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Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)

Titel: Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Ferienbesprechung.
    Alle waren da. Dr. Brisco erwähnte den traurigen Vorfall vom letzten Jahr mit Chris und Dr. Pilburg. Das tragische Ende von Dr. Pilburg war aber auch ein Stück weit auf seine bislang unbekannte labile psychische Verfassung zurückzuführen gewesen. So etwas dürfte nie wieder geschehen. Es dürfte deswegen aber auch nicht auf die diesjährige Urlaubsfahrt mit den Patienten verzichtet werden. Man würde auch Christopher Gelton wieder mitnehmen wollen, weil er erhebliche Fortschritte gemacht habe, die von drei unabhängigen Psychiatern, darunter auch Dr. Hamond, dokumentiert und abgesegnet waren. Versicherungstechnisch sei damit alles abgedeckt.
Mir wurde schlecht, als ich das hörte, denn ich wusste was jetzt anstand. Ich warte auf die Frage, und just in diesem Moment fiel sie: „Wer begleitet die Gruppe?“
Sarah sagte sofort zu, mit rot glühenden Wangen. War klar! War Scheiße!, das war es. Was hatte ich anderes erwartet? Es wäre die Chance mit Chris . Erfahrungen sammeln. Und was für welche!
Hamond wollte lieber auf der Station bleiben, weil er einen schwierigen Neuzugang bekommen hätte. So’n Mist. Brisco stimmte sofort zu. Diese Position war also vergeben. Sollte ich sagen, dass ich psychisch labil sei und nicht mitfahren könne? Dann wäre es auch egal, ob sie früher oder später meine Eintragung in Chris‘ Buch finden würden. Den Job wäre ich damit sowieso los.
Als ich mit meinen Gedanken am Ende war, stellte ich plötzlich fest, dass mich alle anstarrten. Hatte ich meine Gedanken etwa laut ausgesprochen?
„Was?“, fragte ich provokativ.
„Dr. Koman, Sie haben viel Erfahrung mit Gelton und würden von dieser Seite die Reise zusätzlich absichern!“
Hörte ich richtig? Eine Reise mit Chris absichern? Ich? Mit mir würde es keine Sicherheit geben. Ich war für diese Art von Job nicht prädestiniert! Alles in mir schrie: „Tu’s nicht!“
Ich sagte: „Ich fahr mit.“ So ist das, wenn sich das Gehirn von Mund und Sprache abtrennt. Da geht plötzlich jeder seinen eigenen Weg, und man wird in tiefe Abgründe gestoßen.
Ich hörte noch, wie Sarah sagte: „Das ist ja klasse! Jenny Keller fährt auch mit! Das ist doch Ihre Freundin. Dann machen wir alle zusammen Urlaub.“
Akustisch nahm ich diesen Beitrag wahr, geistig nicht.
Ich fuhr vollkommen taub heim und dachte an meine letzten Worte in Chris‘ Buch: Lass Jenny in Ruhe! Sonst bring ich dich um! Und das ist mein Ernst!
Was hatte ich getan?
    Meinem Verlangen, mich wieder in einer Kneipe unter den Tresen zu trinken, konnte ich Gottseidank widerstehen. Als ich heimkam, war Jenny nicht da. Es lag auch keine Nachricht herum. Dabei musste sie lange vor mir da gewesen sein.
Ich war geladen wie zehn Revolver, mit Wut, mit Angst und Verzweiflung. Die Stunden vergingen. Jenny wollte nicht kommen. Gegen 21 Uhr rief ich in der Klinik an. Susan, unsere Spätschichtschwester bestätigte, dass Mrs. Keller bereits um 15 Uhr die Klinik verlassen habe.
Ich rief Jennys Bruder an. Aber auch er hatte keine Verabredung mit seiner Schwester. Ich überlegte, wie ihre Freunde heißen und wen sie eventuell besuchen könnte. Die drei engsten rief ich an. Nichts. Dann wurde ich schon wilder. Ich rief die umliegenden Polizeistationen an, dann alle Krankenhäuser. Nichts. Jenny war spurlos verschwunden! Ich tobte vor Angst!
Was hatte Chris ihr angetan?
Ich rannte zu meinem Wagen und schwor: Zuerst kontrolliert du den Zaun, dann massakrierst du Gelton!
    In tiefer Dunkelheit fuhr ich mit quietschenden Reifen auf das Klinikgelände und rannte mit einer Meglight in der Hand zum Zaun. Auf die Knie, Meter für Meter, tastete ich den Zaun nach einem Loch ab. Ich muss das Abbild eines Wahnsinnigen abgegeben haben. Ich kam gerade zehn Meter weit, dann stand der Sicherheitsdienst hinter mir, zog mich brutal am Kragen hoch und verpasste mir einen gezielten Schlag in den rechten Nacken, der mich kurzzeitig bewegungsunfähig machte. In dieser Zeit legte man mir Handschellen an und schrie mich an. Ich verstand kein Wort und wartete auf meine wiederkehrende Geistesgegenwart. Die kehrte nach wenigen Minuten zurück. Und jemand sagte entrüstet: „Dr. Koman! Sie?“ Mittlerweile waren einige vom Personal und Dr. Brisco angekommen. „Sie haben das Loch in den Zaun geschnitten?“
„Ich?“, fragte ich. „Ich??!!“
Dann ging alles sehr schnell.
Es würde mich jetzt zu viel Aufregung kosten, wenn ich den nachfolgenden Ablauf im Detail schildern würde. Hier die

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