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Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Vier Jungs auf einem Foto (German Edition)

Titel: Vier Jungs auf einem Foto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Sacheri
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diesem Jungen darf man nicht spielen«, brummelt Molina. »Ich geh lieber raus und schrubbe die Anlage.«
    »Prima Idee«, sagt Ruso. »Es hat gerade aufgehört zu regen. Gut möglich, dass gleich Kunden kommen.«
    Die Angestellten lassen alles stehen und liegen und gehen raus.
    »Wie viel kostet eine PlayStation 3, Ruso?«, fragt Fernando, der sich wegen der permanent prekären Finanzen seines Freundes Sorgen macht.
    »Cristo meint, so um die siebenhundert, achthundert Dollar.«
    »Wenn jemand sie dir mitbringt, kriegst du sie schon für sechshundert«, erklärt Cristo, ohne vom Bildschirm aufzuschauen.
    »Das sind trotzdem noch rund zweitausendfünfhundert Pesos.«
    Keiner sagt etwas, was aber nicht daran liegt, dass sie darüber nachdenken, was für ein Irrsinn es ist, so viel Geld für ein Spielzeug rauszuschmeißen, wie Fernando schnell klar wird, sondern weil sie konzentriert verfolgen, was auf dem Bildschirm passiert.
    »Und der Computer? Wo habt ihr den her? Sieht aus wie neu.«
    »Ist er auch«, bestätigt Cristo. »Den hat dein Freund hier besorgt. Ein Tauschgeschäft.«
    »Wie, Tauschgeschäft. Hat er einen Computer gegen Autowaschen getauscht, oder was?«
    »Der beschafft dir auch angereichertes Uran, wenn’s sein muss. Unglaublich, der Typ. Echt. Ich lerne jeden Tag was von ihm.«
    Fernando sieht Ruso an, der sich ein »Ist doch nicht der Rede wert«-Lächeln nicht verkneifen kann.
    »Pass bloß auf, Cristo. Als du hier angefangen hast, warst du echt ein guter Junge«, sagt Fernando. Ruso wird dich noch ins Verderben führen.«
    »Schon möglich.«
    »Hört auf, blöd rumzuquatschen, wir haben Wichtigeres zu tun«, sagt Ruso. »Hol dir einen Stuhl, Fer. Bist du schon auf der Seite, Cristo?«
    »Nein. Du hast doch gesagt, ich soll noch warten.«
    »Ist ja gut. War nur ’ ne Frage.« Er blickt über die Schulter hinweg zu Fernando. »Bereit, mein Lieber?«
    »Wann immer du willst.«
    »Na dann: Los geht’s.«
    Der Bildschirmhintergrund wird bläulich grün. Dann tauchen Titel auf, zuerst: Enge Deckung . Cristo und Ruso klatschen in die Hände.
    »Was soll das bedeuten? Enge Deckung ?«, fragt Fernando.
    Die beiden sehen ihn an, antworten aber nicht. Unter dem Haupttitel taucht ein Untertitel auf. Entwickelt von Ruscris Communications . Allmählich beginnt Fernando zu begreifen. Auf dem Bildschirm erscheinen Fotos von Spielern aus unterschiedlichen Mannschaften. Daneben Icons zu verschiedenen Kategorien und ein Suchfeld.
    »Nenn mir einen halbwegs bekannten Spieler. Keinen Star, die brauchen wir nämlich gar nicht erst einzugeben.«
    »Einer, der gerade aktiv ist?«
    »Ja. Und der außerdem in Argentinien spielt.«
    »Morel.«
    »Morel Rodríguez von Boca?«
    »Nein, Morel von Tigre.«
    Cristo tippt den Namen ein und drückt Enter. Eine andere Seite öffnet sich, mit einem Foto des Spielers und einer Statistik. Fernando wirft einen kurzen Blick auf die Spalten: Anzahl der Spiele, Siege, Unentschieden, Niederlagen, Tore, Torvorlagen, Serien.
    An den Rändern befinden sich weitere Icons. Spiel für Spiel , lautet eines.
    »Geht ’ s da weiter?«
    »Schon, aber …« Cristo klickt das Icon an. Auf dem Bildschirm erscheint eine Baustellenseite. »Fehlt noch einiges an Daten.«
    »Du musst dich ranhalten, Cristo. Wir brauchen eine kritische Masse.«
    Cristo betrachtet Ruso mit stiller Geduld. »Darf ich dich daran erinnern, dass ich auch noch diese Waschanlage schmeißen muss? Vierzehn Stunden am Tag? Und dass ich eine Frau habe? Einen Sohn?«
    »Mein Gott, als ob du dir hier die Beine ausreißen müsstest.« Ruso wendet sich wieder an Fernando: »Die Website hat uns Cristos Schwester gebastelt, aber die Daten eingeben müssen wir natürlich selber.«
    »Und woher nehmt ihr die Daten?«
    »Wenn’s geht, von anderen Webseiten. Wenn nicht, erfinden wir sie.«
    »Kriegt man da nicht Ärger?«
    »Mann, Fer. Das ist das Internet. Da fühlt sich doch niemand für irgendwas verantwortlich.«
    »Na gut. Ruscris Communications heißt ihr also.«
    »Nicht schlecht, oder?«, sagt Ruso mit unverhohlenem Stolz. »Und wie findest du den Titel?«
    » Enge Deckung ?«
    »Genau.«
    Fernando überlegt kurz oder tut wenigstens so.
    »Großartig«, sagt er schließlich.
    Cristo und Ruso beglückwünschen sich gegenseitig.
    »Und Pittilangas Daten?«
    Ruso rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her, wie ein Chefkoch, bei dem man gerade die Spezialität des Hauses bestellt hat. Cristo tippt den Namen in das Suchfeld ein. Ein

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