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Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition)

Titel: Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Clair
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einmal auf das Lariam hin.
    Leises Stöhnen war unter den Männern zu hören.
    Wenn es keine Fragen mehr gibt, wegtreten.
    Drecks-Lariam, hörte ich Simbo von hinten fluchen.
    Nimmst du den Scheiß etwa immer noch?, wollte Mica wissen.
    Lariam war der Name eines Malariamittels. Alle Soldaten, die das Feldlager verließen, waren zur Einnahme verpflichtet. Es handelte sich um eine Tablette, die einmal in der Woche eingenommen werden musste. Wir hatten schon wenige Wochen vor Einsatzbeginn mit der Behandlung begonnen, um einen wirksamen Schutz aufzubauen. Natürlich durften wir uns weigern, das Mittel zu nehmen, aber das hätte auch bedeutet, nicht mitfliegen zu dürfen. Auch vor Ort mussten wir weiter Lariam schlucken, damit die Prophylaxe erhalten blieb. Um dies sicherzustellen, hatte Brandy einen Lariamtag eingeführt. An diesem Tag trat der ganze Zug an und nahm die Tablette gemeinsam. So konnte es keiner vergessen oder sich drücken. Die Nebenwirkungen hatten es in sich. Die harmlosen konnten Durchfall und Erbrechen sein. Es konnte aber auch zu dramatischeren Nebenwirkungen wie Verwirrtheit, Angstzuständen, Depression und Psychosen kommen.
    Eine Horrorvorstellung für Menschen, die in einen Kampfeinsatz geschickt werden, dachte ich, als ich davon das erste Mal hörte. Muli hatte uns noch in Deutschland dazu geraten, den Truppenarzt aufzusuchen und eine Unverträglichkeit zu melden, um das Alternativmittel zu bekommen. Aber die letzten Wochen vor dem Einsatz waren mit Training und Organisatorischem derart voll gewesen, dass wir das vernachlässigten. Nur am Lariamtag wurden uns die Tabletten wieder ins Gedächtnis gerufen.
    Klar nehm ich das Zeug noch, du Depp, antwortete Simbo, an Mica gerichtet.
    Am Nachmittag hatte Muli die ganze Gruppe noch einmal in die Festung gerufen. Gruppenbesprechung für Golf eins.
    Wir haben immer noch Notbereitschaft, geht also nicht weg, erklärte er wieder, als hätten wir das jetzt nicht schon zur Genüge gehört. Außerdem müssen wir die Ausrüstung in Zukunft verringern. Es darf nicht noch mal passieren, dass wir bei den Fußpatrouillen so zusammenbrechen.
    Nossi ergänzte: Und wenn wir einen Verwundeten schleppen müssen, haben wir keine Chance, wenn wir zu schwer beladen sind. Oberste Priorität haben in Zukunft Wasser und Munition, aber in kleineren Mengen als letztes Mal.
    Also ich glaube, Mica hat in Zukunft noch mehr Wasser nötig, Digger, witzelte Wizo.
    Alle lachten.
    Muli setzte die Besprechung fort und sprach über den geplanten Umbau an Nossis Transportpanzer: Denkt dran, dass ihr mindestens zwei Lagen Sandsäcke hintereinander auf dem Dach stapelt, durch eine Lage gehen die Geschosse durch.
    Mir fiel auf, dass wir mittlerweile so locker von Kampfhandlungen sprachen, als ob sie schon Alltag für uns wären. Es erschreckte mich auch nicht. Schließlich waren wir genau deshalb hierhergeschickt worden. Um zu kämpfen. Muli hatte in Deutschland gesagt, dass die Fallschirmjäger in der Vergangenheit immer als Erste dorthin geschickt worden waren, wo es besonders brenzlig schien. Am Anfang ins Kosovo. Als es dort ruhiger wurde, kamen dann andere Kräfte des Heeres, um die Fallschirmjäger abzulösen. Auch in Afghanistan waren wir die Ersten gewesen. Und für die kommenden Herausforderungen waren wir Fallschirmjäger sicher auch bestens geeignet. Sicher lag das an unserer guten infanteristischen Ausbildung. Die bekamen aber auch Gebirgsjäger oder Panzergrenadiere, mit denen wir hier ja auch zusammenarbeiteten. Vielleicht lag es an der Fallschirmsprungausbildung, die uns sehr stark prägte und zusammenschweißte, weil sie nicht ohne weiteres zu bewältigen war. Vielleicht lag es aber auch an der Tradition tapferer Soldaten, in der wir standen.
    Ich hatte mit Muli am Anfang unserer Bekanntschaft einmal darüber gesprochen, was es bedeutete, in der heutigen Bundeswehr ein Fallschirmjäger zu sein. Muli sagte, dass er sich der Fallschirmjägertradition verpflichtet fühlte. Zu wissen, immer als Erstes in die besonders heiklen Missionen geschickt zu werden. Und er hatte ergänzt: Das fing schon im Zweiten Weltkrieg an, als es in Deutschland die ersten Fallschirmjäger gab.
    Mir war nicht wohl bei diesem Vergleich.
    Naja, die heutige Bundeswehr kann man wohl kaum mit der Wehrmacht von damals vergleichen, hatte ich argumentiert.
    Ich spreche nicht von Nazis, erklärte Muli, die waren schlimm. Aber was man bei allem Reden über die Nazis allzu leicht vergisst, ist, dass es viele

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