Vier Frauen und ein Mord
»Im Wohnzimmer.«
Poirot blinzelte.
»Darum sind Sie doch hergekommen, nicht? Sie sind doch der ausländische Gentleman, der bei den Summerhayes wohnt?«
»So, wissen Sie alles über mich?«, sagte Poirot. Er strahlte. »Ja, das stimmt, Mrs…«
»Kiddle. Mein Mann ist Gipser. Sind vor vier Monaten hier eingezogen, ja. Haben vorher bei Berts Mutter gewohnt… Einige Leute haben uns gesagt: ›Ihr werdet doch wohl nicht in ein Haus ziehen, wo es einen Mord gegeben hat?‹ Aber ich hab gesagt, ein Haus ist ein Haus und besser als ein Hinterzimmer und Schlafen auf zwei Stühlen. Grässlich, dieser Wohnungsmangel, nicht? Und wir sind hier gar nicht belästigt worden. Es heißt immer, die gehen um, wenn man sie ermordet hat. Aber sie tut’s nicht! Wollen Sie sehen, wo es geschehen ist?«
Poirot, der sich vorkam wie ein Tourist bei einer Führung, war einverstanden.
Mrs Kiddle führte ihn in ein kleines Zimmer, das mit schweren alten Möbeln überfüllt war. Im Gegensatz zu dem übrigen Haus sah es aus, als wäre es noch nie benutzt worden.
»Da auf dem Boden ist sie gelegen, und der Hinterkopf war gespalten. Hat der Mrs Elliot einen schönen Schrecken eingejagt. Das ist die, die sie gefunden hat – sie und Larkin, der immer das Brot bringt. Aber das Geld war oben. Kommen Sie rauf, ich zeig’s Ihnen.«
Mrs Kiddle ging die Treppe hinauf und in ein Schlafzimmer, in dem eine große Kommode, ein breites Messingbett, ein paar Stühle und eine schöne Sammlung von nassen und trockenen Windeln waren.
»Gerade hier war es«, sagte Mrs Kiddle stolz.
Poirot blickte sich um. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass diese Stätte ungezügelter Fruchtbarkeit einst das wohlgescheuerte Reich einer ältlichen, auf ihren Haushalt stolzen Frau gewesen war. Hier hatte Mrs McGinty gewohnt und geschlafen.
»Ich vermute, dass dies nicht ihre Möbel sind.«
»O nein. Ihre Nichte drüben in Cullavon hat alles abgeholt.«
Von Mrs McGinty war hier nichts geblieben. Die Kiddles waren gekommen und hatten gesiegt. Das Leben war stärker als der Tod.
Von unten kam das wilde, laute Gebrüll eines Babys.
»Das Baby ist aufgewacht«, erklärte Mrs Kiddle überflüssigerweise.
Sie stürzte die Treppe hinunter, und Poirot folgte ihr.
Hier würde er nichts finden.
»Ja, Sir, ich hab sie gefunden.«
Mrs Elliot war in ihrem Element. Dies hier war ein nettes Haus, ordentlich und sauber. Das einzig Dramatische darin war die Erzählung von Mrs Elliot – einer großen, hageren, dunkelhaarigen Frau – vom glorreichsten Augenblick ihres Lebens.
»Larkin, der Bäcker, kam und klopfte an die Tür. ›Es ist wegen Mrs McGinty‹, sagte er, ›die hört uns nicht. Vielleicht ist sie krank.‹ Und wirklich, das hab ich auch geglaubt. Sie war keine junge Frau mehr, wirklich nicht. Und mit dem Herzen hatte sie’s auch, das weiß ich bestimmt. Ich dachte, sie hätte vielleicht einen Schlaganfall erlitten. Also bin ich rübergelaufen, weil doch nur die beiden Männer da waren, und die wollten natürlich nicht ins Schlafzimmer gehen.«
Poirot nahm diesen Bericht über männliche Wohlanständigkeit mit beifälligem Murmeln zur Kenntnis.
»Ich bin also die Treppe raufgelaufen. Er stand auf dem Treppenabsatz – bleich wie der Tod. Nicht, dass ich damals geglaubt hätte – nun, da wusste ich natürlich noch nicht, was geschehen war. Ich klopfte laut an die Tür, bekam aber keine Antwort, also habe ich die Klinke runtergedrückt und bin hineingegangen. Der ganze Raum war in fürchterlicher Unordnung, und das Bodenbrett stand hoch. ›Das ist ein Einbruch‹, sagte ich. ›Aber wo ist die arme Seele selbst?‹ Und dann schauten wir im Wohnzimmer nach – und da lag sie… auf dem Fußboden, und ihr armer Kopf war eingeschlagen. Mord! Ich sah gleich, was es war – Mord! Konnte nichts anderes sein! Raub und Mord! Hier in Broadhinny. Ich hab geschrien und geschrien! Die hatten wirklich allerhand mit mir zu tun. Man musste mir aus den ›Drei Enten‹ einen Weinbrand holen. Und selbst dann zitterte ich noch Stunden und Stunden lang. ›Nehmen Sie’s nicht so schwer, Mutter‹, sagte mir der Wachtmeister, als er kam. ›Gehen Sie nachhause und machen Sie sich ‘ne nette Tasse Tee.‹ Und das tat ich. Und als Elliot nachhause kam – ›Ja, was ist denn los?‹ fragte er und starrte mich an. Immer noch hab ich so gezittert. War schon immer so empfindsam.«
Poirot unterbrach geschickt diese hochinteressante Erzählung.
»Ja, ja, das merkt man
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