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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hatte er ein seltsames Gefühl der Gewissheit. Er sah die Waffe…
     
    Später fragte er sich, ob er sie im Unterbewusstsein schon viel eher bemerkt hatte. Sie war vermutlich schon dort gewesen, als er nach Long Meadows gekommen war.
    Dort auf dem unordentlichen Bücherschrank am Fenster.
    Er dachte: Wieso habe ich sie nicht eher bemerkt?
    Er nahm sie auf, wog sie in seinen Händen, untersuchte sie, balancierte sie, hob sie zum Schlage…
    Maureen kam in ihrer gewöhnlichen Hast zur Tür herein. Zwei Hunde begleiteten sie. Ihre helle, freundliche Stimme sagte:
    »Hallo, spielen Sie mit dem Zuckerschneider?«
    »Das ist es? Ein Zuckerschneider?«
    »Ja. Ein Zuckerschneider oder Zuckerhammer… ich weiß nicht, wie es richtig heißt. Er ist recht lustig, nicht? So kindlich mit dem kleinen Vogel darauf.«
    Poirot drehte den Gegenstand vorsichtig in seiner Hand. Aus reich verziertem Messing hergestellt, war er geformt wie eine Axt. Er war schwer und hatte eine scharfe Schneide. Hier und da war er mit farbigen Steinen besetzt, mit hellblauen und roten. Oben auf dem Griff war ein frivoles Vögelchen mit Türkisaugen.
    »Ein prächtiges Ding, um damit jemanden zu ermorden, nicht wahr?«, meinte Maureen heiter.
    Sie nahm den Gegenstand aus seinen Händen und führte einen mörderischen Schlag gegen einen Punkt in der Luft.
    »Furchtbar einfach«, sagte sie. »Ich denke, damit könnte man einem Menschen den Schädel ganz leicht spalten. Meinen Sie nicht auch?«
    Poirot sah sie an. Ihr Gesicht war heiter und offen.
    »Ich habe Johnnie gesagt, was ihn erwartet, wenn ich ihn satt habe. Ich nenne das Ding da den besten Freund der Frau.«
    Sie lachte, legte den Zuckerhammer hin und wandte sich um.
    »Was wollte ich nur hier drin?«, sagte sie nachdenklich. »Ich kann mich nicht erinnern… Na, ist auch nicht schlimm. Ich gehe lieber in die Küche und schaue, ob ich noch mehr Wasser an den Pudding tun muss.«
    Poirots Stimme hielt sie zurück, ehe sie die Tür erreicht hatte. »Sie haben das Ding wohl aus Indien mitgebracht?«
    »O nein«, erwiderte Maureen. »Das habe ich zu Weihnachten beim B. und K. gekauft!«
    »B. und K.?« Poirot wusste nichts damit anzufangen.
    »Bring und Kaufe«, erklärte Maureen schnell. »Im Pfarrhaus. Man bringt Dinge, die man nicht mehr will, und man kauft etwas anderes dafür. Etwas nicht gar zu Grässliches, wenn es so etwas überhaupt gibt. Natürlich gibt es dort praktisch nie etwas, was man braucht. Ich habe dieses Ding da gekauft und dann die Kaffeekanne. Mir gefällt der Schnabel der Kaffeekanne und auch der kleine Vogel auf dem Hammer.«
    Die Kaffeekanne war klein und aus gehämmertem Kupfer. Sie hatte einen großen krummen Schnabel, der Poirot an etwas erinnerte.
    »Ich glaube, die kommen aus Bagdad«, sagte Maureen. »Wenigstens haben die Wetherbys das gesagt, wenn ich mich recht erinnere. Es kann aber auch Persien gewesen sein.«
    »Die Stücke stammen also von den Wetherbys?«
    »Ja. Die haben eine Unmenge Trödelkram. Ich muss in die Küche. Der Pudding.«
    Sie ging hinaus. Die Tür knallte zu. Poirot nahm den Zuckerhammer wieder in die Hand und trat ans Fenster.
    Auf der Schneide waren schwache, ganz schwache Farbveränderungen. Poirot nickte. Er zögerte einen Augenblick lang, dann nahm er den Zuckerhammer in sein Schlafzimmer mit hinauf. Dort packte er ihn sorgfältig in eine Schachtel, wickelte das Ganze säuberlich in Papier, verschnürte das Paket, ging wieder hinunter und verließ das Haus.
    Er glaubte nicht, dass jemand das Verschwinden des Zuckerhammers bemerken würde. Es war kein sehr ordentlicher Haushalt.
     
    In Laburnums steuerte die Zusammenarbeit ihren schwierigen Kurs weiter.
    »Aber ich halte es wirklich nicht für richtig, ihn zu einem Vegetarier zu machen«, wandte Robin ein. »Das ist zu eigenbrötlerisch. Und ganz gewiss nicht besonders interessant.«
    »Ich kann nichts dafür«, sagte Mrs Oliver dickköpfig. »Er ist immer Vegetarier gewesen. Er hat immer ein kleines Gerät bei sich, mit dem er Karotten und Rüben schabt.«
    »Aber Ariadne, Liebste, warum?«
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Mrs Oliver ärgerlich. »Woher soll ich wissen, wie mir der ekelhafte Kerl je eingefallen ist? Ich muss verrückt gewesen sein. Warum ein Finne, wo ich doch von Finnland nichts weiß? Warum ein Vegetarier? Warum all diese idiotischen Angewohnheiten, die er hat? So was kommt einfach von selbst. Man versucht etwas, die Leute haben’s gern, und bevor man weiß, wie

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