Viel Trubel um Sam
fühlte sich gar nicht schlecht an.
Es gelang ihr, die Toilette zu finden, und als sie sich wieder auf dem Weg zurück zu ihrem Tisch befand, knallte sie gegen einen großen, stämmigen Mann mit ungeheuren Oberarmen. Er musste viel Zeit im Fitnessstudio verbringen. Er war vor der Tür auf und ab gegangen, in seiner Hand hielt er etwas aus dünner Spitze.
“Na endlich”, sagte er.
“Huch. Tut mir leid.”
“Gut, du bist ein wenig spät dran. Keine Sorge. Zieh dich einfach um. Dein Auftritt ist in sieben Minuten.” Er warf ihr das Spitzenteil zu. “Und leg mehr Make-up auf.”
“Make-up?”
Er kniff die Augen zusammen. “Mac hat dich doch geschickt, oder? Vera hat sich krankgemeldet, und Mac sollte mir jemanden rüberschicken.”
Jetzt kapierte sie, was der Mann meinte. Er dachte, sie sei der Ersatz für seine kranke Tänzerin.
Eine teuflische kleine Stimme in ihrem Kopf flüsterte:
Riskier mal was
.
Sie konnte doch tatsächlich auf die Bühne gehen und tanzen. Dann würde sie aus erster Hand erfahren, wie sich so was anfühlte. Das wäre ein schöner Nebeneffekt zu ihrer Studie über Sam. Sie würde mehr über seine Welt erfahren, sie analysieren und anhand dieser Analyse Schlussfolgerungen über ihn ziehen können.
Und sie würde Männer dazu bringen, ihr schöne Augen zu machen und sie mit nach Hause nehmen zu wollen.
Und sie hätte Sams ungeteilte Aufmerksamkeit.
Dieser letzte Gedanke gab den Ausschlag.
“Klar”, antwortete Edie. “Mac hat mich geschickt.”
Der Mann musterte sie eindringlich. “Mac hat einen guten Geschmack, das muss man ihm lassen.”
“Danke.” Edie klimperte mit den Wimpern und fühlte sich auf einmal so sexy und verführerisch wie noch nie zuvor im Leben. Und es war auch nicht gerade hinderlich, dass sie sich von dem Schönen Orgasmus ziemlich betrunken fühlte. “Wo kann ich mich umziehen?”
Der Mann deutete auf eine Tür. “Hier durch.”
“Danke.”
Mit rasendem Puls und weichen Knien stieß Edie die Tür auf. Sie konnte das schaffen. Und sie würde es schaffen. Dann konnte Sam nicht länger behaupten, dass sie nie im Leben etwas angestellt hätte. Im Gegenteil, sie hatte sich betrunken und würde einen Striptease hinlegen.
In der Garderobe saßen eine Blonde und eine Rothaarige in Bademänteln, die sich eine weitere Schicht Make-up auflegten, eine dritte Frau lümmelte auf einem Sitzsack herum und blätterte durch eine Ausgabe von
Real Confessions
.
“Hi”, begrüßte Edie sie. “Ich bin die Neue.”
“Schön für dich”, erwiderte die Frau auf dem Sitzsack, ohne aufzusehen.
“Mac hat mich geschickt”, erklärte Edie.
“Statt hier rumzuquatschen, solltest du dich lieber umziehen”, meinte die Blonde, die vor dem Spiegel saß. “Du bist in fünf Minuten dran.”
“Oh, alles klar.” Edie zog ihren Mantel aus und hängte ihn auf.
“Komm schon, Honey”, sagte die Rothaarige. “Beeil dich.”
Mit zitternden Händen kleidete Edie sich aus und schlüpfte in ihr knappes Outfit, einen glitzernd goldenen Stringtanga und einen hauchdünnen, durchsichtigen BH.
So kann ich doch nicht auf die Bühne gehen.
Doch bevor sie noch einen Rückzieher machen konnte, schubste die Rothaarige sie auf einen Stuhl. “Komm, ich helfe dir mit dem Make-up. Aber nur dieses eine Mal.”
Die Frau klatschte ihr so viel Wimperntusche und Lidschatten ins Gesicht, dass Edie schon befürchtete, wie ein Zirkusclown auszusehen. Doch als sie in den Spiegel schaute, konnte sie es kaum fassen, was für ein faszinierendes Wesen sie anblickte.
Sie sah exotisch aus, selbstbewusst und sehr begehrenswert.
Die Angst war verflogen. Sie wollte nach draußen gehen und einzig und allein für Sam tanzen.
Eine hochgewachsene Brünette tauchte hinter dem Vorhang auf. Sie wischte sich den Schweiß mit einem Handtuch vom Gesicht und wandte sich an Edie: “Du bist dran.”
“Moment”, sagte die Rothaarige, schlüpfte aus ihren hochhackigen Schuhen und warf sie Edie zu. “Die brauchst du.”
Edie zog die Schuhe an und wippte ein paar Mal darin hin und her. Dann holte sie tief Luft und zog den Bauch ein.
“Raus mit dir.” Die Rothaarige schob sie durch den Vorhang.
Plötzlich befand sich Edie mit zwei weiteren Frauen auf der Bühne. Sie blieb einfach nur stehen.
“Brick House” dröhnte aus den Lautsprechern.
“Hey Baby”, grölte ein Typ im Publikum. “Lass wackeln!”
Die Scheinwerfer blendeten. Sie konnte das Publikum nicht sehen, aber hören.
Ihr Mut war wie
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