Vielleicht Verliebt
Fingern, sie kann sich kaum konzentrieren. »Und jetzt bist du hier bei uns, und keiner weiß, was du gewöhnt bist und was du gerne hast und wovor du dich fürchtest und was du kannst.«
Ruckel, ruckel.
»Aber ich finde das alles raus, das verspreche ich dir.« Plötzlich sind ihre Finger leer. Langsam und vorsichtig dreht Holly den Kopf zu B-O. Er hält die Mango im Schnabel und hat sich wieder auf das hinterste Stangenstück zurückgezogen. Er fasst Holly ganz genau ins Auge, als würde er drauf warten, dass sie ihm seine Beute wieder abluchst. Aber als sie ganz still sitzt, löst er seinen Blick von ihr und schleudert mit voller Wucht die Mango gegen seine Stange. Rums. Das Stück hat einen Riss bekommen. Und noch mal. Zonk. Rechts und links fliegen Mangostückchen auf den Käfigboden. B-O wirft den Kopf in den Nacken und schlingt den mittleren Fitzel, den er jetzt noch im Schnabel hat, mit einem Happs runter.
Er hat ihr aus der Hand gefressen!!!
»Guten Appetit«, flüstert Holly.
B-O senkt den Kopf und gurrt mit Oma-Stimme: »Dangedirauch.«
***
Nach dem Sonntagsmittagessen am nächsten Tag stehen sie zu zehnt in einer Reihe, die lückenlos vom Spülbecken bis zum Geschirrschrank in der hintersten Ecke der Küche reicht, und waschen als letzte Amtshandlung vor der Abreise von Annelie und Arthur gemeinsam das Geschirr ab.
»Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du Beo in so kurzer Zeit zum Sprechen gebracht hast!« Annelie nimmt einen triefend nassen Teller von Joram entgegen, trocknet ihn sorgfältig ab und reicht ihn an Opa Eins weiter. Der gibt ihn Holly.
»Ich schon«, sagt sie und drückt den Teller grinsend Eva in die Hand.
»Redet der Pejo dann bald auch mal mit meiner Stimme?«, fragt Juni und beugt sich zu Holly vor, während sie den Teller von Eva in Empfang nimmt und ihn sofort an Oma Eins weitergibt. »Oder mit der von der Mai?«
»Mit meiner Stimme darf nur ich reden.« Mai grabscht Oma Eins den Teller aus der Hand.
»Wenn überhaupt, wird er mit Hollys Stimme sprechen. Auf die hat er sich offenbar schon voll eingeschossen.« Arthur nimmt Mai den Teller ab und überreicht ihn mit einer leichten Verbeugung Tristan, der ihn in den Schrank räumt.
»Die ›Hauptbezugsperson des Beos‹«, sagt Joram und quietscht mit dem Spülschwämmchen in einem Glas rum. »Haben wir doch gestern im Internet gelesen.« Er reicht Annelie das Glas und dreht sich zu Holly um. »Das bist jetzt du.«
»Ja, das bin jetzt ich.« Glücklich lässt Holly das Glas die Reihe entlangwandern.
»Ich will auch mal ein Tier«, motzt Mai. Der Geschirrfluss kommt zum Stillstand, weil sie das Glas zwischen ihren verschränkten Armen einklemmt. »Nicht immer nur Elisa.«
»Wir hatten doch noch nie ein Tier, Mai-Kind«, sagt Oma Eins sanft.
»Trotzdem.«
»Ich mach dir ein Tier!«, tröstet Juni und zieht das Glas vorsichtig aus Mais Klammergriff. »Ich hab schon eine Idee!«
»Ich will aber kein gebasteltes«, knurrt Mai.
»Wird es auch nicht!« Juni hüpft aufgeregt aus der Reihe und gibt Arthur das Glas. »Ein ganz echtes! Komm mit!« Und mit Mai im Schlepptau düst sie raus in den Garten.
»Oha, Lücke im System!«, ruft Arthur. »Alle mal ein bisschen aufrücken.«
Annelie, Opa Eins, Holly, Eva und Oma Eins trippeln ein Schrittchen auf den Schrank zu, bevor die große Servierplatte sich auf den Weg von Joram zu Tristan macht.
»Fällt euch nicht zufällig doch noch was ein, was B-O kann?« Holly will sich nicht damit zufriedengeben, dass Annelie und Arthur nur die Schultern gezuckt haben, als sie sie nach B-Os Vergangenheit gefragt hat.
»Alles, was wir wissen, haben wir dir schon gesagt, Schatz.«
Ja. Dass er dreizehn Jahre lang bei der Oma gelebt hat, die jetzt ins Altersheim gekommen ist. Dass er sehr laut ist und viel Dreck macht. Nicht gerade ein Sachbuch.
Annelie stopft das Geschirrtuch in den Saftkrug und lässt die Arme sinken.
»Tristan, Eva«, sagt sie, »habt ihr euch das auch wirklich gut überlegt mit dem Beo?«
Arthur sieht sie entsetzt an. »Frau, was tust du?«
Annelie atmet tief ein. »Also gut, ich gebe es ja zu, unser Besuch bei euch und der Beo waren nicht ganz unabhängig voneinander.«
Holly sieht Eva schmunzeln.
»Aber ihr sollt nicht denken, dass wir nur deswegen gekommen sind! Wir wollten euch natürlich kennenlernen!« Sie lächelt einmal die Reihe durch. »Ich möchte auf keinen Fall, dass ihr euch verpflichtet fühlt, den Beo zu nehmen! Wir können ihn auch wieder
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