Vielleicht gab es keine Schuld (German Edition)
ich auf einen Artikel stieß, auf dem auch das Gesicht meines Vaters abgebildet war. Es war das gleiche Bild, das Bob mir eingerahmt zu Weihnachten geschenkt hatte.
Ich war ganz aufgeregt und blätterte weiter. In einer Folie befanden sich Fotos. Sicher die, von denen ich eins im Flur gefunden hatte.
Schnell nahm ich die Fotos raus. Ich sah ein abgebranntes Haus, zwei kaputte Autos in einer Scheune und meine Mutter, wie sie auf dem Boden liegt und mit einer Decke zugedeckt ist. Ich sah Großvater Ben mit einem kleinen Baby unter seinem Hemd. Es schaute nur ein kleines Köpfchen heraus. Großvater Ben hielt das Baby ganz fest an sich gedrückt.
Und dann war da noch das Foto von meinem Vater in der Blutlache. Es war etwas anders, als das, was ich im Flur gefunden hatte.
Die Fotos regten mich auf. Meine Hände zitterten, und ich musste weinen, so schlimm waren die Fotos.
Ich wusste, dass sie irgendetwas mit mir zu tun haben mussten, sonst wären sie nicht in meinem Ordner.
Ich blätterte den Ordner weiter durch. Es kamen viele, viele Blätter. Oben stand Psychiatrie Heaven drauf. Protokolle. So was kannte ich.
Ich las das erste Protokoll durch. Sie schrieben über meinen Vater, wie er den ganzen Tag schlief. Im nächsten auch. Ach, wie langweilig.
Vielleicht sollte ich mal das Puzzleteil von Mörderbaby durchlesen. Ich nahm das Blatt heraus und las:
Mörderbaby Gelton
Sarah Gelton, geborene Newshorn, hat diese Woche erfahren, dass sie ein Baby erwartet. Das ist nichts Ungewöhnliches –, so, wie es wohl vielen Frauen mindestens einmal im Leben widerfährt. Doch bei Sarah Gelton liegen die Fakten völlig anders. Der Vater des Kindes ist der am 18. Dezember '96 verstorbene Amokläufer und Mörder Dane Gelton aus Kansas, der nach dreimonatigem Aufenthalt in der Psychiatrie Heaven verstarb. Es stellt sich nicht nur für die werdende Mutter die Frage, welch missgestaltetes Baby sie Ende Juni diesen Jahres erwarten wird. Es wurde ihr dringend angeraten, das Baby direkt nach der Entbindung zu Forschungszwecken freizugeben. Das Institut der Universität British Columbia führt Versuche in den Bereichen Gentechnik und Hirnforschung durch und ist an diesem Baby sehr interessiert. Vor knapp drei Jahren hatte sich auch der Vater Dane Gelton dort einem Untersuchungsprogramm unterzogen. Eine erblich veränderte Hirnstruktur beeinträchtigte seine Wahrnehmung und sein Wertegefühl. Sein Denken und Handeln waren zu diesem Zeitpunkt dadurch bereits schwer gestört. Das Institut diagnostizierte eine veranlagte Psychopathie. Damit scheinen die Weichen für die Entwicklung des Babys bereits gelegt zu sein. Ein normaler Lebensweg ist damit kaum möglich.
Über Generationen hinweg sind immer wieder Auffälligkeiten in der Familie Gelton aufgetreten. Selbst die Mutter war verhaltensgestört und ließ sich über viele Jahre stillschweigend demütigen und vergewaltigen.
Sarah Gelton lehnt bis heute jeden Kommentar ab, und wir alle möchten sie doch inständig bitten, das wirklich Richtige zu tun. Einer Fruchtwasseruntersuchung zufolge soll es ein Junge werden. Müssen wir nun Angst vor einem neuen Dane Gelton haben?
Wir stellen uns die Fragen: Welcher Kindergarten wird das Kind je aufnehmen? Welche Schule wird es je unterrichten wollen? Welchen Berufszweig wird der Junge je einschlagen können?
Nach diesem Artikel wurde ich noch aufgeregter. So doll, dass ich pinkeln musste. Aber ich konnte doch nicht einfach in irgendeine Ecke von Mr. Mintz‘ Zimmer machen. Ich fand eine Flasche im Schrank, die fast leer war. Die benutzte ich. Glücklicherweise war das restliche Zeug darin ebenfalls gelb. So würde es wohl erst einmal keiner merken.
Meine Aufregung wurde aber nicht weniger.
Das Paket, das Mr. Mintz bekommen hatte, interessierte mich plötzlich. Überall schienen Informationen für mich zu lauern. Es war also Mr. Mintz‘ Zimmer gewesen, das meinen Wissensdurst löschte, nicht Bobs.
Ich sah mir das Paket an. Es war schwer. Musste also viel drin sein. Ich las den Absender: James Richard Clark aus Kalifornien.
Das war Patricks Vater Jim!! Ihn vermisste ich auch sehr. Was schickte er wohl zu Mr. Mintz?
Ich dachte, dass das Paket nur für mich sein könne, denn außer mir kannte niemand Patricks Vater. Also öffnete ich das Paket. Darin lagen wieder Fotos, viele Blätter und zwei Bücher.
Überall waren meine Eltern drauf, überall standen ihre Namen. Das war eindeutig ein Geschenk von Jim
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