Vier Morde und ein Hochzeitsfest
Festnahme widersetzen? Versuchen Sie’s doch, Großmaul.«
Lally ging auf sie los. Lula streckte einen Arm vor, hielt Lally ihre Kanone vor die Brust, und Lally fiel wie ein Mehlsack zu Boden.
»Die schnellste Schreckschusswaffe an der Ostküste«, sagte Lula. »Hoppla, sieh dir das an… jetzt habe ich doch versehentlich den Mann getreten, der immer seine Frau schlägt.«
Ich legte Lally Handschellen an und prüfte nach, ob er auch noch atmete.
»Ach, nee«, sagte Lula. »So was Unvorsichtiges aber auch. Jetzt habe ich ihn schon wieder versehentlich getreten.« Sie beugte sich über Lally, die Schreckschusspistole dabei immer noch in der Hand. »Soll ich ihm eine Abreibung verpassen?«
»Nein!«, sagte ich. »Wehe!«
14
Nach einer Viertelstunde schlug Lally die Augen wieder auf, und seine Finger zuckten. Ich sah, dass es noch eine Zeit lang dauern würde, bis er wieder in der Lage war, auch nur ein paar Meter aufrecht zu gehen.
»Sie sollten sich mal bei einem Sportstudio anmelden«, sagte Lula zu Lally. »Und die Finger vom Bier lassen. Sie sind ganz schön aus der Form. Ich habe nur einmal angesetzt, und Sie sehen ja selbst. Ich habe noch nie jemand erlebt, der gleich nach dem ersten mickrigen Stoß so jämmerlich versagt.«
Ich übergab Lula die Autoschlüssel. »Hol das Auto her, dann braucht der Arme nicht so weit zu laufen.«
»Du siehst mich vielleicht nie wieder«, sagte Lula.
»Ranger würde dich aufspüren.«
»Ja«, sagte Lula. »Das wäre noch das Schönste daran.«
Fünf Minuten später war Lula wieder da.
»Es ist weg«, sagte sie.
»Was?«
»Das Auto ist weg.«
»Was soll das heißen, es ist weg?«
»Seit wann ist ›weg‹ ein Fremdwort?«, fragte Lula.
»Du meinst doch nicht etwa, dass es gestohlen wurde.«
»Doch. Genau das meine ich. Der Wagen wurde gestohlen.«
Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Ich konnte kaum glauben, was ich da horte. »Wie ist das möglich? Die Alarmanlage ist doch gar nicht losgegangen.«
»Sie muss losgegangen sein, als wir schon hier im Haus waren. Es ist ein Stück weg, und der Wind geht in die andere Richtung. Und außerdem wissen die Brüder, wie man so was lahm legt. Trotzdem erstaunt es mich schon. Ich hätte vermutet, dass die Kids in diesem Viertel heim Anblick von so einem Schlitten den Fahrer für einen Dealer halten. Und sich am Auto eines Dealers zu vergreifen, erhöht nicht gerade die Lebensqualität. Wahrscheinlich hatten die Typen ihre Tagesration noch nicht erreicht. Der Tieflader bog gerade zwei Straßen weiter um die Ecke, als ich hinkam. Die müssen darauf gewartet haben.«
»Was soll ich denn jetzt Ranger sagen?«
»Sag ihm, die gute Nachricht sei, dass sie ihm die Nummernschilder dagelassen hätten.« Lula gab mir zwei Nummernschilder. »Und auf die Registriernummer haben sie ebenfalls keinen Wert gelegt. Die haben sie auch dagelassen. Die müssen sie mit einem Schneidbrenner gelöst haben.« Sie ließ ein angesengtes Stück von dem Armaturenbrett, an dem noch die Metallplakette hing, in meine geöffnete Hand fallen.
»Das ist alles?«
»Ja. Das haben sie für dich am Straßenrand liegen gelassen.«
Lally rutschte unruhig auf dem Boden herum, versuchte auf die Beine zu kommen, aber mit der Koordination klappte es nicht recht – was auch darauf zurückzuführen war, dass seine Hände hinter seinem Rücken in Handschellen steckten. Er plapperte und schimpfte, verschluckte aber die Hälfte der Wörter.
»Sehei. Fott«, sagte er zu mir.
»Schei… Fott… ka… mi… ma.«
Ich kramte in meiner Tasche nach dem Handy, fand es und rief Vinnie an. Ich erklärte ihm, ich hätte Kenyon Lally festgenommen, aber es gäbe da ein kleines Problem mit meinem Auto, oh er Lally, Lula und mich abholen könne.
»Was denn für ein Problem?«, wollte Vinnie wissen. »Es ist nichts. Unwichtig. Mach dir keine Gedanken deswegen.«
»Ich komme erst, wenn du es mir sagst. Ist bestimmt ein dolles Ding.«
Ich stieß einen Seufzer aus. »Der Wagen wurde geklaut.«
»Mehr nicht?«
»Mehr nicht.«
»Schade. Ich hätte was Besseres erwartet, zum Beispiel, dass er von einem Zug gerammt worden wäre oder ein Elefant sich auf ihn draufgesetzt hätte.«
»Holst du uns nun ab oder nicht?«
»Mach dir nicht in die Hose. Ich bin schon unterwegs.«
Wir hatten uns gerade wieder hingesetzt, um auf Vinnie zu warten, als mein Handy klingelte. Lula und ich wechselten Blicke.
»Erwartest du einen Anruf?«, fragte Lula.
Beide dachten wir das Gleiche,
Weitere Kostenlose Bücher