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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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aber sie schweigt ebenfalls. Sehr gut. Er hat die Zügel in der Hand. Sitzt fest im Sattel.
    »Du kriegst von uns einen monatlichen Betrag ausgezahlt, beginnend in einigen Monaten. Zusätzlich zur Rente, versteht sich.«
    »Was muss ich dafür tun?«
    »Gar nichts. Mit dem Geld wirst du dafür sorgen, dass Guadalupe auf eine gute Schule geht. Eine gute Schule, wohlgemerkt, keine schicke Schule, auf der man nichts lernt. Egal wo, Hauptsache, gut. Manche sind gar nicht mal so teuer.«
    »Wollt ihr mir vorschreiben, auf welche Schule ich Lourdes zu schicken habe?«
    »Du darfst durchaus deine Meinung äußern. Aber sieh es mal so: Wir sind für Guadalupe wie ein Vater. Statt einen Vater hat sie eben drei Väter. Jedenfalls hat dieser dreifaltige Vater die gute Eigenschaft, jeden Monat tausend Dollar zu überweisen.«
    »Tausend Dollar?«
    »Tausend Dollar. Monat für Monat. Bis Guadalupe einundzwanzig ist.«
    Schweigen. Trotz des Rauchverbots holt Lourdes eine Zigarette heraus, zündet sie an und nimmt einen tiefen Zug.
    »Jetzt mal Klartext: Wie viel Geld habt ihr?«
    Im Moment: gar keins, du dumme Nuss. Aber das wird sich ändern, denkt Fernando. Hoffe ich jedenfalls.
    »Das ist unsere Sache. Und wenn die Kleine einundzwanzig wird, regeln wir alles mit ihr persönlich.«
    »Habt ihr eine Bank überfallen oder was?«
    Nein, du blöde Kuh. Wir haben die Transferrechte für einen Spieler, der zwei linke Füße hat und den Ball nicht im Tor unterbringt.
    »Nein, nein. Alles legal. Bis Guadalupe einundzwanzig ist, erhält sie über dich hundertzehntausend Dollar. Aber eins muss dir klar sein: Wenn du Mist baust, bist du raus. Wenn du dich auf ein Arschloch einlässt, der die Kleine schlecht behandelt, oder was auch immer, dann hat sich die Sache. Dann frieren wir das Geld ein und geben es Guadalupe, wenn sie volljährig ist.«
    »Und warum wartet ihr nicht gleich bis dahin?«, fragt sie provozierend.
    »Darüber haben wir tatsächlich nachgedacht, weil wir dir nicht trauen. Aber es geht uns darum, dass Guadalupe eine gute Schulbildung erhält, sich auch mal was leisten kann. Übertreiben darf sie es natürlich nicht. Aber sie soll jetzt schon was haben von dem Geld. Mono wäre das auch recht gewesen.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Lourdes, aber dieses »Ich weiß nicht« klingt in Fernandos Ohren wie ein »Warum eigentlich nicht«.
    »Noch was: Wir entscheiden nicht nur, wie das Geld eingesetzt wird und wo die Kleine zur Schule geht, wir wollen auch ein großzügiges Besuchsrecht, für meine Mutter und für uns drei. Und mit Besuchsrecht meine ich auch Ferien, Ausflüge und so weiter.«
    Der Kellner kommt und weist Lourdes darauf hin, dass sie hier nicht rauchen darf. Widerwillig drückt sie die Zigarette in der leeren Tasse aus.
    »Wir wollen auch mitentscheiden, wie lang sie abends wegdarf. Jetzt ist sie noch klein, aber irgendwann kommt es auf uns zu, Clubs, der erste Freund und all das.«
    »Was glaubt ihr eigentlich? Dass ich nicht auf sie aufpassen kann?«
    »Überhaupt nicht, Lourdes. Ist uns auch egal. Oder ist uns nicht egal. Wir wissen, dass du gut für sie sorgst. Aber wir wollen auch für sie sorgen. Wenn du das Geld willst, musst du ein gemeinsames Sorgerecht akzeptieren. Und mit gemeinsam meine ich uns drei. Kapiert?«
    Lourdes nimmt die Handtasche vom Stuhl und stellt sie auf den Tisch. Öffnet sie. Holt mechanisch die Zigaretten und das Feuerzeug heraus, bemerkt es und steckt beides wieder ein, legt die Handtasche auf einen anderen Stuhl.
    »Euch muss eurerseits klar sein: Wenn ihr das Geld auch nur einen Monat nicht zahlt, platzt der Deal.« Wieder sieht sie ihn mit funkelnden Augen an. Voller Hass. Verbitterung. »Einmal keine Kohle, und das war’s. Capito?«
    »Ja. Wird allerdings noch zwei oder drei Monate dauern, bis wir das Geld flüssig haben.«
    »Ich hab Zeit. Bis dahin kriegt ihr die Kleine allerdings nicht zu Gesicht.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass meine Mutter ein Besuchsrecht hat?«
    Lourdes nimmt wieder ihre Handtasche und verschränkt ihre Arme darum wie zu einem Schild. »Deine Mutter ja. Ihr nicht.«
    Fernando gibt dem Kellner mit einer Geste zu verstehen, dass er die Rechnung bringen soll. Während er wartet, sieht er Lourdes an. Bis wann hat Mono diese Frau geliebt? Bis sie ein Paar waren und sein Leben ein Horrortrip wurde? Bis zu ihrer Trennung? Oder hat er sie bis zuletzt geliebt? Bis zu seinem Tod? Was hat ihm den Kopf verdreht? Was hat er in ihr gesehen? Welche guten

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