Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
oder Vallejos – nicht gesetzt hat. Dann unterstreicht er die »warns« und schreibt waren es an den Rand, um den Guten darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um die Kombination Verb und Pronomen handelt. Nicolás von Palmera Producciones. Der schlagende Beweis dafür, dass er, Fernando Raguzzi, ein Idiot ist. Nachdem er zehn Partien von Atlético Mitre gefilmt hat, ohne dass Pittilanga ein Tor geschossen hätte, war er auf die glorreiche Idee gekommen, die Videos zu manipulieren. Normalerweise schoss Pittilanga zwei oder drei Mal pro Spiel aufs Tor. Seine Überlegung war also: Wenn man diese Versuche – die normalerweise weit drübergingen oder in den Händen des Torwarts landeten – so schneiden könnte, dass sie wie Schüsse in den Winkel oder unhaltbare Kopfbälle aussehen, könnte man einem naiven Investor vielleicht auf die Sprünge helfen. Fernando hat Ruso von dieser Idee erzählt, und Ruso ist vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen gewesen und hat es seinerseits Cristo erzählt, und der hat sich von der Begeisterung anstecken lassen und die Verbindung zu Palmeras Producciones hergestellt. Während Fernando sich durch die haarsträubenden Fehler von Vallejo – oder Vallejos – kämpft, macht er sich schwere Vorwürfe, dieser Kette von Empfehlungen gefolgt zu sein. Aber jetzt ist es zu spät. Jetzt hat er den Salat.
Als er das erste Mal mit diesem Nicolás gesprochen hat – Besitzer, Geschäftsführer, Sekretär und Mitarbeiter in Personalunion –, hat der ihm versichert, für tausendzweihundert Pesos sei die Sache geritzt. Fernando hat eingeschlagen. Drei Wochen später, als er das Ergebnis sah, wäre er dem Genie der Computeranimation am liebsten an die Gurgel gesprungen. Dem Film war auf hundert Kilometer Entfernung anzusehen, dass er ein Fake war. Der Ball beschrieb verdächtige Bahnen, die Spieler sahen ihm nicht nach, und wenn er im Tor landete – und das war das Allerschlimmste –, bewegte sich das Netz keinen Millimeter. Als Fernando diesen Nicolás darauf hinwies, sah der sich die Aufnahme noch einmal an, nickte erstaunt und sagte: »Richtig.« Von wegen richtig, dachte Fernando und hätte diesen Kerl am liebsten zusammengefaltet.
Im Nachhinein betrachtet, wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, das Ganze abzublasen, dem Eigentümer-Geschäftsführer-Mitarbeiter von Palmera Producciones eine reinzuhauen, um ein bisschen Frust abzulassen, und es irgendwo anders zu probieren. Hat er aber nicht gemacht. Erstens, weil er sich seit fünfzehn Jahren mit niemandem mehr geprügelt hat. Zweitens, weil seine notorische Unentschlossenheit es nicht zulässt, einen Schlussstrich zu ziehen, bevor es zu spät ist.
Er korrigiert die Arbeit von Vallejo – oder Vallejos – zu Ende und gibt ihm die zweitschlechteste Note: eine zwei. Nur Stroh im Hirn. Dann legt er das Blatt beiseite und nimmt sich die nächste Arbeit vor. Genervt schnalzt er mit der Zunge. Sie ist von Murúa, aber Murúa hat nicht einmal gelernt, dass man Namen großschreibt. Und dass es so etwas wie Akzente gibt, zum Beispiel den auf dem zweiten u seines Namens, also steht da murua . Wie der Rest wird, kann Fernando sich schon denken.
Er schlägt sein Notizbuch auf, greift zum Hörer und wählt die Nummer von Palmera Producciones. Logischerweise geht Nicolás persönlich dran.
»Hallo. Hier ist Fernando Raguzzi.«
»Ah, hallo, Fernando! Ich hab dir heute eine Nachricht hinterlassen.«
Fernando fragt sich, ob dieser Typ ein Idiot ist oder nur so tut. Was macht er denn gerade, wenn nicht zurückzurufen?
»Schieß los.«
»Ich hab nachgedacht. Über die Tore, die ein bisschen künstlich wirken.«
Ein bisschen künstlich wirken, wiederholt Fernando für sich selbst. Ein optimistisches Kerlchen, dieser Nicolás.
»Ja. Und?«
»Ich hab da eine paar Jungs angesprochen, die wie ich eine Produktionsfirma haben. Ihnen von unserem Film erzählt. Und die hatten da eine rettende Idee.«
»Die wäre?«
»Statt es so hinzudrehen, als würde dieser Pittilanga Tore schießen, könnte man auch die Tore der Mannschaft nehmen und ihn reinkopieren. An die Stelle des Torschützen setzen, verstehst du?«
Eine innere Stimme warnt Fernando, dass er lieber die Finger davon lassen sollte. Tut er aber nicht. »Du meinst, das könnte klappen?«
»Na klar. Ehrenwort.«
»Und was soll das kosten?«
Kaum hat er die Frage gestellt, bereut er es bereits. Obwohl der erste Versuch ein Desaster war, hat er pünktlich bezahlt, also wäre es nur recht und
Weitere Kostenlose Bücher