Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)
Eigenschaften hat er ihr angedichtet? Ist das Liebe? Dass man einer Frau gute Eigenschaften unterstellt, nur weil man sie begehrt, weil man sie haben will?
»Okay«, sagt er, als er zahlt. »Solange wir das Geld noch nicht haben, bleibt alles wie gehabt. Sobald wir die erste Rate zahlen, tritt unsere Vereinbarung in Kraft. Einverstanden?«
»Einverstanden«, antwortet Lourdes, steht auf und geht.
32
»Findest du es nicht ein bisschen riskant, Lourdes jetzt schon eine monatliche Zahlung in Aussicht zu stellen?«, fragt Ruso freundlich, während er gerade mit einem Putzlappen die Scheinwerfer eines karamellfarbenen Fiat Idea sauber wischt. Fernando steht neben ihm. Er erschrickt über das plötzliche Zischen des Hochdruckreinigers, den Chamaco in Gang gesetzt hat, um den Schmutz des nächsten Autos zu lockern. Feo schäumt währenddessen die feuchte Karrosserie ein.
»Nein.«
Die Antwort fällt so knapp und endgültig aus, dass Ruso innehält und ihn ansieht.
»Weißt du, warum ich’s schon jetzt gemacht hab? Weil ich mehr Angst davor hatte, mit dieser blöden Kuh zu verhandeln«, erklärt Fernando, »als mit irgendwem über Pittilanga. Jetzt bin ich beruhigt. Ich weiß zwar, dass mir noch einiges ins Haus steht. Oder uns. Aber das hab ich schon mal hinter mir.«
Ruso macht sich daran, die Scheinwerfer abzutrocknen.
»Und es hat gutgetan«, fährt Fernando fort. »Es war, als würde ich das Happy End einer Geschichte vorwegnehmen, in der alles schiefzugehen scheint, verstehst du? Wenn dieser ganze Stress zu einer Vereinbarung mit Lourdes führt, dann ist alles gut. Dann lohnt es sich. Am Ende will ich bei dem ankommen, was schon passiert ist. Verstehst du?«
Ruso richtet sich auf und stöhnt, weil ihm der Rücken wehtut. »Absolut.« Er legt sich den Putzlappen über die Schulter.
»Dein Hemd wird nass«, sagt Fernando.
Ruso belässt den Lappen, wo er ist. »Stimmt, Mama. Aber mir ist heiß, und ich danke Gott für das kühle Nass.«
»Du bist ein Idiot.«
»Und du ein Zwangsneurotiker.«
Ruso macht sich auf in Richtung Büro.
»Komm, ich mach uns einen Mate«, sagt er auf der Schwelle.
Salto
»Scheint mir keine gute Idee.«
»Was scheint dir keine gute Idee?«
»Dass du mit Polaco Geschäfte machen willst.«
»Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich mit ihm Geschäfte machen will.«
»Verkauf mich nicht für blöd, Mono. Das hast du sehr wohl gesagt.«
»Ich hab dich nur gefragt, ob du dich an ihn erinnerst.«
»Ach so. Du wolltest nur mein Gedächtnis ein bisschen auffrischen. Erzähl mir keinen Scheiß.«
»Nehmen wir mal an, ich hab tatsächlich darüber nachgedacht. Was soll an Polaco schlecht sein?«
»Fragst du das im Ernst?«
»Absolut.«
»Er war im Gefängnis, Mono.«
»Aber nicht wegen Betrugs.«
»Stimmt. Nur wegen Autodiebstahls, Drogen und einiger anderer Kleinigkeiten.«
»Aber er wurde nie verurteilt.«
»Monito, er saß zwei Jahre im Knast. Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Zwei Jahre Knast, ohne verurteilt worden zu sein, Fernando!«
»Woher willst du das wissen? Hat er dir das gesagt?«
»Ja. Und?«
»Sei nicht so naiv, Mono. Was soll er dir denn sonst sagen?«
»Warum nicht die Wahrheit?«
»Na schön. Nehmen wir mal an, er hat die Wahrheit gesagt: Er saß trotzdem im Knast.«
»Na und? Hat jemand, der im Knast saß, kein Recht auf eine zweite Chance?«
»Hab ich nicht gesagt.«
»Du hast doch mal im Gefängnis unterrichtet? Warum, wenn man fragen darf?«
Fernando antwortet nicht sofort, wie um ein Gespräch zu beenden, das aus dem Ruder gelaufen ist und keinen Sinn mehr hat.
»Worüber reden wir hier eigentlich, Mono?«
»Darüber, dass ich Polaco Salvatierra anrufen will und du das für keine gute Idee hältst.«
»Okay, Mono, mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Du wirst bald eine Menge Kohle kassieren. Und statt das Geld auf die Bank zu tun, willst du es in einen Spieler investieren.«
»Auf die Bank tun? Spinnst du? Hast du schon vergessen, was damals bei der Staatspleite los war?« Mono fügt an Ruso gewandt hinzu: »Mein Bruder scheint auf einem anderen Planeten zu leben.«
»Okay, nicht auf die Bank«, gesteht Fernando zu. »Aber man muss das Geld ja nicht gleich zum Fenster rausschmeißen.«
»Wer sagt, dass die Investition in einen Spieler rausgeschmissenes Geld ist?«
»Du hast keine Ahnung, wie es in dieser Welt zugeht, Monito.«
»Und ob ich Ahnung habe. Schließlich war ich jahrelang Teil dieser Welt.«
Warst du nicht,
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