Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Vier Arten, die Liebe zu vergessen

Titel: Vier Arten, die Liebe zu vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
Vom Netzwerk:
and good luck ging ihm schon die ganze Zeit durch
den Kopf und sorgte dafür, dass alles, was er tat, das Einpacken, Aufräumen,
Abmelden, sich in tänzerischer Leichtigkeit vollzog und wie neben seinem
Bewusstsein geschah.
    Berlin war so anders als Galway und so anders als München, dass
Michael das Gefühl hatte, er wache aus einem Traum auf, der zwar schön, aber
nicht das richtige Leben gewesen sei, jetzt, in diesem rauen Klima, in dieser
durcheinandergewirbelten Stadt, die ebenfalls aus einem Traum aufgewacht war,
würde das richtige Leben losgehen. Das Leben des freien Mannes.
    Nach dem Transfer waren aus den unglaublich vielen irischen Pfund
noch viel mehr deutsche Mark geworden, und Michael kaufte zum ersten Mal in
seinem Leben Möbel, Haushaltsgegenstände, eine sehr gute Gitarre und ein
Keyboard mit sehr vielen Sounds.
    Als das Telefon nach zwei Wochen angeschlossen wurde, klingelte es
auch fast sofort. Er nahm den Hörer ab und sagte: »Hallo, Ian.«
    Â»Wieso weißt du, dass ich das bin? Hast du so ein supermodernes
Telefon, das die Nummer zeigt?«
    Â»Nein, du bist der Einzige, der sie hat.«
    Â»Outsch. Da solltest du mal drüber nachdenken.«
    Â»Später, was ist los?«
    Â»Dein Geschmack als Talentscout kommt gut an. Deine Megan spielt mit
ihrer Freundin in Fairy Os Band. Sie gehen im November auf Tour durch England,
Schottland, Wales und im Januar nach Kanada. Große Sache.«
    Â»Du hast der Frau aber nicht meinen Namen gesagt, oder?«
    Â»Nein, natürlich nicht, nur dass ein Freund von mir sie in Dingle
gehört hat.«
    Als Michael Goodbye and good luck einige
Wochen später nach Dublin schickte, stellte er sich Megan vor, wie ihr die
Zeile, die sie morgens eilig und verstohlen auf den Notizblock des Hotels
geschrieben hatte, wieder begegnen würde. In einem Lied, das sie begleitete. Ob
sie an Zufall glaubte? Oder würde sie fragen, wer den Song geschrieben hatte,
und zur Antwort bekommen, ein mysteriöser Mann, der sich nicht zu erkennen
gibt. Und würde sie dann denken, das ist der free man aus Dingle, der sie
diesem Verleger empfohlen hat? Würde sie in einem schwachen Moment nach zu viel
Guinness vielleicht herausposaunen: I fucked the composer? Nein, das würde sie
niemals tun. Ihre Scheu war ein Zeichen von Integrität, dessen war sich Michael
sicher. Aber würde sie es als einen Gruß von ihm empfinden? Er empfand es so.
Eine kleine musikalische Verneigung. Nur eine angedeutete.
    Noch bevor er fertig eingerichtet war, begann er wieder mit dem
Komponieren, und es wurde ein ähnlicher Rausch wie damals in München, er
schlief wenig, aß noch weniger, trank zu viel und arbeitete die Nächte durch,
bis er elf Lieder hatte, die er in einem Paket nach Dublin schickte.

Kapitel 3
    Es war noch nicht einmal acht Uhr, als Luc nebenan wieder
mit seinem stumpfsinnigen Ballgeklatsche anfing, und Michael wusste, dass es
nicht reichen würde, das Fenster zu schließen und weiterzuschlafen – dieses
Geräusch drang durch. Und jetzt in eines der Gästezimmer im Erdgeschoss
umzuziehen hatte er auch keine Lust. Die waren schon fertig für seine Freunde.
Außerdem, wenn er erst mal unten angekommen wäre, dann hätte sich alle
Müdigkeit, die ihm jetzt noch die Lider verklebte, verzogen, und er würde
höchstens noch dem Ärger über dieses blöde einsame Kind nachlauschen.
    Eigentlich konnte er jetzt zur Eröffnung der Pontonbrücke gehen, dachte
er, während er das Aufheizen der Espressomaschine abwartete, aber er wollte
nicht schon wieder ins Gedränge. Seinen Freunden hätte er gern dieses
würdevolle Spektakel vorgeführt, aber für sich brauchte er das nicht zum
wiederholten Mal.
    Mit einem Cappuccino, drei Scheiben fadem italienischen Weißbrot und
Orangenmarmelade auf einem Tablett ging Michael in den Salon und legte das
zweite Album von Fairy O in den CD -Player. So etwa
einmal im Monat tat er das, hörte sich seine eigene Musik an und war jedes Mal
erstaunt, manchmal gar erschüttert, wie gut sie ihm noch immer gefiel.
    Das war keine Eitelkeit, dessen war er sich sicher, denn er schätzte
den Anteil, den seine Kompositionen am Gesamten hatten, nicht so hoch ein, es
war eben nur ein Anteil. Die Arrangements, das Musizieren und schließlich Erins
Gesang schienen ihm so viel mehr zum Gelingen der Musik beizutragen als das
bisschen Text und Melodie, das er jeweils

Weitere Kostenlose Bücher