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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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immer noch dieselbe, aber der Name hat sich geändert. Heute nennt man es › Gaunerkaraoke‹!«

Kapitel 15
    in dem der Räuberalltag ins
    Wanken gerät
    W ir verließen unser Lager früh am nächsten Morgen, aber nicht, bevor wir ein ausgiebiges Frühstück verputzten. Bei unserer gemeinschaftlichen Zeitschriften-Suchaktion hatten wir eine große Ausbeute an Erdbeeren, Erbsen und frischem Roggenbrot gemacht, das Gold-Piet in daumendicke Scheiben schnitt. Der Fisch war vom Sand gesäubert und gebeizt worden und passte perfekt zu dem Brot. Unser Vorratsdepot schien immer noch unversiegbar zu sein. Aus den Hefeteilchen hätte man einen Turm bauen können, und der trockene Blätterteig wurde wieder weicher, wenn man die Teilchen in warmen Kakao tunkte.
    Hilda setzte sich aber nicht zu uns an den Tisch: » Nein danke, ich werde wohl zum Morgenschwimmen gehen«, sagte sie, als ich ihr einen vollen Teller hinhielt. » Irgendwie hab ich keine Lust auf Frühstück.« Um die Nase rum sah sie ehrlich gesagt auch immer noch etwas grünlich aus.
    » Sie macht sich Gedanken wegen ihres Gewichts«, erklärte der Wilde Karlo, als Hilda weg war. » Da kann ich ihr noch so oft sagen, dass ich das mag, wenn sie ein bisschen rundlicher ist! Ein kleines Bäuchlein ist eigentlich nur eine Zierde, damit sehen auch die Hemden besser aus.«
    » Kleines Bäuchlein …«, flüsterte Kalle mir zu und zeigte verstohlen auf die imposante Kugel des Räuberhauptmannes. Wir kicherten geräuschlos. Gold-Piet versuchte noch sein Pokerface zu wahren, aber so richtig gelang es auch ihm nicht.
    » Ist doch klar, dass es einen stört, wenn die Klamotten nicht mehr richtig passen«, sagte Hele. » Hilda glaubt, wir hätten nicht gemerkt, dass sie heute die Hosen von Pa… vom Boss trägt.«
    Der Wilde Karlo knurrte wegen der falschen Anrede, konnte sich dann aber ein Lächeln doch nicht verkneifen. Seine Tochter lächelte ebenfalls, beobachtete nebenbei aber interessiert ihre Zehennägel.
    » Na also, jetzt packt mal eure Siebensachen zusammen, Leute!«, brüllte der Wilde Karlo in seinem Befehlston. » Uns steht noch eine lange Fahrt bevor. Die Spiele beginnen übermorgen, und es wäre nicht schlecht, rechtzeitig anzukommen!«
    Wir beluden das Auto wie immer, es dauerte nicht lange und die Sachen waren gepackt: das Zelt abgebaut, die Zeltstäbe und die Heringe in den Beutel gesteckt, die Schlafsäcke aufgerollt und in die Schlafsachen-Schublade reingestopft, der Reisetisch und die Stühle zusammengeklappt und in den dafür vorgesehenen Ständer gestellt.
    » Ja, wollen wir jetzt nicht endlich mal losfah…«, begann der Räuberhauptmann, aber das Wortende blieb in seinem Halse stecken, als er merkte, dass Hilda noch gar nicht an ihrem Platz hinter dem Lenkrad saß. Da war keine Hand am Autoschlüssel, der bereits im Zündschloss steckte und kein Fuß auf dem Gaspedal, so wie sonst immer. Wir anderen saßen schon alle im Bus – bereit zur Abfahrt und kamen uns ein bisschen blöd vor. Es war doch nicht alles so wie im letzten Sommer. Um genau zu sein, war vieles nicht mehr so wie früher.
    » Ist sie noch am Strand?«, fragte Kalle besorgt.
    » Ich geh schon!«, rief ich und sprang aus dem Bus.
    Ich lief zum See hinunter und zu dem morschen Steg. An dessen Ende saß Hilda und plantschte mit ihren Füßen im Wasser herum. Sie hatte die Augen geschlossen und schien in Gedanken versunken zu sein.
    » Also, wir müssten dann mal so langsam los …«, sagte ich vorsichtig. » Anscheinend haben wir noch eine lange Fahrt vor uns.«
    » Haben wir«, meinte Hilda, hielt die Augen aber immer noch geschlossen. » Nur noch einen Moment …«
    Sie bückte sich nach vorne, schöpfte Wasser mit der Hand aus dem See und befeuchtete sich ihre Stirn, den Hals und die Handgelenke.
    » Man hätte vorher schwimmen gehen sollen, wenn man das nur gewusst hätte«, sagte sie ein wenig rätselhaft und wehmütig. » Man sollte immer sofort das tun, worauf man gerade Lust hat.«
    Ich ging zum Anfang des Stegs zurück und wartete dort auf sie. Mir fiel auf, wie vorsichtig Hilda aufstand und die Sandalen in ihren Händen drückte. War sie etwa krank? Oder hatte der Wilde Karlo nach der langen Autofahrt unruhig geschlafen und sich so breit gemacht, dass sie sich in der anderen Ecke des Busses hatte zusammenrollen müssen? Dass sie so eine Engelsgeduld hatte, sich nie beschwerte und ihren Kummer stets für sich behielt, fand ich bewundernswert.
    » Okay!« Hilda nahm ihre

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