Viel Trubel um Sam
anzurufen.”
Edie packte den Telefonhörer fester. Kyle Spencer. Einer der Männer aus dem Wohnheim, den sie bei Carmichael’s untergebracht hatte. Sie schluckte. “Ist Kyle in Schwierigkeiten?”
“So in der Art. Ist etwas kompliziert.”
Mit einem tiefen Seufzen ließ Edie sich rücklings aufs Bett fallen. “Irgendetwas Illegales?”
Hatte Kyle etwas mit den Ladendiebstählen zu tun? War Jules deshalb so besorgt?
“Ich muss dich persönlich sprechen. Können wir uns irgendwo treffen?”
Edie warf einen Blick auf die Uhr. Zehn nach zehn. Normalerweise ging sie um halb elf ins Bett. Aber sie wurde gebraucht. Da hatte jemand Schwierigkeiten, und sie konnte helfen.
“Also …”
“Bitte”, sagte Jules. “Ich brauche wirklich deinen Rat.”
“Na gut.”
“Können wir uns in einer Stunde im Coffeeshop auf der Wayfarer Lane treffen?”
“Okay, ich werde da sein.”
“Danke, Edie. Du bist die Beste. Ich bin dir wirklich dankbar.”
“Kein Problem.”
“Bis gleich dann.”
Edie legte auf und fragte sich, was für Probleme zum Teufel sie sich nun eingehandelt hatte.
Sam war schon vor Tagesanbruch bei Carmichael’s und schlich wie jeden Morgen, seit er diesen Job machte, zum Hintereingang. Der Nachtwächter arbeitete bis vier Uhr, und die Lagerarbeiter kamen nicht vor sechs. Zwei Stunden lang war das Kaufhaus also unbewacht. Wenn irgendjemand im großen Stil Waren stehlen wollte, dann war das die beste Zeit dafür.
Er versteckte sich hinter einem Strauch und kramte einen Doughnut aus der Jackentasche. Er hatte etwas unter dem Transport gelitten, war flach gedrückt, und der Schokoladenüberzug klebte an dem Papier fest, aber Sam war viel zu hungrig, um sich darüber zu ärgern.
Er hätte jetzt gerne eine starke Tasse Kaffee getrunken, denn dank Edie Preston hatte er nicht gerade sonderlich gut geschlafen.
Edie mit diesem verschmitzten Gesicht und dem ansteckenden Grinsen. Edie mit dem kurzen, lockigen Haar, das ihn an sprudelndes Gingerale erinnerte – leicht und erfrischend. Edie, die dazu neigte, ihre hübsche kleine Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angingen. Noch nie zuvor hatte Sam jemanden wie sie kennengelernt.
Zum Teufel mit dieser Frau. Warum konnte er sie sich nicht aus dem Kopf schlagen?
Er wartete.
Ein ramponierter brauner Chevrolet fuhr langsam an ihm vorbei.
Sam kniff die Augen zusammen. Das sah wie Harry Coomers Auto aus. Er richtete sich ein wenig auf. Die Männer aus dem Wohnheim, Joe, Kyle und Harry, hatten ganz strikte Ausgehzeiten. Sie mussten von Mitternacht bis sechs Uhr morgens im Haus bleiben. Wenn das also tatsächlich Harry war, dann hatte er das Heim unerlaubt verlassen.
Er hielt den Atem an und wartete. Das Auto fuhr noch eine Runde über den Parkplatz und verschwand dann.
Die Zeit verging.
Fünfzehn Minuten. Zwanzig. Eine halbe Stunde.
Der Wagen kam nicht zurück.
Sam unterdrückte ein Gähnen und verlagerte sein Gewicht, sein Hintern war schon ganz kalt.
Und sofort musste er an Edies Hundebiss denken. Und an ihren festen Po, der sowieso in regelmäßigen Abständen seine Fantasie beherrschte. Ein paar herrliche Minuten lang hatte er gestern Abend diesen zierlichen Hintern in seinen Händen gehalten.
“Lass es gut sein, Stevenson”, brummte er leise, als seine Fantasien sich unmittelbar auf seinen Körper unterhalb der Gürtellinie auswirkten. Er war im Einsatz, Herrgott noch mal! Er konnte sich eine derartige Ablenkung nicht leisten.
Und gleichzeitig konnte er seine männliche Vorstellungskraft nicht daran hindern zu explodieren. Er sah sie. In seinem Haus. Auf seinem Bett. Nackt. In ihrer ganzen Schönheit, die sie nur für ihn alleine entblößte. Ihre süßen Lippen pressten sich auf seine. Er hielt ihren zarten Körper fest an sich gedrückt.
Sam schluckte.
Dann, als würde sein Traum plötzlich wahr werden, sah er sie. Nicht in Gedanken. Nicht in seiner Fantasie. Nicht in seinen immer wiederkehrenden Erinnerungen.
Da stand sie. Vor ihm. Keine zehn Schritte von der Stelle entfernt, wo er sich versteckt hielt.
Edie Preston. Mit einem vollbusigen, rothaarigen Mädchen, das er aus Carmichael’s Kosmetikabteilung kannte.
Sie standen vor der Wareneingangstür und hantierten an der Alarmanlage herum.
Sam rieb sich die Augen. Das bildete er sich doch nur ein. Warum sollte Edie um diese Uhrzeit mit einer Frau hier sein, deren Ruf äußerst fragwürdig war? Und warum versuchten sie, sich unerlaubt Zugang zu Carmichael’s zu
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