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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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Mono nach, der Schritt für Schritt vorgehen wollte.
    »Weil ich keine Kohle hatte.« Salvatierra lachte. »Aber richtig Geld verdient hab ich erst, als ich Spieler gekauft und wieder verkauft hab.«
    »Du bist ja auch ganz gut damit gefahren«, schaltete sich Ruso wieder ein. Er war so begeistert, dass er imaginäre Glieder zu einer Kette reihte: »Erst warst du Vertreter, dann Unternehmer, dann …« Er hielt inne und wurde rot – auch die anderen verfielen in ein peinliches Schweigen –, weil ihm bewusst wurde, welche Glieder nach »Vertreter« und »Unternehmer« kamen: »Krimineller«, »Verurteilter«, »Häftling« und »Gastgeber bei Muttern«.
    »Es lief gut, bis es schlecht lief«, nahm Salvatierra das Gespräch wieder auf. Er klang ehrlich zerknirscht, wie jemand, der sein Debakel nicht unter den Teppich kehren will. »Eigentlich rede ich nicht darüber, was damals passiert ist, aber weil ihr mir so viel Vertrauen entgegenbringt, will ich ehrlich zu euch sein.« Er machte eine Pause, als legte er sich seine Beichte zurecht. Dann fing er an: »Es ging alles rasend schnell. Zu schnell. Wahrscheinlich … wahrscheinlich hab ich mich auf die falschen Leute eingelassen. Was sage ich: Zweifellos hab ich mich auf die falschen Leute eingelassen. Aber als mir das klar wurde, war es schon zu spät, da konnte ich nicht mehr raus, ohne als Verräter abgestempelt zu werden. Da hieß es Augen zu und durch, die Suppe auslöffeln, die ich mir selber eingebrockt hatte.«
    Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht, als wollte er eine Fliege verscheuchen. Oder böse Erinnerungen.
    »Glaub mir, Mono. Als Agent reißt du dir den Arsch auf und bist trotzdem immer nur der Fußabtreter. Für Spieler, Clubleitung, Familienangehörige … für alle. Als Unternehmer hast du alles selber in der Hand. Wenn du tatsächlich über Kapital verfügst, würde ich an deiner Stelle keine Sekunde zögern.«
    Mono stellte sein Glas Limo auf die Papierserviette, um den Beistelltisch zu schonen. »Und wie muss ich da vorgehen?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, begann Salvatierra, der so tat, als würde er die wachsende Achtung seiner Gesprächspartner nicht bemerken: »Entweder du erwirbst eine prozentuale Beteiligung an einem teuren Spieler oder du kaufst die kompletten Rechte an einem nicht so teuren. Und damit wir uns nicht falsch verstehen«, fügte er hinzu, hob den Zeigefinger und sah abwechselnd beide an: » › Nicht so teuer ‹ heißt nicht unbedingt › nicht so gut ‹ . Ganz im Gegenteil.«
    Er stand auf, ging zu dem Poster an der Wand und strich mit der Hand darüber, als müsste er einen Fleck oder ein Spinnennetz entfernen.
    »Also. Wenn du zu mir kommst und sagst: › Polaco, ich will einen Anteil am Pocho Insúa kaufen (nur so zum Beispiel, denn der Pocho gehört mir nicht) … Wie viel ist der Pocho heute wert? Drei Millionen? Okay. Dreihunderttausend, das sind zehn Prozent, du könntest also zehn Prozent an Insúa kaufen. Das Problem ist nur, dass du die Fäden nicht selber in der Hand hast. Das kannst du dir bei dieser Variante abschminken.«
    »Und die andere Option?«
    »Du kaufst hundert Prozent an einem Nachwuchsspieler. Nicht an irgendeinem Nachwuchsspieler, sondern an einem, der so gut ist, dass er zwei Jahre später für ein Heidengeld nach Europa verkauft wird. Und wer kriegt dann den ganzen Kuchen?«
    Er strich sich das Haar nach hinten, das noch genauso blond war wie mit acht Jahren. Und auch diese Riesenzähne hatte er noch.
    »Im Grunde ist es die ewig alte Frage. Was ist besser? Der Schwanz des Löwen zu sein oder der Kopf der Maus? Diese Frage musst du dir beantworten.«
    »Nehmen wir mal an, ich hab alles richtig verstanden«, sagte Mono und machte ein schlaues Gesicht.
    »Dann ist die Sache klar«, erwiderte Salvatierra bestimmt und legte eine Kunstpause ein, die Ruso dazu nutzte, die Zitrone auszusaugen und die Schale in das leere Glas zu werfen. »Du musst die Transferrechte an Mario Juan Bautista Pittilanga kaufen.«
    31
    Fernando hat sich mit Lourdes verabredet, in der Bar an der Plaza von Ituzaingó, am späten Freitagnachmittag, weil sie sich, wie sie ihm erklärt hat, nicht früher von der Arbeit loseisen kann.
    Trotzdem kommt sie fast eine halbe Stunde zu spät. Fernando beschließt, sich nicht darüber aufzuregen, obwohl Unpünktlichkeit ihn normalerweise auf die Palme bringt. Er muss bei diesem Gespräch so gelassen wie möglich sein. Als Lourdes ihm endlich gegenübersitzt, fragt sich

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