Vier Frauen und ein Mord
gleich. Und wann hatten Sie die arme Mrs McGinty zum letzten Mal gesehen?«
»Muss am Tag vorher gewesen sein, als sie im Hintergarten ein bisschen Minze pflückte. Ich habe gerade die Hühner gefüttert.«
»Hat sie etwas zu Ihnen gesagt?«
»Nur guten Tag und dass sie besser legten.«
»Und da haben Sie sie zum letzten Mal gesehen? Sie haben sie nicht am Tag ihres Todes gesehen?«
»Nein. Aber ihn hab ich gesehen.« Mrs Elliot senkte die Stimme. »Gegen elf Uhr früh. Ging auf der Straße spazieren. Ist dahergeschlurft wie immer.«
Poirot wartete, aber es schien, dass es nichts weiter zu sagen gab.
»Waren Sie überrascht, als die Polizei ihn festnahm?«
»Nun, ich war’s, und ich war’s auch wieder nicht. Wissen Sie, ich hab ihn immer für ein bisschen blöd gehalten. Und daran besteht ja kein Zweifel, diese Trottel werden manchmal bösartig. Ja, dieser Bentley, der war schon blöd, und es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn man ihn gar nicht aufhängt, wenn’s soweit ist, sondern ihn stattdessen in eine Anstalt steckt. Na, schauen Sie sich doch bloß einmal an, wo er das Geld versteckt hat! Niemand würde dort Geld verstecken, außer er wollte, dass man es findet. Einfach dumm und simpel, das war er.«
»Außer er wollte, dass man es findet«, murmelte Poirot. »Sie haben nicht zufällig einen Schlägel oder ein Beil vermisst?«
»Nein, Sir, ganz gewiss nicht. Die Polizei hat mich das auch schon gefragt. Hat uns alle hier herum danach gefragt. Es ist immer noch ein Geheimnis, womit er sie umgebracht hat.«
Hercule Poirot ging zum Postamt.
Der Mörder hatte gewollt, dass man das Geld findet, aber die Waffe wollte er nicht finden lassen. Das Geld würde James Bentley belasten, aber auf wen hätte die Waffe hingewiesen? Er schüttelte den Kopf. Er war noch in den beiden anderen Häusern gewesen. Die Leute waren weniger überschwänglich als Mrs Kiddle und weniger dramatisch als Mrs Elliot. Sie hatten alles in allem nur gesagt, dass Mrs McGinty eine sehr ehrenwerte Frau war, die zurückgezogen lebte, dass sie eine Nichte drüben in Cullavon hatte, dass außer dieser Nichte niemand sie besuchte, dass niemand, soweit man wusste, eine Abneigung oder einen Groll gegen sie hegte, und stimmte es wirklich, dass man eine Petition für James Bentley einreichen und alle ersuchen würde, sie zu unterzeichnen?
Ich habe nichts erreicht – nichts, sagte Poirot sich. Es ist nichts da – nicht der geringste Hoffnungsschimmer. Ich kann die Verzweiflung von Kommissar Spence wohl verstehen. Aber bei mir sollte das doch anders sein. Kommissar Spence, das ist ein sehr guter und eifriger Polizeibeamter, aber ich – ich bin Hercule Poirot. Für mich sollte es doch eine Erleuchtung geben.
Er betrat das Postamt.
Die rechte Seite war den Geschäften der Post Seiner Majestät gewidmet. Die linke Seite zeigte ein reiches Sortiment verschiedener Waren, darunter Bonbons, Lebensmittel, Spielzeug, Geschirr, Briefpapier, Geburtstagskarten, Wolle und Kinderwäsche.
Poirot mache sich daran, recht langsam Briefmarken einzukaufen.
Die Frau, die herbeistürzte, um ihn zu bedienen, war mittleren Alters und hatte scharfe, helle Augen.
»Hier«, sagte sich Poirot, »haben wir zweifellos das Gehirn von Broadhinny.«
Sie hieß Mrs Sweetiman.
»Und zwölf Ein-Penny-Marken«, wiederholte Mrs Sweetiman und nahm sie geschickt aus einem großen Buch. »Das macht zusammen vier Shilling zehn Pence. Sonst noch etwas, Sir?«
Sie sah ihn mit klaren, eifrigen Augen an. Durch die Hintertür steckte ein gierig lauschendes Mädchen seinen Kopf. Es hatte ungekämmtes Haar und einen Schnupfen.
»Ich bin hier noch fremd«, erklärte Poirot feierlich.
»So ist es, Sir«, bestätigte Mrs Sweetiman. »Sie sind aus London, nicht wahr?«
»Ich vermute, Sie wissen so gut wie ich, warum ich hier bin«, sagte Poirot lächelnd.
»O nein, Sir, ich habe wirklich keine Ahnung«, behauptete Mrs Sweetiman völlig mechanisch.
»Mrs McGinty«, erläuterte Poirot.
Mrs Sweetiman schüttelte den Kopf.
»Eine traurige Angelegenheit – eine grässliche Angelegenheit.«
»Ich glaube, Sie haben sie gut gekannt.«
»Aber sicher. So gut wie sonst wer in Broadhinny, möchte ich sagen. Wir plauderten immer ein wenig, wenn sie herkam, um eine Kleinigkeit zu kaufen. Ja, es war eine schreckliche Tragödie. Und noch nicht abgeschlossen, wie ich gehört habe.«
»Gewisse Kreise hegen einige Zweifel an James Bentleys Schuld.«
»Nun«, sagte Mrs
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