Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vier Beutel Asche: Roman (German Edition)

Vier Beutel Asche: Roman (German Edition)

Titel: Vier Beutel Asche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
bezahlter Langeweile am Tag.
    Als wir die Einkäufe in Maiks Satteltaschen verstauten, sprachen uns drei Typen an, vielleicht zwei, drei Jahre älter als wir. Sie wollten wissen, ob wir noch was erleben wollten, sie wüssten von einer coolen Party oder einem Club, genau verstand ich es nicht. Dabei sahen sie vor allem Lena und Selina an.
    »Non, merci«, sagte ich.
    Maik schüttelte vehement den Kopf. Auch ohne Sprachkenntnisse war die Situation klar.
    »Et vous?« Sie sahen weiter die Mädchen an und ignorierten uns. Es war, als hätten wir gar nichts gesagt.
    »Non«, sagte Selina.
    »Wir haben nee gesagt.« Maik legte seinen Arm um ihre Schultern und fasste den Wortführer ins Auge, den Kopf erhoben.
    »Okay.« Abwehrend hob er die Hände. Männliche Besitzansprüche kapierten sie also.
    Ich nicht. Ich stand noch immer neben Lena, ohne sie zu berühren.
    »Franzosen.« Maik löste sich nur ganz langsam wieder von Selina, es klang abwertend.
    »Ja, Franzosen.« Bei Lena klang es ganz anders. Sie lächelte Maik herausfordernd an.
    »Wolltest du mitgehen, oder was?«
    »Nein.« Lena lächelte noch immer, und ich wurde eifersüchtig, obwohl sie doch für mich tabu war. Aber auch die Franzosen sollten die Finger von ihr lassen.
    Es kostete Überwindung, sich noch mal auf den schwarzen Sitz zu begeben, er schien viel härter als noch beim Start in Hartingen. Aber wir konnten unsere Schlafsäcke schlecht hier auf dem Fußweg ausrollen. Ein Polizeiauto rollte vorbei und ignorierte uns. Wenigstens das.
    Wir fuhren aus der Stadt und bogen bei erster Gelegenheit in den Wald. Schon bald fanden wir eine schöne, langgestreckte Lichtung an einem Fluss. Autoreifengroße Brandstellen nahe beim Wasser zeigten, dass Feuermachen hier erlaubt war oder zumindest üblich. Der Fluss war vielleicht fünfundzwanzig Meter breit, ruhig und klar, in Ufernähe konnte man die runden Steine am Grund deutlich erkennen. Der Boden war eben genug zum Schlafen.
    Eilig zogen Maik und ich uns bis auf die Unterhose aus und sprangen ins Wasser. Wild posend tobten wir herum, und alle zwei Minuten riefen wir: »Kommt auch rein!«
    Doch die Mädchen blieben lachend draußen. Selina rief ihre Mutter an, um zu sagen, Felix sei so süß wie auf den Bildern und sie würde noch bei Lena bleiben.
    Uns wurde langweilig, und das Wasser war kühler, als wir behauptet hatten. Wir trotteten an Land und setzten uns schlotternd in die letzte Sonne, um zu trocknen. An Handtücher hatten wir beim Einkaufen nicht gedacht.

18
    Als die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war, öffneten wir die zweite Flasche Wein. Ohne Korkenzieher mussten wir den Korken in die Flasche pressen. Maik und ich waren längst getrocknet und hatten uns wieder angezogen. Zu viert saßen wir auf den Isomatten und Decken im Kreis, die Bäuche vollgeschlagen. Neben uns lagen zwei halbe Baguettes und angebrochener Käse, wir hatten reichlich geholt.
    »Gut, dass wir keinen guten genommen haben«, sagte Maik, während er mit einem Ast auf den Korken einstocherte. »Da ist es nicht so schade drum.«
    »Du findest also schlechten Wein mit Kork besser als guten mit Kork?«, fragte Selina.
    »Das ist kein schlechter«, protestierte Lena, die ihn nach dem Aussehen des Etiketts ausgesucht hatte, und weil er heruntergesetzt war: drei nehmen, zwei bezahlen.
    »Du verdrehst einem gern die Worte im Mund, oder?«, fragte Maik und ploppte den Korken in die Flasche. Er warf das Ästchen hinter sich in den Fluss und nahm einen großen Schluck, bevor er die Flasche an Lena weiterreichte, die neben ihm saß. Auch Gläser hatten wir nicht. Lena trank und gab die Flasche an Selina weiter, Selina trank und gab sie mir.
    Ich trank und sah auf den dahinplätschernden Fluss, der inzwischen im Schatten lag, und zu den Maschinen hinüber, in denen sich Christophs Asche befand. Der Wein war trocken, machte die Glieder schwer und stieg schnell in den Kopf. Ich nahm die Flasche von den Lippen und erzählte, wie ich Christoph kennengelernt hatte, vom geretteten Fußball, mit dem wir noch jahrelang gespielt hatten, bis wir irgendwann immer weniger kicken gegangen waren.
    »Warum habt ihr aufgehört?«, fragte Lena.
    »Keine Ahnung. Ist so passiert.« Nachmittagsschule war dazugekommen, auf dem kleinen Bolzplatz waren wir irgendwann die Ältesten, auf dem richtigen Platz spielten die Vereinsspieler. Abhängen und Mädchen wurden wichtiger, und wir zockten große Meisterschaften auf der Playstation.
    »Das mit dem Ball ist

Weitere Kostenlose Bücher