Vilja und das Raeuberfest

damit das ein für allemal klar ist! Ein Hauptmann muss nicht alles alleine machen, wenn seine Leute vernünftig ihre Arbeiten erledigen.«
    » Könnte der Hauptmann jetzt wohl seine Arbeit machen?«, stöhnte ich und hob meinen Blick von dem Zeitplan.
    » Vilja meint damit: › Raus hier!‹«, erklärte Hele den anderen. » Sie muss jetzt nachdenken!«
    » Wollen wir nicht ein Feuer machen?«, schlug Gold-Piet vor. » Eine Würstchenpfanne. Man kann immer eine Würstchenpfanne verputzen.«
    » Ihr baut das Lager auf!«, befahl Hilda. Sie hatte uns, mit einem geistesabwesenden Lächeln auf den Lippen, zugehört. » Ich mache Essen!«
    Die nächste halbe Stunde wurde hart gearbeitet. Ich gab mein Bestes, um mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren, während Hele, der Wilde Karlo und Kalle versuchten, die nötigen Sachen aus dem Auto zu laden, sodass wir zumindest so etwas Ähnliches wie ein Lager aufbauen konnten. An der Öffnung der Seitentür befestigten wir ein Vorzelt, das zu einem kleinen Wohnzimmer direkt neben dem Bus wurde. Das Aufbauen war ziemlich kompliziert, deshalb benutzten wir es nur in Ausnahmesituationen: etwa damit Gold-Piet im Falle eines Regens geschützt wäre, oder beim Sommerfest, um uns vor feindlichen Blicken zu schützen. Durch das Busfenster konnte ich sehen, wie Hele und Kalle den Zeltstoff trugen, die Reißverschlüsse der Plastikfenster zuzogen und die Spitzen der Seitenlatten in die Zeltlöcher der Metallumrandung steckten.
    » Ist gut …«, seufzte ich, blickte auf den Bildschirm und konzentrierte mich auf die Arbeit. Das hier war nur ein Stundenplan, hatte zumindest Hele gesagt. Schließlich hatte ich ein ganzes Jahr lang Schule und Chor, Geigen- und Theoriestunden überstanden. Ich hatte im Voraus Vanamos Kommen und Gehen auswendig lernen müssen, denn nur so konnte ich ihr aus dem Weg gehen, genauso wie Papas und Mamas wöchentlichen Terminkalender. Ich hatte Zeit zum Messerwerfen-Üben und für die Hausaufgaben gefunden und dafür, meine geheimen Botschaften über Bandit-H zu verschicken – das hier müsste doch mindestens genauso einfach sein!
    Mit einem Klick öffnete ich den von A-Ka Mikkonen zugeschickten Zeitplan und einen weiteren Anhang. Das sah nach einem Willkommensbrief aus, er war aber voll von Zusatzprogrammen und -regeln. Dann öffnete ich mein Notizheft und begann, die komplizierten Sachen, die im Anhang standen, in mein Heft zu kopieren – Satz für Satz. Nicht, weil ich sie nicht vom Bildschirm lesen konnte, sondern damit ich verstand, was sich hinter der komplizierten Sprache verbarg. Je mehr neue Seiten ich vollschrieb, desto besorgter wurde ich. Am Ende merkte ich, dass es Zeit war, eine Zusammenfassung zu machen – und zu zeichnen.
    SITUATIONSANALYSE
    Aufgeschrieben und gezeichnet von Vilja
    Erst einmal: Hele irrt sich. Das hier ist keine Reuse, sondern eine Pyramide. Oder ein Trichter. Ein Trichter wird zur Spitze hin schmaler. Eine Reuse nicht. Für das Sommerfest bedeutet das, dass in jedem neuen Wettkampfstadium immer mehr von uns verlangt wird. Der Trichter schmeißt die Leute raus, bis es nur noch zwei Gruppen und deren Anführer gibt. Hier ist der Trichter als Zeichnung und die Erklärungen darunter:
    GK
    – — › GRUPPENPUNKTE ‹ — –
    FuMo – BeWe – SCHWINDEL – Q & R
    1) Zum Räuberherrscher wird der Gaunerkaraoke ( GK )-Gewinner gewählt. Dem Brief zufolge regiert der Räuberherrscher die nächsten zehn Jahre!
    - Über den Gaunerkaraoke-Sieger wird per Abstimmung entschieden. Jeder Anwesende darf abstimmen, die Macht liegt in der Hand des Räubervolks!
    In der Gaunerkaraoke treten die Kapitäne der beiden besten Räubermannschaften an. Es kämpfen zwei Anwärter um den Räuberherrscher-Posten gegeneinander.
    In der Eröffnungsrunde singen auch die Vizekapitäne (= zusammen vier Teilnehmer).
    Im Finale singen nur die zwei Räuberhauptmänner gegeneinander, das nennt sich auch der » Letzte-Wille-Kampf«.
    2) In die Gaunerkaraoke schaffen es diejenigen zwei Räubergruppen, welche die höchste Gesamtpunktzahl in den Gruppenkämpfen erzielt haben.
    3) Das Sammeln der Gruppenpunkte ist unendlich wichtig! Aus den vier besten Räubergruppen wird im nächsten Jahr der Räuberrat gewählt, der zusammen mit dem Räuberherrscher über wichtige Dinge entscheidet.
    — › Wichtiges Zwischenziel!
    4) Die Gruppenpunkte sammelt man in vier Wettkampfdisziplinen. Der Sieg in jeder Disziplin bringt je zehn Punkte. Bei der Zweitplatzierung oder auch bei