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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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den Stoff eines kleineren Zelts zu hören.
    » Jetzt hör mal zu, was der Klebrige Ede dir zu sagen hat, und gehorche! Der hat langjährige Erfahrung«, befahl eine Frauenstimme.
    » Es ist völlig unsinnig, mit denen zu kämpfen und sich den Mund fusselig zu reden«, fuhr der Klebrige Ede fort. » Ein oder zwei Mal kann man es versuchen, aber man lernt dadurch nur, dass es gar nichts bringt. Von den Räuberbergs kann man nix anderes erwarten als eimerweise Enttäuschungen.«
    Während ich weiterschlich, dachte ich über das Gehörte nach. Vor dem Hurmala-Zelt war noch das Pärnänen-Lager, das genau in der Mitte des Platzes und hinter dem Veranstalterzelt aufgebaut war. Von dort aus war es – egal, wo man hinwollte – überallhin ein kurzer Weg. Das Lager war von einer hohen Lärmschutzwand umgeben und die einzelnen Zaunelemente durch eine Kette miteinander verbunden. Der Lärm beim Bus der Räuberbergs hatte seinen Höhepunkt erreicht, und die Räuber, die im Lager geblieben waren, hatten sich vor ihren Zelten versammelt, um die Rauferei mitzuverfolgen – für den Fall, dass sich bei den P-Westen eine Niederlage abzeichnen würde und sie Verstärkung bräuchten. Ich umkreiste den Zaun und probierte in einer hinteren Ecke, wie stabil die Kette war. Die Stelle war jedoch fest gesichert, deshalb schlich ich zu einer anderen, noch weiter entfernten Ecke. Bei der sah man schon von Weitem, dass der Zaun einfach nur lose zusammengesteckt worden war, dahinter standen unter einem Schutzdach verschiedenartige Müllbehälter. Der Gestank des Biomülls zwang mich, durch den Mund zu atmen. Offensichtlich gab es keine Übereinkunft mit der Müllabfuhr. Was auch immer da in dem grünen Eimer lag, es hatte wohl schon einige Zeit in der Hitze vor sich hingeköchelt. Ich versuchte, nicht auf den Fliegenschwarm zu achten, der über allem summte.
    Es wurde Zeit, mit der Räuberei zu beginnen! Die Kette an der einen Ecke war etwas lockerer, sodass man die Zaunhälften ein bisschen auseinanderziehen konnte. Durch die daraus entstandene V-förmige Öffnung passte gerade mal so ein kleines Mädchen, erwachsene Räuber hätten keine Chance gehabt.
    Als ich das verbotene Terrain der Pärnänens betrat, begann mein Herz so schnell zu hämmern, dass mich sein Pochen an Vanamos nervige Technomusik erinnerte.
    Es war klar, dass es komplett sinnlos war, nur daran zu denken, in den Wohnwagen des Kapitäns-Paares zu schleichen. An dessen Tür gab es eine strenge Bewachung, und kein einziges der Wagenfenster war geöffnet. Weil aber der Kühlschrank bestimmt da drin stand, bedeutete das auch, dass ich keine Kühlwaren mitnehmen konnte. Enttäuscht setzte ich meinen Weg fort. In dem ersten Zelt, an dem ich vorbeikam, waren Leute, die gerade von ihrer Bewachungsrunde abgelöst worden waren.
    » Ist es nicht gut?«, fragte ein Mann mit tiefer Stimme. » Schau mal, das Gesicht von demjenigen kommt auf diese Münze.«
    » Und Kabuum«, fuhr ein verschnupfter Mann fort. » Ausgezeichnet!«
    » Kabuum!«, antwortete der Mann mit der tiefen Stimme. » Das hat sich der Boss so gut ausgedacht, das muss man schon sagen. Derjenige kann machen, was er will, der sitzt so oder so in der Patsche!«
    » Wenn man nur das Gesicht von demjenigen sehen könnte!«, sagte die Schnupfnase. » Wenn derjenige begreift, dass alles verloren ist.«
    » Das siehst du ja«, gackerte der andere los. » Das siehst du dann auf der Münze!«
    Auf Zehenspitzen schlich ich an ihnen vorbei zum nächsten Zelt, wo es ganz leise war. Ich versuchte zu erkennen, ob im Inneren die Schatten von schlafenden Menschen zu sehen waren. Mit Kaijas stumpfem Messer säbelte ich vorsichtig einen Schnitt in den Zeltstoff und riss das Loch dann mit den Händen auf. Am Ende war es so groß, dass ich mich hineinzwängen konnte. Im Zelt gab es zwei Schlafplätze, auf denen zusammengefaltete Wolldecken lagen; zwei volle Rucksäcke standen in der Türöffnung. Das bedeutete, dass nun alles ganz schnell gehen musste. Wenn jetzt irgendjemand ins Zelt käme, würde er sofort über mich stolpern, und ich hätte weder die Zeit noch die Möglichkeit zu flüchten. Im Zelt nebenan brach Gelächter aus.
    Ich schluckte meine Panik herunter. Es war wichtig, die Nerven zu bewahren, weil es für die Untersuchung des Reisegepäcks nur einen kurzen Moment geben würde. Ich nahm all meinen Mut zusammen – und dann stürzte ich mich auf die Rucksäcke. Schließlich hatte ich mir das selbst so ausgesucht. Andernfalls

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