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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mrs Upward? Sie erkennen jemanden, nicht wahr?«
    Mrs Upward zögerte.
    »Ja… ich glaube…«
    »Welche?«
    Ihr Zeigefinger schoss vor und tippte auf das bebrillte kindliche Gesicht von Lily Gamboll.
    »Sie haben diese Fotografie gesehen? Wann?«
    »Vor kurzem… Aber wo… nein, ich kann mich nicht erinnern. Aber ich bin sicher, dass ich eine solche Fotografie gesehen habe.«
    Sie saß stirnrunzelnd da. Ihre Augenbrauen berührten sich fast.
    Sie erwachte aus ihrem angespannten Denken, als Mrs Rendell zu ihr trat.
    »Auf Wiedersehen, Mrs Upward. Ich hoffe wirklich, dass Sie einmal zum Tee zu mir kommen, wenn Sie sich wohl genug fühlen.«
    »Danke sehr, meine Liebe. Wenn Robin mich den Hügel hinaufschiebt.«
    »Natürlich, Madre. Ich habe durch das Schieben des Rollstuhls die unglaublichsten Muskeln entwickelt. Erinnerst du dich an den Tag, als wir zu den Wetherbys gingen und es so schlammig war…?«
    »Ah!«, sagte Mrs Upward plötzlich.
    »Was ist denn, Madre?«
    »Nichts. Erzähl weiter.«
    »Wie ich dich den Hügel hinaufschob. Erst rutschte der Stuhl, und dann rutschte ich. Ich dachte schon, wir würden nie mehr nachhause kommen.«
    Lachend verabschiedeten sich die Gäste.
     
    Poirot meinte, dass Alkohol die Zungen löste.
    War er vernünftig oder verrückt gewesen, diese Fotografien zu zeigen? War diese Geste auch eine Folge des Alkohols?
    Möglich.
    Er entschloss sich plötzlich, noch mal zurückzugehen.
    Er öffnete die Gartentür und ging auf das Haus zu. Durch das offene Fenster zu seiner Linken hörte er undeutlich zwei Stimmen. Es waren die Stimmen von Robin und Mrs Oliver. Sehr wenig die Mrs Olivers, und recht viel die Robins.
    Poirot stieß die Haustür auf und ging durch die Tür zu seiner Rechten in das Zimmer, das er wenige Augenblicke zuvor verlassen hatte. Mrs Upward saß vor dem Feuer. Ihr Gesicht zeigte einen ziemlich grimmigen Ausdruck. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sein Eintreten sie auffahren ließ.
    Beim Klang des um Entschuldigung bittenden Hüstelns sah sie abrupt auf.
    »Ach. Sie sind es. Sie haben mich erschreckt.«
    »Verzeihung Madame. Dachten Sie, es wäre jemand anderer? Wer sollte es denn sein?«
    Sie antwortete nicht, sondern fragte nur:
    »Haben Sie etwas hier gelassen?«
    »Ich habe befürchtet, etwas hier gelassen zu haben – Gefahr.«
    »Gefahr?«
    »Gefahr für Sie, vielleicht. Weil Sie eine dieser Fotografien erkannt haben.«
    »Ich würde nicht geradezu sagen, erkannt. Alle alten Fotografien sehen gleich aus.«
    »Hören Sie zu, Madame. Mrs McGinty hat auch eine dieser Fotografien erkannt, zumindest glaube ich das. Und Mrs McGinty ist tot.«
    Mit einem plötzlichen Aufleuchten von Humor in ihren Augen sagte Mrs Upward:
    »›Mrs McGinty ist tot. Wie starb sie? Sprich! Hielt ihren Kopf hin, genau wie ich!‹ Meinen Sie das?«
    »Ja. Wenn Sie etwas wissen – irgendetwas –, sagen Sie es mir jetzt. Sie werden dann geschützter sein.«
    »Mein Lieber, das ist nicht annähernd so einfach, wie Sie denken. Ich bin gar nicht sicher, dass ich etwas weiß – bestimmt nichts so Sicheres wie eine Tatsache. Undeutliche Erinnerungen sind eine sehr kitzlige Angelegenheit. Man müsste eine Ahnung haben, wie und wo und wann, wenn Sie mir folgen können.«
    »Aber mir scheint, dass Sie diese Ahnung schon haben.«
    »Das ist es ja nicht allein. Verschiedene Faktoren müssen noch berücksichtigt werden. Es hat keinen Zweck, mich zu drängen, Monsieur Poirot. Ich bin keine Frau, die hastige Entschlüsse fasst. Ich habe meinen eigenen Kopf, und ich nehme mir Zeit, ehe ich mich entscheide. Wenn ich einen Entschluss gefasst habe, handle ich. Aber erst, wenn ich soweit bin.«
    »Sie sind in mancher Hinsicht eine verschlossene Frau, Madame.«
    »Vielleicht – bis zu einer gewissen Grenze. Wissen ist Macht. Macht darf nur für die richtigen Zwecke verwendet werden. Sie werden verzeihen, wenn ich sage, dass Sie sich vielleicht nicht ganz das richtige Bild von unserem englischen Landleben machen.«
    »Mit anderen Worten: ›Sie sind ein verdammter Ausländer.‹«
    Mrs Upward lächelte.
    »So grob möchte ich nicht sein.«
    »Wenn Sie nicht mit mir sprechen wollen – da ist noch Kommissar Spence.«
    »Mein lieber Monsieur Poirot, nicht die Polizei. Nicht in diesem Stadium.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich habe Sie gewarnt«, sagte er.
    Denn ihm war klar, dass Mrs Upward sich jetzt schon daran erinnerte, wann und wo sie die Fotografie gesehen hatte.

14
     
    » J etzt«, sagte

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