Viel Trubel um Sam
hatte.
“Hm.”
Er seufzte erleichtert auf. “Gut zu wissen, dass wir jetzt gerade nicht aufgenommen werden.”
Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. War sie hereingelegt worden? Waren Jules und Kyle und Sam gemeinsam in die Diebstähle verwickelt und benutzten sie als Alibi? Das klang doch absolut einleuchtend. Die Kameras waren abgeschaltet. Sam lenkte sie ab. Jules war verschwunden. Und Kyle hatte sich womöglich aus dem Heim davongeschlichen. Großer Gott! Joe und Harry könnten auch darin verwickelt sein. Vielleicht luden sie in diesem Augenblick die gestohlene Ware auf einen LKW Richtung Mexiko.
Edie schlug sich eine Hand vor die Stirn. Wie leichtgläubig war sie gewesen, auf Jules Geschichte hereinzufallen. Sie war viel zu vertrauensselig, zu eifrig bemüht, zu helfen, viel zu arglos.
Keine Vermutungen, Edie. Versuch erst einmal herauszufinden, worum es geht.
“Ich helfe dir mal besser, Ordnung zu machen.” Sam deutete auf die zerbrochene Schaufensterpuppe. “Die Dame ist irgendwie in Stücke gegangen.”
Vor Angst und Verlegenheit brach Edie in hysterisches Gekicher aus. “Das arme Mädchen hat völlig den Kopf verloren.”
“Und ihre Perücke weggeworfen.” Sam bückte sich und hob einen Büschel unechter Haare auf.
“Und auf einem Bein lässt sich nicht gut stehen.” Edie konnte nicht aufhören zu lachen, obwohl sie wusste, dass es keinen Grund zum Lachen gab.
“Diese tragische Frau erinnert mich an ein Lied, das ich in der Highschool mal geschrieben habe”, sagte er und hob die restlichen Teile auf.
“Du schreibst Songs?” Edie schluckte das Lachen hinunter und bekam einen Schluckauf.
“Nicht wirklich. Nur diesen einen, damit wollte ich gegen meine Tante Polly rebellieren, die mich gezwungen hatte, in den Chor einzutreten. Sie dachte, dann würde ich keinen Unfug mehr machen.”
Edie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte ihn. Da. Soeben hatte er ihr etwas sehr Persönliches über sich erzählt.
Großartig. Ausgerechnet diesen Ort und diesen Zeitpunkt wählte er, um sich ihr zu öffnen, wo sie doch jede Sekunde entdeckt werden konnten.
Er hob ein Bein auf und steckte es an die Puppe.
Ihre Blicke trafen sich. Er war so ein faszinierender, vielschichtiger Mann.
“Wer hat eigentlich dein Herz gebrochen?”
“Meins? Wer sagt denn, dass mein Herz gebrochen wurde?”
“Ich bin Psychologin, falls du’s vergessen hast.”
Ein Ausdruck, den sie nicht ganz deuten konnte, huschte über sein Gesicht. Bestimmt würde er leugnen, jemals verletzt worden zu sein, doch dann sagte er ganz unerwartet: “Cheerleader Beth Ann Pulaski. Sie wollte aus mir jemanden machen, der ich nicht bin. Die übliche Geschichte. Reiches Mädchen, armer Junge. Sie hat mich für den Quarterback des Footballteams verlassen.”
Edie berührte seine Hand. “Das tut noch immer weh, nicht wahr?”
Er schüttelte den Kopf. “Nee. Ich bin kein alberner kleiner Junge mehr. Aber ich habe von Beth Ann etwas gelernt. Nämlich: Gleich und gleich gesellt sich gern. Und man kann nicht so tun, als sei man jemand, der man nicht ist. Es ist sinnlos, eine Beziehung mit einer Frau haben zu wollen, die dich nicht akzeptiert.”
Sein Blick bohrte sich in ihre Augen.
Sie und Sam waren alleine, von der verschwundenen Jules einmal abgesehen, unerlaubt in einem Kaufhaus, in dem es eine Serie von Einbrüchen gegeben hatte, in die er, soweit sie es wusste, verwickelt war.
Nein, sie wollte nicht zu schnell urteilen. Diesmal nicht. Diesen Fehler hatte sie bereits bezüglich der Corvette gemacht, als sie annahm, dass Sam sie gestohlen hatte. Sie wollte sich nicht zum zweiten Mal in zwei Tagen zum Narren machen, indem sie ihn beschuldigte, aus unlauteren Gründen hier zu sein.
Aber warum war er dann hier? Diese Geschichte mit der Schlaflosigkeit nahm sie ihm nicht ab. Auf jeden Fall musste sie so schnell wie möglich von hier verschwinden. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, um ihre wirren Gefühle für ihn zu entschlüsseln.
Edie schluckte. “Könntest du mir bei der Suche nach dem Kopf der Puppe behilflich sein? Als ich ihn das letzte Mal sah, rollte er gerade durch den Gang der Bettenabteilung.”
“Ah, Marie Antoinette lebt also.”
“Du bist so witzig.”
Er streckte ihr die Hand hin. “Halt dich fest, damit du in der Dunkelheit nicht stolperst und hinfällst.”
Zögernd legte sie ihre Hand in seine und erlaubte ihm, sie zum Bett zu dirigieren, unter dem der Kopf verschwunden war.
“In
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