Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
Vom Netzwerk:
schreist ihn noch ein bisschen zusammen?«
    Laura presste die Hände an ihre brennenden Wangen.
    »Was wollt ihr, verdammt?« Das wütende Mädchen, das augenblicklich in ihr lebte, war offensichtlich zu weiterer Brüllerei bereit. »Und der Kerl hat das total verdient, weil er ein mieser, falscher Scheißtyp ist - also noch mal: Was wollt ihr?«
    Es gab gar keinen Grund für das plötzliche Auftauchen ihrer aufgetakelten Mitbewohnerinnen und außerdem sahen sie viel zu selbstzufrieden aus. Na ja, außer Irina, die sah nie irgendwie aus, wenn sie es vermeiden konnte.
    »Also mein Therapeut sagt, ich hab ein Problem, weil ich viel zu viel über mich erzähle«, begann Holly und tappte mit der Fußspitze auf Lauras Bettvorleger.
    »Das bedeutet, sie kann nichts für sich behalten, und wenn es um ihr Leben ginge«, ergänzte Candy. »Sie hat uns alles über deinen Rumbumser von Freund erzählt, und deshalb haben wir beschlossen, etwas gegen ihn zu unternehmen.«
    »Ach ja? Was denn? Wollt ihr einen Killer auf ihn ansetzen?«, fragte Laura. »Oder ihm nur die Arme brechen - das fänd ich okay.«
    Irina lächelte. Möglicherweise. »Ich känne russisch Mafia.«
    Candy schüttelte den Kopf. »Nee, nee. Ich hab das Gegengift für deine Probleme - nämlich die Limousine draußen mit mehreren Flaschen prickelndem Champagner im Eiskühler. Wir bringen dich zurück aufs Pferd!«
    »Ich war nie auf einem Pferd!«
    »Das war doch nur, äh, so’ne Metapher. Was tut man, wenn man vom Pferd fällt? Man steigt wieder auf. Dasselbe gilt für Jungs. Du suchst dir einen neuen kleinen Süßen, kletterst rauf, reitest’ne Runde und, tja, der verlogene Exfreund ist kein Thema mehr. Ich spreche aus bitterer Erfahrung.«

13
    W enn Laura gewusst hätte, dass der Spruch »Also eigentlich bin ich ein Model« das geheime Passwort zu einer Welt voller hinreißender Typen war, hätte sie Tom sausen lassen, bevor sie nach London gegangen war. Ganz bestimmt. Denn als die vier Mädchen mit der Stretchlimousine von einem Club zum nächsten gondelten, reihte sich ein endloser Strom von coolen Typen aneinander, alle bereit, ihr mit strahlendstem Lächeln Drinks zu holen oder sie zum Essen einzuladen. Laura merkte, wie ihr Marktwert ins Unendliche stieg. Das war der reinste Dominoeffekt: Immer mehr Typen baggerten sie an, bis sie schließlich vor einem sie anbetenden Publikum aus Männern in Designerjeans und Designerschuhen auf einer Bank saß, die über ihre Witze lachten und ihr anboten, sie backstage mit jeder Band ihrer Wahl bekannt zu machen.
    In ihrer Hand war immer ein randvolles Glas, denn sobald sie es geleert hatte, wurde es sofort wieder gefüllt, als sei es nicht Champagner für zweihundert Pfund die Flasche, sondern Leitungswasser. Das war von Geburtstagsfeiern in irgendwelchen Golfclubs eine Million Kilometer weit entfernt.
    Doch sosehr sie sie auch zu verdrängen versuchte, die Erinnerungen wollten einfach nicht verschwinden.
    »Tu das nicht«, flüsterte der Junge neben ihr.
    »Was?«
    »Schau nicht so traurig. Hier, trink noch ein Glas Champagner.«
    Es prickelte hell und sprudelnd in ihrem Glas, kitzelte sie im Hals und vertrieb die Traurigkeit. Aber es war nicht nur der Alkohol, der sie so beduselt machte.
    Es war die Aufmerksamkeit.
    Ja, sie hatte ein bisschen Aufmerksamkeit von scharfen Typen echt verdient, aber was Laura wirklich anmachte, waren die Mädchen. Nicht auf lesbische Weise, sondern die Art, wie sie sie ansahen in den Jeans und den Turnschuhen, die sie seit heute Morgen anhatte: als wäre sie eine Bedrohung, eine Konkurrenz, als wäre sie schöner als diese Mädels.
    Vielleicht stimmte das. Sie fühlte es, als sie auf einer briefmarkengroßen Tanzfläche in wieder einem anderen Club herumwirbelte und mitbekam, wie die Mädchen die Jungs beobachteten, die Laura beobachteten. Nicht schlecht für eine, die nur hübsch war.
    Zum Schluss landeten sie in der abgerocktesten Bar, die Laura je gesehen hatte. Die Wände waren aus rohem Beton, und die Einrichtung bestand nur aus ein paar Orangenkisten für den DJ und abgewetzten Sofas, die mit ihren kaputten Sprungfedern alle bösartig attackierten, die sich draufzusetzen wagten. Irina quasselte ungewöhnlich aufgedreht nonstop in einer nach Spanisch klingenden Sprache mit einem ausländisch aussehenden Jungen. Holly hatte sich bei George eingehängt, aber beide starrten fasziniert Candys Stiefbruder Reed an, der zwar mit einem hinreißenden brasilianischen Mädchen gekommen

Weitere Kostenlose Bücher