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Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Vierter Stock Herbsthaus (German Edition)

Titel: Vierter Stock Herbsthaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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dass ich immer nur „einweiche” und nicht richtig abwasche. Also gut, wasch ich eben ab. Wir müssen uns echt mal 'nen Geschirrspüler anschaffen, kostet auch nicht mehr die Welt.
    Nachdem ich Geschirr und Besteck abgetrocknet und weggeräumt habe, setzte ich mich an den Computer und schaue mir in irgendwelchen Internetshops verschiedene Geschirrspüler an. Was man eben so macht, wenn man eigentlich nichts zu tun hat. Als ich von Geschirrspülern genug habe, schnappe ich mir Schlüsselbund, Taschenlampe, Stift und Protokollblatt. Mach ich eben die Runde durchs Haus, dann hab' ich das hinter mir.
    An der Tür von Frau Diehl vorbei – Stille, diesmal keine Hilferufe – gehe ich Richtung Korridor, dann am Feuerlöscher vorbei zum Treppenhaus. In den alten Aufzug traue ich mich nicht. Vorletzte Nacht, es war kurz nach halb eins und ich konnte nicht einschlafen, hörte ich Geräusche, die verdächtig nach den Geräuschen des Aufzugs klangen. Als ich mit der Taschenlampe bewaffnet nachschauen ging, da war alles wieder ruhig, auch die Kabine war noch an Ort und Stelle, also auf unserem Stockwerk.
    Trotzdem: Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass sich vorletzte Nacht der Aufzug bewegt hat. Und wenn das alte Ding schon von alleine losfährt, dann stimmt damit definitiv etwas nicht. Am nächsten Morgen musste mir Paula hoch und heilig versprechen, den Aufzug nicht mehr zu benutzen. Hoffentlich hält sie sich dran.
    Nachdem ich die Runde um das Haus gemacht habe, nehme ich mir die einzelnen Stockwerke vor. Keine Auffälligkeiten, alles wie immer. Kein Müll, der herumliegt, keine aufgebrochenen Türen, keine eingeworfenen Fenster, keine neuen Graffiti und keine fremden Stimmen im Haus. Ich habe meine Kreuzchen gemacht, das Datum, meinen Namen und „Keine besonderen Vorkommnisse” auf das Blatt gekritzelt, und bin auf dem Weg zurück zu unserer Wohnung. Die ausgefüllten Blätter legen wir auf die Kommode neben der Eingangstür. Noch ist der Stapel klein, aber er wächst. Keine Ahnung, wann wir die unserem Vermieter vorlegen müssen.
    Ich habe schon den Wohnungsschlüssel in der Hand, als ich es mir anders überlege. Erstens ist mir langweilig und zweitens bin ich neugierig. Ich werde mir dieses Restaurant ansehen, von dem Herr Brandt gesprochen hat. Unten im Haus ist eine mit Zeitungspapier verklebte Doppelglastür, das müsste es sein. Der Hausmeister meinte ja, dort würden noch irgendwelche ungeöffneten Konservendosen rumstehen.
    Ich falte das Protokoll und stecke es mir in die Tasche. Wenige Minuten später stehe ich vor der großen Glastür. Auf der großen Türklinke liegt eine Schicht aus braunem Staub, diese Klinke wurde seit Jahren nicht mehr angefasst. Der Schlüssel hakt ein wenig, dann kriege ich die Tür auf.
    Ich betrete einen etwa dreißig Quadratmeter großen Raum, der früher mal der Gastraum war. Tische und Stühle sind noch da, wurden nur gestapelt und an eine Wand des Raumes geschoben. Auch eine alte Holztheke mit Zapfhähnen steht noch herum. Angeschlossen ist da nichts mehr, die Leitungen liegen seit Ewigkeiten trocken. Es wundert mich, dass dieses ganze Zeug nicht verkauft wurde, so schäbig sieht das überhaupt nicht aus. Durch ein Fenster und eine Glastür sieht man hinaus auf eine betonierte Fläche, auf der noch große rote Schirmständer stehen … solche Dinger, die mit Sand gefüllt werden, für große Sonnenschirme mit irgendwelcher Werbung drauf. Man konnte also auch draußen sitzen.
    Ich durchquere den verlassenen Gastraum und stehe nun vor der Tür, die zur Küche führen muss. In der Mitte hat diese Tür ein kleines, quadratisches Drahtglasfenster, das so trüb ist, dass man kaum hindurchsehen kann. Ich erkenne nur, dass dahinter ein Raum mit einem Fenster ist.
    Als ich die Klinke drücken will, da merke ich, dass die Tür keine Klinke hat. Ich stehe vor einer dieser Schwingtüren, wie sie in Restaurants üblich sind. Ich drücke sie auf, betrete die Küche und bleibe wie angewurzelt stehen. Scheiße! Im Gegensatz zum Gastraum wirkt die Küche ganz und gar nicht verlassen. In einem der Regale stehen ordentlich aufgereiht mehrere geöffnete Konservendosen. Es riecht leicht nach Obst, nach Pfirsich und Ananas, allzu lange sind diese Dosen noch nicht offen. Unter dem Herd liegen drei zerdrückte Bierdosen und in der Spüle befindet sich eine schwarze, glänzende Masse, ich erkenne nicht gleich, was es ist. Vorsichtig, ganz langsam, lasse ich die Schwingtür hinter mir zufallen und gehe

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