Viel Rummel um Nichts
jedoch nur selten genutzt wurde.
»Und du kennst bloß die Spitze des Eisbergs«, entgegnete Sushi. Er legte das Videofon ab, mit dem er sich Zugriff auf Narrischs Konto verschafft hatte. »Das Konto einzufrieren ist erst der Anfang. Wenn ich will, kann ich Geldsummen abbuchen und mich wieder aus dem Konto ausloggen; dann kann man nicht einmal feststellen, dass sich jemand Zugriff verschafft hat, geschweige denn, wie es geschah oder wer es tat. Gewiss könnten unsere Familien daraus großen Nutzen ziehen.«
»Ich habe so etwas schon zuvor gesehen, aber noch nie hat es jemand derart schnell geschafft. Und stets kam dabei viel ausgereiftere Hardware zum Einsatz.« Auf dem Gesicht des Yakuza zeigte sich ein Ausdruck widerwilligen Respekts. Die beiden Männer sprachen sehr leise, obschon es recht unwahrscheinlich erschien, dass ein etwaiger Zuhörer ausgerechnet der japanischen Sprache mächtig sein sollte.
»Die Hardware, von der du redest, ist sperrig, und wenn die falschen Leute erfahren, dass man solche Ausrüstung besitzt, könnte man auch gleich mit einer roten Flagge winken und rufen: >Ich war's!<«, sagte Sushi und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Jedermanns Auge ruht auf dem Mann mit dem Schwert, während der Unbewaffnete keine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Nur ein Narr vergisst, dass man auch mit bloßen Händen töten kann.«
»Gesprochen wie ein Ninja«, sagte Nakadate, dann legte er die Stirn in Falten. »Aber warum hast du dich mir ausgeliefert? Nun, da ich weiß, dass du solche Dinge zu vollbringen vermagst und sogar deinen eigenen Hauptmann betrügen willst - wieso sollte ich dich am Leben lassen? Solange du lebst, könntest du dich schließlich jederzeit gegen mich und meine Familie wenden.«
»Kein weiser Mann zerbricht sein Schwert, weil ein Narr sich mit der eigenen Klinge geschnitten hat«, erwiderte Sushi ruhig. »Ich setze voraus, dass du und die Unbekannten, die dich gesandt haben, klug genug seid um meinen Wert zu erkennen. Seid ihr das nicht, bin ich in keiner größeren Gefahr als zuvor, als du mich wie einen Betrüger behandeln wolltest.«
»Mich hat überrascht, dass du die geheimen Zeichen kanntest«, gab Nakadate zu. »Kein Hochstapler hätte von dem Handzeichen gewusst, das du mir gabst. Andererseits konnten wir deine Behauptung bislang auch nicht mit Sicherheit feststellen, ob du wirklich einer der Unseren bist. Ich bin mir noch immer nicht sicher, wie ich mit dir verfahren soll.«
Sushi spreizte die Finger und zuckte mit den Achseln. »Ist es denn notwendig, überhaupt mit mir zu - verfahren? Und selbst wenn, warum solltest gerade du diese Entscheidung fällen müssen?«
»Ich wurde von der Familie des Brennenden Baums gesandt, der dieser Sektor gehört. Für meine Missetaten haben sie mir die Bürde auferlegt, das Rätsel deiner Existenz zu lösen. Es ist verlockend, den leichten Weg zu gehen - doch, wie du schon sagst, könntest du dich als schier unersetzlicher Aktivposten erweisen.«
»Angenommen, ich könnte diese Bürde von deinen Schultern nehmen?«, fragte Sushi. In seinen Augenwinkeln zeichnete sich der Anflug eines Lächelns ab, doch blieb sein Mund unbewegt.
Falls Nakadate die Regung bemerkt hatte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. »Mein Rücken ist stark«, antwortete er. »Vor allem deshalb bin ich den Familien von Nutzen.«
»Es ist gut, sich an schwere Arbeit zu gewöhnen«, bemerkte Sushi. »Nicht gut ist es aber, sich die Arbeit schwerer zu machen als nötig.«
»Das ist oft wahr«, sagte Nakadate. »Doch offen gestanden sehe ich keine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, ohne andere, womöglich schlimmere Probleme heraufzubeschwören. Vielleicht wäre es für mich das Beste, eine Weile abzuwarten und zu beobachten.«
»Vielleicht«, stimmte Sushi zu. »Doch was mir vorschwebt, würde selbst das hinfällig machen.«
»Mag sein«, sagte der Yakuza. »Ich will dir verraten, dass ich den Spitznamen >Der Maulesel< trage. Meine Brüder wählten diesen Namen aus sehr gutem Grund.«
»Du bist zu Recht stolz darauf«, erwiderte Sushi.
Diesmal zeigte er nicht die Spur eines Lächelns.
»Doch höre mich an, dann kannst du dir im Anschluss eigene Gedanken über meinen Vorschlag machen. Ich bin der Ansicht, du solltest zunächst ...«
Sushi sprach eine ganze Weile, und als er fertig war, blickte Nakadate, der anfangs noch mit skeptischer Miene zugehört hatte, ihn aus geweiteten Augen an.
»Verzeihung, Sohn, kann ich mal 'nen Moment mit
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