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Vier Beutel Asche: Roman (German Edition)

Vier Beutel Asche: Roman (German Edition)

Titel: Vier Beutel Asche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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die Steigung hinaufkämpfte. Auf dem Schutzblech des rechten Hinterrads waren eine rostige Mistgabel und eine große Axt festgeschnallt, eine, die man mit zwei Händen führte. Das Blatt war rot lackiert, die stählerne Schneide blitzte in der Sonne.
    Als er bei uns vorbeikam, wandte sich der weißhaarige Bauer hinter dem Steuer uns zu. Er war bullig und saß mit gekrümmtem Rücken auf dem Sitz. Unter dichten Augenbrauen saßen kleine gerötete Augen im verhärmten, unrasierten Gesicht. Er bellte irgendwas, und sein gehässiges Lachen ging in einen Husten über, als habe er zu viele Abgase geschluckt. Über den Motorenlärm hinweg verstand ihn keiner von uns. Aber was ein Bauer über seine Felder und Plantagen sagte, dürfte in jeder Gegend der Welt gleich sein: Lasst die Finger davon!
    Maik war sicher, eines der beiden Schimpfworte erkannt zu haben, die er beherrschte, und ich glaubte es auch.
    »Echt ’ne freundliche Gegend«, sagte Selina.
    »Dafür beklau ich ihn extra«, knurrte Maik, hielt sich jedoch fern vom Zaun. Zu sehr hatte alles nach einer eindringlichen Warnung geklungen. Wir sollten warten, bis er wieder verschwand.
    Oben am Hang wendete der Bauer und pflügte langsam weitere Furchen neben die ersten. Bei dem Tempo würde er noch Stunden brauchen. Meine Lust auf einen Apfel wuchs unerträglich, ich schmatzte vor mich hin.
    Wieder bellte der Bauer etwas auf unserer Höhe. Dabei nickte er Richtung Plantage und wedelte mit einer Hand. Es war eine große Pranke mit klobigen Fingern, die bestimmt ordentlich zulangen konnte. Obwohl er diesmal noch eine Traktorbreite weiter entfernt gewesen war, war sich Maik sicher, nun beide vertrauten Schimpfwörter verstanden zu haben.
    »Das lass ich mir nicht bieten.« Maik wandte sich wieder dem Zaun zu. »Wenn ich sag, ihr kriegt Äpfel, dann kriegt ihr Äpfel!«
    »Warte!«, beschwor ihn Selina. »Der sieht aus, als wirft der mit seiner Mistgabel nach dir, wenn du da jetzt rübersteigst.«
    »Ich hab ’ne Pistole«, brummte Maik und sah zu seinen Satteltaschen.
    »Bist du verrückt?«, fuhr Selina ihn an. »Du lässt die Finger davon!«
    »Nur Spaß.« Er knackte mit den Fingern. »Aber zur Not schlag ich ihm in die Fresse.«
    »Maik!«
    »Der hat hunderttausend Äpfel, verdammt, der soll wegen einem Dutzend keinen Aufstand machen.« Er spuckte in Richtung Bauer und tänzelte auf der Stelle wie ein Boxer, lief jedoch nicht hinüber.
    »Vier gegen einen«, sagte ich.
    »Willst du ihn auch angreifen?«
    »Nein. Ich sage nur, er wird uns nicht angreifen, wenn wir uns Äpfel holen. Das traut er sich nicht.« Aber ich machte keinen Schritt in Richtung Plantage. Was wieder einmal bewies, dass Mut nicht nach mathematischen Regeln funktionierte.
    Als der Bauer zum dritten Mal auf uns zuzuckelte, knurrte mein Magen so laut, dass ich wusste, ich würde es nicht ertragen, noch lange neben der Plantage zu stehen, ohne etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Entweder holten wir uns jetzt die Äpfel, oder wir suchten eine andere Plantage oder einen Weinberg. In Frankreich musste es doch Hunderte geben.
    »Der hat Angst vor uns«, behauptete ich. Ich hatte keinen Bock mehr zu warten.
    »Du sagst es, Kumpel.« Maik legte mir die Hand auf die Schulter.
    Der Bauer hielt auf unserer Höhe an, als habe er uns gehört. Der Motor tuckerte im Leerlauf weiter wie eine unterschwellige Drohung. Mit einem grimmigen Nicken winkte er uns herbei.
    »Pourquoi?«, fragte ich, ohne mich zu rühren.
    Maik reckte die Finger wie ein Westernheld im Duell, bevor er die Waffe zieht.
    »Tu’s nicht«, zischte Selina.
    Der Bauer deutete hinter uns und rief etwas. Sein Dialekt war so ausgeprägt, dass wir nichts verstanden. Vier gegen einen , dachte ich noch einmal und setzte mich zögernd in Bewegung. Die anderen folgten mir. Mistgabel und Axt waren noch immer neben ihm festgezurrt, er konnte sie nicht einfach an sich reißen. Er war alt, wir würden schneller sein.
    »Allemands?«, fragte er rau.
    Wir nickten, und ich fragte mich, ob er einer von den Alten war, die den Deutschen angeblich die letzten drei Kriege noch nicht verziehen hatten. Die immer noch an einen Erbhass glaubten, als gebe es ein dominantes Hassgen. Als hätten wir fünfzig Jahre vor unserer Geburt gekämpft, als wären wir für die Taten unserer Ururgroßeltern verantwortlich, auch wenn die 1870 noch in Siebenbürgen oder sonst wo gelebt hatten.
    »Ah.« Er lächelte und bemühte sich um eine deutlichere Aussprache. Tatsächlich quoll

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