Vielleicht Verliebt
…«
»Nein!« Evas Stimme ist noch lauter als Hollys eigene.
Tristan lacht. »Du hörst es, Mama. Meine Ladys sind sich sicher.«
»Das ist schön«, sagt Annelie, schert aus der Reihe aus, klopft ihrem riesigen Sohn mütterlich auf die Schulter und sieht Eva an. »Besser als bei euch könnte er es auch nirgendwo haben.«
Vom Spülbecken hört man plötzlich ein leises Platschen. Joram dreht sich um. Von seinen Händen tropft der Schaum. »Oma Lie?«, fragt er leise. »Könnt ihr mir einen Gefallen tun?«
»Alles, was du willst, Schatz.« Annelie hält immer noch den Krug in den Händen, in dem das Geschirrtuch aussieht wie karierter Saft.
»Könnt ihr euch noch von Mama verabschieden, bevor ihr nach Hause fahrt?«
Annelie wirft Arthur einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Verabschieden?«, fragt sie. »Wie meinst du das denn? Wir haben die Mama doch diesmal gar nicht gesehen.«
Joram schüttelt den Kopf. Seine Ohren sind tomatenmarkfarben. »Ich meine richtig verabschieden«, sagt er.
Einen Moment herrscht totale Stille. Dann schaltet sich Tristan ein.
»Kumpel«, sagt er. »Oma Lie und Opa Arthur sehen Mama doch wieder. Da gibt es bestimmt noch viele Gelegenheiten.«
»Spätestens wenn du Abi machst.« Arthur grinst. »Vorausgesetzt natürlich, du schaffst das Abi.«
»Arthur, jetzt lass doch mal die Witze!«, schimpft Annelie. »Ich finde, Joram hat völlig recht. Auf dem Heimweg fahren wir bei Nikola vorbei und sagen ihr Auf Wiedersehen.«
V ier ziehen!« Holly knallt ihre Sieben auf den Tisch.
»Nö.« Tristan legt noch eine Sieben nach. »Sechs ziehen. Sorry, Kumpel.«
Joram nimmt leise seufzend sechs Karten vom Stapel und legt dann eine Acht. »Oma Eins muss aussetzen.«
»Gut gemacht, Junge!« Opa Eins grinst zufrieden. »Die gewinnt uns noch. Und das will ja keiner.«
»Du bist ja sehr charmant heute.« Oma Eins tut beleidigt, aber Holly weiß genau, dass es ihr egal ist, ob sie gewinnt oder verliert – im Gegensatz zu Opa Eins.
Der legt einen Buben. »Ich wünsche mir Herz und Frieden auf Erden.«
»Mau Mau.« Mit einem leisen Klacken schnippst Eva ihre letzte Karte auf den Haufen. Herz König.
»Mist!«, flucht Opa Eins. »Hätte ich doch Karo gesagt!«
Oma Eins tätschelt ihm die Hand. »Ist doch nur ein Spiel, Hubert.«
»Wir wollen auch mitmachen!« Mai und Juni kommen durch die Gartentür ins Wohnzimmer.
»Gutes Timing, wir fangen gerade eine neue Runde an.« Opa Eins mischt mit seinen Profi-Karten-Händen schneller, als man gucken kann.
»Habt ihr kein Tier für Mai gefunden?«, erkundigt sich Holly.
»Doch, sogar ganz viele«, sagt Juni, »aber die wollten leider alle nicht.«
Sie stapft zum Käfig, kniet sich vor B-O und murmelt fachmännisch: »Wir brauchen eins mit Käfig, damit das nicht abhauen kann.«
»Nicht zu nah ran!«, ruft Holly. »Sonst bekommt er Angst.«
Mai hockt sich auch noch dazu. Holly gefällt das gar nicht. Bis jetzt hat sie die Zwillinge erfolgreich von B-O fernhalten können. Vor allem Dank Annelie und Arthur, die bei dem strahlenden Wochenendwetter fast die ganze Zeit im Garten gehockt und sich mit den Kleinen beschäftigt haben. Arthur hat ihnen sogar Zaubertricks beigebracht, und im Vergleich zu B-O war das wohl die größere Attraktion.
Aber jetzt ist die Attraktion wieder nach Hause gefahren.
»Sing mal was!«, sagt Juni und tupft ihren Finger sanft gegen die Gitterstäbe. »Soll ich dir mein Hummel-Lied beibringen, Be-Öchen?«
B-O quetscht sich in die hinterste Ecke vom Käfig und plustert sich auf. Er schreit.
»Guck mal!«, ruft Juni aufgeregt. »Von B-O ist eine Feder abgegangen! Kann ich die haben?«
»Was?«, ruft Holly und stürmt sofort zum Käfig.
Tatsächlich. Eine ziemlich große sogar, wahrscheinlich vom Schwanz oder aus dem Flügel. Juni streichelt erst sich und dann Mai damit übers Gesicht. »Kitzelig, oder?«
»Ich dachte, ihr wolltet Mau Mau spielen?«, ruft Opa Eins und verteilt zackig die Karten. »Dann kommt jetzt auch!«
Juni steckt sich die Feder in ihren Zopf und zerrt Mai zum Tisch. »Die nächste Feder kriegst dann du, okay?«
Holly protestiert nicht, weil Juni einfach so über die Feder bestimmt. Hauptsache, die beiden lassen den armen B-O in Frieden. Sie schickt Opa Eins einen dankbaren Blick, weil er sie losgeeist hat, aber der sieht ihn gar nicht. Er hat sich seine Karten aufgefächert und sortiert sie mit höchster Konzentration.
Als sie an den Tisch zurückkommt, gähnt Joram ihr entgegen. Dabei ist
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