Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen
ist perfekt, doch wenn man seine weniger positiven Seiten kennt, hat man die Möglichkeit, sie zu verändern.
Verantwortung
… müssen immer die Erwachsenen für die Qualität der Beziehung zu ihren Kindern übernehmen
Verantwortlichkeit beginnt bei jedem selbst
Verantwortung bedeutet, die persönliche Verantwortung zu übernehmen für unser eigenes Leben, für unser Handeln, für unsere Werte. Ebenso wichtig ist die soziale Verantwortung gegenüber anderen. Doch erst wenn es uns gelingt, für uns selbst die Verantwortung zu übernehmen, sind wir in der Lage, auch diese zu tragen.
Dies ist meiner Meinung nach ein entscheidender Punkt, denn es sind wir Eltern, die die Verantwortung für die Qualität der Beziehung zwischen uns und dem Kind tragen. Das bedeutet: Nicht das Kind, das sich partout nicht so verhalten will, wie wir uns das vorstellen, ist verantwortlich für die schwierige Atmosphäre in der Familie, sondern ausschließlich wir Eltern. Das Kind ist vielleicht der Auslöser, doch für die Rahmenbedingungen tragen immer wir Erwachsenen die Verantwortung.
Wenn Paare in der Beratung das schlechte Benehmen ihres Kindes schildern und sich als handlungsunfähig in einer verfahrenen Situation erleben, dauert es meist ein wenig, bis sie das einsehen können. Auch der Brief der Mutter, die mir wegen der Wutanfälle ihres 10-Jährigen schrieb, hat mir wieder vor Augen geführt, wie wichtig die Einsicht ist, dass diese Verantwortung mit Kindern weder geteilt noch an sie delegiert werden kann. Sie bleibt ausschließlich beim erwachsenen Elternteil.
Seit Generationen gehört es leider zum Selbstverständnis der Erwachsenen, dass es ihr Verdienst ist (oder der Erfolg ihrer Methode), wenn die Beziehung zu ihrem Kind gut verläuft. Und dass es die Schuld ihres Kindes ist, wenn die Beziehung zu ihm schwierig verläuft. Vor weniger als einer Generation waren sich alle Erwachsenen in dieser Hinsicht einig. Kinder, die sich nicht fügten, wurden bestraft. Der Versuch, unsere Kinder zu biegen, führt jedoch immer dazu, dass die Beziehung einen Schaden erleidet, manchmal drohen die Kinder dabei zu zerbrechen.
Umso wichtiger ist es, dass wir diese Zusammenhänge verstehen. Die meisten Kinder entwickelten damals Angst. Im Rückblick wird diese heute oft mit Respekt verwechselt, den viele Eltern manchmal vermissen – genauso wie soziale Kompetenz. Doch das ist wieder nicht der Fehler der Kinder, sondern hat lediglich mit der mangelnden Führungsqualität ihrer Eltern zu tun.
Kinder können zwar nicht die Verantwortung für die Qualität ihrer Beziehungen übernehmen, aber sie werden mit der Fähigkeit geboren, persönliche Verantwortung für sich zu übernehmen: Ein Baby, das keinen Hunger hat, kann seinen Körper versteifen und den Kopf abwenden, es kann schreien, wenn ihm zu warm ist. Kleine Kinder können Essen zurückweisen, das ihnen nicht schmeckt, oder ihre Kleidung selbst aussuchen. Sie können also gewisse Grenzen und Bedürfnisse deutlich machen, doch sie können sich nicht gegen den Willen ihrer Eltern schützen, wenn diese die persönliche Kompetenz und Verantwortung ihrer Kinder nicht anerkennen. Um ihre Eigenverantwortung weiterentwickeln zu können, sind sie ganz von ihren Eltern und deren wohlwollender Einstellung dazu abhängig.
Meiner Erfahrung nach entwickeln Kinder, die von ihren Eltern in ihrer Eigenverantwortung gefördert werden, fast von allein soziale Verantwortung und Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Empathie, Rücksichtnahme und Respekt. Das funktioniert aber nur dann, wenn sie soziale Verantwortung im täglichen Umgang mit ihrer Familie erlernen, weil die Eltern authentisch sind und diese vorleben.
Gemeinsames Heim oder Hotel?
Wir haben einen 16-jährigen Sohn, der kommt und geht, wie es ihm passt, nie Bescheid sagt, ob er zum Abendessen da sein wird oder nicht.
Der aber von mir verlangt, dass ich mich um seine schmutzige Wäsche kümmere, sein Bett neu beziehe und ihn herumkutschiere.
Mein Mann und ich waren eigentlich immer der Meinung, dass unser Sohn zu Hause keine besonderen Pflichten zu erledigen braucht.
Solange er in der Schule gut zurechtkam und gesunden Hobbys nachging, haben wir gerne für den Rest gesorgt. Doch jetzt finden wir, dass er alt genug ist, seinen Beitrag zu leisten. Fast täglich gibt es deshalb Streit, und das belastet mich sehr. Verlangen wir tatsächlich zu viel?
Eine verunsicherte, unglückliche Mutter
Antwort von Jesper Juul:
Viele Eltern sind
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