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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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war, dem Feuer neues Leben einzuhauchen. Aber ich ging ein paar Schritte näher auf sie zu.
    » Annoncen«, flüsterte Hilda aufgeregt. » Annoncen, Annoncen, Annoncen! JA !!«
    Fieberhaft beugte sie sich hinunter, um irgendetwas genauer zu untersuchen. Dann richtete sie sich mit offenem Mund langsam wieder auf und starrte das Einwickelpapier an. Der silbern glänzende Fisch plumpste vom Tischrand auf den Waldboden, aber die Räubermutter bemerkte das nicht einmal. Der Wilde Karlo schien jedoch zu begreifen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war und machte einen Riesensatz auf seine Frau zu.
    » Freitag …«, krächzte sie. » Die fangen schon am Freitag an!« Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Hele in das Lager zurückgelaufen kam. » Was ist los?«, fragte sie sofort. Auch Kalle hob den Kopf – seine Nase war ganz rußverschmiert –, er sah besorgt aus. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter. Etwas Unglaubliches war geschehen! Die Räuberbergs waren die klügsten und die ungewöhnlichsten Menschen, die ich je kennengelernt hatte. Wenn sie so dermaßen ratlos wegen irgendetwas waren, musste die Lage wirklich ernst sein.
    Der Wilde Karlo und Gold-Piet drängten sich an den Tisch. Die Zukunft des Landes!, in deren Seiten der Fisch eingewickelt gewesen war, hatte drei interessierte Leser bekommen. An den Tisch hätte überhaupt kein weiterer gepasst, ich musste also noch warten …
    » Man hat uns betrogen!«, rief der Räuberhauptmann. » Die haben die Spiele einfach zwei Wochen vorverlegt. Die fangen doch sonst niemals schon im Juni an! Niemals! So haben wir nicht gewettet!«
    » Das war’s dann wohl. Von wegen räuberisches, friedliches Miteinander …«, murmelte Kalle. » Die haben überhaupt nichts vergessen und uns auch nicht verziehen!«
    » Das schaffen wir nie im Leben«, sagte auch Gold-Piet völlig mutlos.
    » Wir müssen aber!«, erwiderte Hele und schaute ihre Mutter streng an.
    » Wir schaffen das!«, sagte Hilda, deren Mund schmal wie ein Bleistiftstrich geworden war. » Wer will denn hier auch schon übernachten, in einer so hellen Sommernacht?!«

Kapitel 14
    in dem wir uns immer mehr
    sputen, damit der Abstand kleiner
    wird, und wir neue Energie tanken
    W ir hatten in dem schaukelnden, lärmenden Räuberbus fast die ganze Nacht über kein Auge zugetan. Hilda fuhr auf den Schotterwegen und Landstraßen so schnell, wie sie nur konnte – so schnell, wie es das Gaspedal hergab.
    Wir machten keine Pause und kletterten immer weiter hoch in den schmalen Norden Finnlands. Alle waren still. Ich hatte einen Fensterplatz ergattert und mich in Decken und Jacken eingekuschelt. Am Glas drückte ich meine Nase platt und versuchte, nach draußen zu spähen. Ich vermisste die Kette mit den erhängten Barbies, die im letzten Sommer noch an den Busfenstern gebaumelt hatte, aber Hele war mittlerweile viel zu beschäftigt, um solche Dekorationen anzufertigen. Sie verkaufte all ihre aufgemotzten Barbies zu immer unverschämteren Sammlerpreisen. Ohne dass es der Rest der Familie gemerkt hatte, war aus ihr eine ziemlich erfolgreiche Internet-Unternehmerin und dazu ein richtiger Geldsack geworden.
    Irgendwann so gegen vier Uhr morgens regte sich Hilda darüber auf, dass sie als Einzige wach bleiben musste:
    » Singt mal für mich!«, befahl sie und gab dem Wilden Karlo einen Stoß, damit sein Geschnarche, das an einen Presslufthammer erinnerte, leiser wurde. Wir reckten und streckten uns und öffneten langsam unsere Augen. Ich war, ans Fenster gelehnt, eingeschlafen und dabei in mich zusammengesunken.
    » Hey! Singt, singt jetzt! Ich schlaf’ hier am Lenkrad schon fast ein!«, brüllte Hilda, deshalb begann ich Old McDonald hat ’ne Farm zu singen.
    » Von allen Liedern in der Welt suchst du gerade das aus?!«, Hele rollte mit den Augen.
    » Ich bin so müde, dass mir nichts anderes einfällt«, erwiderte ich entschuldigend. Den anderen fiel aber auch nichts Besseres ein, sodass wir danach die selbsterfundene Version Der Wilde Karlo hat ein Auto sangen. Und Vainisto’s Vilja ist ein Genie. Als wir unsere ganze Familie einmal durchgesungen hatten, kamen die anderen Räubersippen dran. Der größte Hit war Pärnänens Tuija hat ’nen Po, ia ia puups. Das war sogar Gold-Piets Idee! Auf jeden Fall war das ziemlich lustig um vier Uhr in der Früh. Hilda knurrte zuerst, stimmte dann aber lachend ein, als wir weiter irgendetwas Liedartiges brüllten. Nur zwei Stimmen fehlten in unserem Chor. Aus irgendeinem Grund starrten

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