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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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die eine zweite Runde direkt gewonnen hatten, durften während der sogenannten Hoffnungsrunde eine Pause machen. Wenn sich danach die drei Finalisten nicht sofort fänden, würden die Wackelkandidaten in diese Runde kommen. Sie würden untereinander kämpfen, bis genug Leute gefunden worden waren, die zwei Kämpfe gewonnen hatten. Hoffnungsrunden waren gleichzeitig Kämpfe im Schnelldurchlauf: Ins Finale kamen also nur die schnellsten Gewinner.
    In meinem zweiten Halbfinalkampf entschied das Los zu meinen Gunsten. Ich bekam genau den Gegner, den ich mir heimlich gewünscht hatte: Markus von Motor-Horror vom Schärenmeer. Wenn ich mit ihm kämpfte, müsste ich nicht um mein Leben fürchten. Die Kontrahentin von Contra-Conny war die inzwischen blasse und zerstreute Paula Partanen. Martha, die den Kampf zuvor mit links gewonnen hatte, bekam als Gegnerin die Alte Hanna, deren Laune sich aufgrund ihrer Niederlage massiv verschlechtert hatte.
    Den Münzwurf gewann ich und entschied, dass Markus anfangen sollte. Ich dachte, dass ich so seine Körpersprache besser kennenlernen könnte. Die Herangehensweise von dem Motor-Horrorianer war komplett anders als die von Paula. Er gab sich mir gegenüber sehr ungezwungen, schaute mich freundlich an und äußerte die Sätze so, als würde er über das vergangene Wochenende plaudern. Er schien nicht auf seine Sprache und seine Gesten achtzugeben, was aus ihm einen schwierigen Gegner machte. Wir waren etwa gleich stark und nahmen es mit dem Kampf sehr genau. Uns beiden war bewusst, dass es harte Arbeit bedeutete, zwei Punkte Vorsprung zu bekommen. Markus gewann die Runde, in der er am Zuge war und ich gewann meine: Keiner von uns konnte den anderen bei seiner Lüge festnageln.
    Das Publikum bekam nicht die Rauferei geboten, die sie sehen wollte, und die meisten gingen weiter zu den anderen Kämpfen. Contra-Conny besiegte Paula Partanen im Schnelldurchlauf, die auf ihrem Stuhl sitzen blieb und ihre Hände schützend vor das Gesicht hielt. Danach verschwand Conny nach draußen, um sich auszuruhen und sich durch laute Siegeshymnen der Pärnänens feiern zu lassen.
    Der Kampf zwischen der Alten Hanna und Martha Hurmala war blutig und wurde für einen Moment zu einer gefährlichen Rauferei, bis der Schiedsrichter eine Verwarnung aussprach und sie ermahnte, auf ihren Stühlen sitzen zu bleiben. Im Publikum wurden bereits die mitgebrachten Messer, Schleudern und Ketten gezückt. Man beleidigte lauthals die andere Sippe. Die Zurechtweisungen der Zuschauer waren im Vergleich zu vorher wieder lockerer geworden.
    Als Markus das zweite Mal mit seinen Sätzen dran war, schlug ich mich besser und versuchte, genau auf seine Gesten zu achten: Bedeuteten seine Fingerbewegungen, dass er es mit seiner Körpersprache übertrieb, also log? Korrigierte er seine Haltung, weil der Stuhl ungemütlich war, oder war es ein Zeichen einer Lüge? Langsam wurde ich ungeduldig und überlegte, was die einfachste Lösung sein könnte. Müsste man jetzt nur auf gut Glück irgendetwas raten, dann hätte man immerhin eine Drittel-Chance, richtig zu liegen?
    Ich zwang mich, ruhig zu werden und bat Markus, so wie es die Regeln erlaubten, seine Sätze noch einmal zu wiederholen. Bei der zweiten Runde waren sie noch schwieriger als bei der ersten, weil es um eine Sippe ging, von der ich sehr wenig wusste:
    1) Zu den Prinzipien des Vereins Motor-Horror vom Schärenmeer gehören Gleichberechtigung und ständiges Lügen.
    2) Die Misserfolgsrate der Aktionen von Motor-Horror vom Schärenmeer liegt bei unter fünf Prozent.
    3) Motor-Horror vom Schärenmeer ist keine Räuber familie, sondern eine Gruppe von Freunden, welche die gleichen Vorstellungen von der Art zu leben haben. Trotzdem habe ich hier einen Bruder.
    Nachdem Markus gesprochen hatte, schaute er mich freundlich und verschmitzt an. Für ihn war es scheinbar lustig, sich mein Hin- und Hergerutsche auf dem Stuhl anzuschauen, weil ich mich nicht wohl in meiner Haut fühlte. Die Sätze waren viel zu lässig, fast schon verräterisch. Markus hatte die Gefährlichkeit des SCHWINDEL ns nicht begriffen, und auch nicht, dass am Rand des Rings die anderen Räuber die Ohren spitzten. Hoffentlich konnte ich so geschickt raten, dass ich Motor-Horror nicht in Gefahr bringen würde! Ich grub in meinem Gedächtnis nach jedem einzelnen Info-Krümelchen, das ich von Hele über A-Ka Mikkonen bekommen hatte. Damit wollte ich anfangs meinen Tipp begründen und hoffen, dass ich

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