Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
Urlaub gewesen. Danach fraß sie Pillen.
„Nein danke“, sagte ich also.
So sei das nicht, sagte Brad. Monica wohne mit vielen anderen Kindern zusammen. Da sei ein Schwimmbad, ein Spielplatz und ein Pizza-Restaurant.
Das hörte sich ganz gut an. Es war warm draußen. Da konnte man so einiges machen. Nur schwimmen konnte ich nicht. Brad sagte: „Kein Problem, das lernst du dort.“
Ich solle es mir durch den Kopf gehen lassen.
Am nächsten Morgen war ich einverstanden. Wann sollte es losgehen? Am Wochenende, also in vier Tagen.
Ich fragte, was mit der Schule wäre. Das sei schon geregelt, sagte Brad.
Meine Mutter redete nicht mit mir. Brad organisierte meinen Urlaub ganz allein.
Dafür wusch meine Mutter meine Kleidung und packte sie in einen Koffer.
Monica kam ganz pünktlich mit einer riesengroßen roten Limousine an. Der Wagen war schon sehr alt. Ich saß wie in einem Wohnzimmer. Alles war mit Teppich und Stoff ausgeschlagen. Der Urlaub begann richtig toll.
Ich fragte Monica: „Schaust du gerne Fußball?“
Sie fragte: „Was? Wie kommst du denn darauf?“
Wie sollte ich ihr erklären, dass ich sie und Brad belauscht hatte. Meine Mutter sagte immer, dass man so etwas nicht tue. Also sagte ich nichts. Ich wollte nicht zu Beginn des Urlaubs schon Ärger.
Wir kamen in Leadville an. Das ist in Colorado. Überall waren riesige Berge zu sehen. Die Stadt sah ganz gemütlich aus. Viele bunte Geschäfte. Dann sah ich Pizza-Hat. Brad hatte Recht. Es gab ein Pizza-Restaurant.
Wir fuhren daran vorbei, und die Gegend wurde immer schäbiger. Bis es gar nicht mehr schäbiger sein konnte.
Monica fuhr auf einen großen, mit Müll überhäuften Platz, wo überall alte Wohnwagen standen. Mittendrin! Ich dachte, sie wollte noch schnell Müll wegbringen, als sie neben einem vergammelten Wohnwagen hielt und sagte: „Da sind wir. In Leadville. Es wird dir gefallen.“
Das bezweifelte ich sehr. Das war Müllville!
Sie holte meinen Koffer aus dem Kofferraum und nahm mich mit in den Wohnwagen. Darin sah es gar nicht so schlimm aus. Es war sogar sehr gemütlich. Alles in Rot mit viel Teppich und Gardinen. Wirklich schön. Ich liebe Rot! Es war so schön, wie in der Limousine.
Monica zeigte mir ein kleines Zimmer mit einem Bett, einem Regal und einem Stuhl. Sie sagte: „Das ist dein Reich.“
Das Zimmerchen war gelb, aber gemütlich. Allerdings konnte ich nirgends malen, aber ich hatte sowieso keine Staffelei dabei.
Monica sagte: „Ich hoffe, dass du dich wohl fühlst. Hier leben ganz viele Kinder. Es ist ganz lustig.“
Kinder im Müll? Lustig? Ich fand es ekelig. Zu Hause war es zwar nicht immer aufgeräumt, aber es war nie so dreckig. Doch hier im Wohnwagen war Gott sei Dank alles sauber.
Monica kochte Kartoffeln und briet Steak für mich, während ich meinen Koffer auspackte. Das Essen schlang ich runter wie ein Tier. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so gut gegessen zu haben. Als Nachtisch gab es Eis. Ich aß zum ersten Mal Eis.
Urlaub war großartig.
Abends sahen wir fernsehen und tranken Cola. Köstlich.
Ich konnte die Nacht nicht schlafen. Monica wohl auch nicht. Sie schaute wieder mit einem Mann Fußball.
Am nächsten Morgen nahm Monica mich mit zu den anderen Kindern. Die sahen total dreckig aus, waren aber sehr lustig. Überall gab es Süßigkeiten. Den ganzen Tag lang. Niemand hatte Hunger auf Mittagessen. Ich auch nicht, aber Monica hatte eine leckere Suppe gekocht, so dass ich nicht widerstehen konnte. Mein Bauch war danach zehn Tonnen schwer.
Ich mochte Monica. Sie lächelte mich immer an und war freundlich. Warum konnte das meine Mutter nicht? Es lag also nicht an mir.
Monica sagte, dass ich den ganzen Nachmittag draußen spielen müsse. Sie müsse arbeiten. Das verstand ich.
Merkwürdigerweise sah ich sie nicht den Wohnwagen verlassen und zur Arbeit gehen. Im Gegenteil. Andauernd gingen Männer zu ihr hinein und dann wieder heraus. Vielleicht hatte sie ihr Büro im Wohnwagen. Von so was hatte ich schon mal gehört.
Die Nachbarskinder zeigten mir einen Pool voller Wasser. Das war wohl das Schwimmbad. Alle zogen sich aus und gingen hinein. Ich fand das peinlich, alle nackt zu sehen. Ich wollte mich nicht ausziehen. Wer weiß, was passieren würde, wenn mich jemand berührte!
Ich stand gelangweilt herum.
Am nächsten Tag fuhr Monica mit mir zu Pizza-Hat. Das Essen war einfach köstlich. Für fünf Dollar konnte ich mir den Magen bis zum Platzen vollschlagen.
Danach kaufte Monica mir ein T-Shirt mit Leadville vorne
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