Viel Trubel um Sam
verschaffen?
“Okay”, sagte Jules und tippte ein paar Nummern in die Tastatur der Alarmanlage. Die schweren Metalltüren öffneten sich mit lautem Scheppern. Edie zuckte zusammen und warf einen verstohlenen Blick über die Schulter.
“Wenn wir drin sind”, fuhr Jules fort, “gibt es noch eine Schalttafel an der rechten Wand, von wo aus alle Kameras des Kaufhauses kontrolliert werden. Wir müssen sie nur deaktivieren, dann können wir unbemerkt durch den Laden laufen.”
“Und diesen Code kennst du auch?”
Jules nickte.
“Wie bist du da rangekommen?”, flüsterte Edie und lief auf Zehenspitzen hinter Jules her, die inzwischen eine Taschenlampe angeknipst hatte.
Sie standen auf der Laderampe, umgeben von aufgestapelten Kisten. Jules zog an einem Hebel, und die Tür hinter ihnen schloss sich mit lautem Gerumpel.
“Ich bin mit dem Geschäftsführer, der vor Mr. Trotter hier war, ein paar Mal ausgegangen. Er hat mir die Codes gegeben, damit wir uns nach Feierabend im Kaufhaus treffen konnten.” Jules warf ihr von der Seite einen Blick zu.
“Wenn Trotter sich die Aufzeichnungen der Kameras ansieht, wird er merken, dass sie eine Zeit lang ausgeschaltet waren”, meinte Edie.
Jules zuckte mit den Schultern. “Das Risiko müssen wir wohl auf uns nehmen. Aber woher sollte er wissen, dass wir das waren?”
Edie schüttelte den Kopf. “Lass es uns einfach schnell hinter uns bringen und dann wieder verschwinden.”
Sie hatte keine Sekunde geschlafen. Sie hatte mit Jules im Coffeeshop auf der Wayfarer Street diesen Ausflug geplant und dann bis vier Uhr gewartet. Nachdem Jules ihr ihre Geschichte erzählt hatte, war Edie sofort klar gewesen, dass sie gar keine andere Möglichkeit hatten, als ins Kaufhaus einzubrechen. Jules hatte sich am Abend vorher auf der Toilette versteckt, bis die Türen abgeschlossen waren, um sich mit Kyle zu treffen, dessen Schicht als Hausmeister eine Stunde nach Geschäftsschluss endete. Laut Jules hatten sie sich in der Kosmetikabteilung wild und leidenschaftlich geliebt, ohne zu ahnen, dass genau dort eine neue Überwachungskamera installiert worden war.
Als Kyle zurück ins Wohnheim kam, hatte Joe ihm davon erzählt, woraufhin er Jules voller Panik angerufen hatte. Kyle konnte nichts unternehmen, weil er das Heim nach der Sperrstunde nicht verlassen durfte.
Nachdem die Aufzeichnungen immer gleich morgens von Mr. Trotter angesehen wurden, musste jemand vor Tagesanbruch das belastende Videoband stehlen. Dieses Band hätte bestimmt außerdem den Verdacht aufkommen lassen, dass die beiden auch etwas mit den Diebstählen zu tun hatten. Kyle würde wieder ins Gefängnis kommen, weil er gegen die Bewährungsvorschriften verstoßen hatte, Jules würde ihren Job verlieren. Edie zweifellos auch, denn sie hatte für Kyle gebürgt.
Edie stöhnte bei dem Gedanken innerlich auf.
Kein Job. Kein Sam. Kein Thema für die Dissertation.
Was für ein Glück, dass Jules sich an sie gewandt hatte. Denn sonst … Edie erschauerte bei der Vorstellung.
Bevor sie und Jules irgendetwas unternehmen konnten, mussten sie die Überwachungskameras ausschalten, damit sie sich unentdeckt ins Kaufhaus schleichen konnten. Im schmalen Schein der Taschenlampe liefen sie direkt auf die Kameras zu.
Klar, wenn sie jetzt ertappt würden, stand viel mehr auf dem Spiel als nur ihr Job.
Angenommen, ihre Verhaftung würde in den Nachrichten kommen? Dr. Braddick würde ausflippen. Dann malte sie sich aus, wie ihre Eltern vor dem Fernseher saßen und an ihrem abendlichen Kräutertee nippten. Sie konnte die Worte des Reporters hören: “Gerade erreicht uns die Meldung, dass eine Psychologiestudentin in Carmichael’s Department Store im North Hills Mall eingebrochen ist. Ihr werden mehrere Diebstähle vorgeworfen. Welche Motive hat sie? Mehr dazu um sechs.”
Edie sah sich schon in einem schwarzweiß gestreiften Anzug hinter Gitterstäben sitzen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Das durfte keinesfalls geschehen. Streifen standen ihr einfach nicht.
“Jules”, flüsterte Edie mit bebender Stimme. “Vielleicht ist das doch keine so gute Idee. Wir könnten doch einfach zu Trotter gehen und ihm sagen, was zwischen dir und Kyle geschehen ist, und dann sehen wir weiter.”
“Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Trotter das verzeihen würde, oder? Er sucht schon die ganze Zeit nach einem Grund, Kyle und mir eins auszuwischen. Er würde uns nur zu gerne die Diebstähle in die Schuhe schieben.”
“Da hast du
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