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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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zur Sache. Wichtig ist, dass du eine gute Eigenschaft hast. Eine sehr gute.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Ja, das sage ich. Ich bin überzeugt, dass du Guadalupe sehr liebst.«
    Lourdes sieht ihn unverwandt an. Fernando erwidert ihren Blick. Tränen treten ihr in die Augen, und Fernando schaut weg. Fremde Tränen rühren ihn, und er kann es sich jetzt nicht leisten, gerührt zu sein.
    »Stimmt’s oder stimmt’s nicht?«
    »Natürlich stimmt das.«
    »Siehst du. Und ich liebe sie auch. Oder besser: Wir lieben sie auch. Mit › wir ‹ meine ich Ruso, Mauricio und mich.«
    »Die drei Musketiere«, spottet Lourdes.
    »Wir lieben sie so sehr, dass wir dir einen Vorschlag machen wollen. Dir, nicht deinem Anwalt. Wenn du mitmachst, muss alles unter uns bleiben. Wenn der Typ sich da einmischt, können wir das Ganze vergessen.«
    »Klingt ja gerade so, als würdest du mir was Illegales vorschlagen.«
    »Überhaupt nicht. Sondern eine Einigung unter Gentlemen. Oder vielmehr zwischen einer Dame und drei Gentlemen.«
    »Ich höre.«
    »Mauricio, Ruso und ich planen eine Investition, eine große Investition.«
    »Komm mir lieber nicht mit Wörtern wie › Investition ‹ . Das erinnert mich nur daran, dass ich von Alejandros Entschädigung keinen Peso gesehen habe.«
    Wirst du eigentlich nie Mono sagen, du blöde Ziege?, denkt Fernando. Er nimmt einen Schluck von dem Wasser, das mit dem Kaffee serviert worden ist. Alle haben ihn Mono genannt. Sogar die Schweizer. Alle, nur nicht Lourdes. Als hätte sie von Anfang an klarstellen wollen, dass nichts von dem, was Mono jenseits von ihr war, irgendetwas bedeutete, zu irgendetwas nütze war.
    »Er wurde nicht rausgeschmissen. Mono hat von sich aus gekündigt.«
    »Mein Anwalt sagt, dass in solchen Fällen immer Geld fließt. Ein Haufen Geld.«
    Stimmt, denkt Fernando. Dreihunderttausend Dollar ist ein Haufen Geld.
    »Dein Anwalt irrt sich.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Willst du behaupten, ich lüge?«
    Der Ton ist wieder rauer geworden, aber das stört Fernando nicht. Ihm kommt diese Spannung eher gelegen. Denn er lügt ja tatsächlich, und lügen macht ihn nervös. Weckt Schuldgefühle in ihm. Schuldgefühle gegenüber dieser Frau, die jeden Kontakt zwischen seinem Bruder und Guadalupe zur Schikane gemacht hat? Schuldgefühle gegenüber diesem Flittchen, das sich bereits, als es mit Mono zusammen war, heimlich mit dem Schweizer getroffen hat, da ist Fernando sich sicher. Schuldgefühle gegenüber dieser Schlampe?
    »Ich behaupte gar nichts.«
    »Aha.«
    Sehr gut, denkt Fernando. Offenbar hat er den in seiner Würde beleidigten Mann gut gespielt.
    »Die Kohle, um die es hier geht, hat nichts mit Mono zu tun. Woher sie kommt, geht dich nichts an. Für dich ist nur wichtig, dass alles legal ist. Völlig legal.«
    »Das glaub ich dir sogar«, sagt Lourdes und bricht überraschend in Gelächter aus. »So feige, wie ihr seid, würdet ihr euch nie auf dubiose Geschäfte einlassen.«
    Fernando ruft sich einen Spruch in Erinnerung, den er oft anwendet, wenn er vor seinen Schülern steht: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Wie ein Mantra. Du hältst uns also für drei Schwachmaten? Gut so, Lourdes. Gut so. Denn von der Kohle wirst du garantiert keinen einzigen Peso sehen.
    »Umso besser. Jedenfalls wollen wir, dass das Geld Guadalupe zugutekommt.«
    »Von wie viel Geld reden wir?«
    »Ich bin nicht autorisiert, dir das zu sagen.«
    Lourdes verzieht spöttisch das Gesicht, als wäre ihr die Antwort ein bisschen zu feierlich geraten.
    »Ich darf nicht und ich will nicht, weil du den Hals nicht vollkriegen kannst, weil es dir immer nur ums Geld geht. Ich habe nämlich Angst, dass du rumzickst und alles ruinierst. Also stell dich darauf ein, dass du von dem Geld keinen Peso sehen wirst. Wir wissen ja auch nicht, ob du mit diesem Claudio zwei Monate oder vierzig Jahre zusammen sein wirst. Oder ob du dich nächste Woche in einen Norweger verliebst und mit ihm durchbrennst. Verstehst du? Oder ob dir die Schweizer eine Beförderung anbieten und dich in eine Niederlassung in Scheißdiewandanlandia schicken und du plötzlich nach Scheißdiewandanlandia ziehst und Guadalupe mitnimmst.«
    »Was glaubst du eigentlich, mit wem du es zu tun hast?«
    »Mit dir, Lourdes, aber lass uns beim Thema bleiben. Bleiben wir bei dem, was uns verbindet. Du liebst Guadalupe über alles, und wir tun es auch.«
    Fernando schweigt eine Weile, wartet ab, ob etwas von ihr zurückkommt,

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