Tante Gwendolyn etwas davon?", fragte sie, einer Eingebung folgend.
„Gütiger Himmel, nein", erwiderte Humphrey. „Ich habe
Angst, es ihr zu sagen, aber ..." Er blieb stehen, wandte sich langsam um und versuchte, ihr über die Schulter zu blicken. „Ich dachte, vielleicht ist Devon zu dir gekommen? Weißt du, Chloe, ich bin mir darüber im Klaren, dass er dich hin und wieder besucht. Nein, Liebes, schau nicht so besorgt. Ich würde es nie deiner Tante oder der Obrigkeit erzählen. Das soll unser Geheimnis bleiben."
Noch ein Geheimnis. Genau das, was Chloe brauchte, um ihr Gewissen noch ein wenig mehr zu belasten und ihr Leben noch komplizierter zu gestalten.
„Unser Geheimnis?" Chloe meinte einen Luftzug in ihrem Nacken zu spüren - eine bedrohliche Erinnerung, dass Stratfield jedes Wort mit anhörte, sie nicht einmal ausatmen
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