Vilja und das Raeuberfest
aus irgendeinem Grund damit einverstanden erklärt hatten, mit ihm im gleichen Rhythmus zu dröhnen.
Das Leben des Räubers auf der Straße
ist spannend, und es gibt viel zu schaun.
Es gibt Streiche und Kniffe – so läuft der Hase,
so schafft man’s immer abzuhaun!
Das Leben des Räubers auf der Straße
ist spannend, und es gibt viel zu schaun.
Wenn du einen Kiosk leerst und alle kreischen,
ist das der perfekte Raub mit Markenzeichen.
Versteckst dich heimlich und schnell im Wald
und stürmst Landstraßen flink und bald,
du bist ein Räuber, mein Räuberheld,
der beste Räuber auf der Welt!
Heute werdet ihr den neuen Herrscher kriegen,
egal was ihr tut, der Wilde Karlo –
der wird siegen!
Das Leben des Räubers auf der Straße,
das Leben des Räubers auf der Straße,
dies ist das Leben unseres Volkes –
so läuft der Hase!
Der Rap endete in einem lauten Geheule, und der Wilde Karlo verbeugte sich, sodass seine Zöpfe durch die Lüfte flogen.
Alle Räuber waren vollkommen still. Die Stille dauerte so lange, dass ich sogar noch Zeit fand, meine Geige zurück in den Kasten zu packen, und beide Verschlüsse zuschnappen ließ. Dann gab es unter den Räubern so etwas wie eine Explosion: sie stampften, brüllten, johlten, und einige stießen wüste Beschimpfungen aus. Das ganze Zelt bebte!
Der Wilde Karlo lächelte und gab den anderen Räuberbergs ein Zeichen, dass sie zu ihm kommen sollten. Das war der große Unterschied zwischen den beiden Kandidaten: Großmaul-Hurmala wollte allein im Rampenlicht stehen, unser Hauptmann ließ sich hingegen zusammen mit seiner Familie beziehungsweise mit seiner ganzen Gruppe bejubeln. Der in Verzückung geratene Gold-Piet schob Kaija vor sich auf die Bühne, und die zog mich mit sich, damit wir uns alle gemeinsam verbeugen konnten.
Die Leute begannen an die Seiten der Bühne zu strömen, um ihre goldenen Stimmzettel abzugeben.
» Das Leben des Räubers auf der Straße, da dada da dada!«, summte der Auto-Stopper Lenni vor sich hin, als er zurück in sein Zelt kehrte. Als ich auch Markus und Paula Partanen hörte, wie sie nach den Worten des Liedes suchten, dachte ich bei mir, dass der Text gar nicht so schlecht war. Der schnelle Reim war eine schwierige Kunst – und wieder mal ein Beweis dafür, wie begabt Kaija Räuberberg als Schriftstellerin war.
Vielleicht hatten wir doch noch eine Chance?!
Kapitel 40
in dem sich drei Begegnungen
in einer Nacht ereignen
D ie Stimmenauszählung war in vollem Gange. Als die Nacht endlich für einen Moment dunkel wurde – so weit im Norden Finnlands wird es im Sommer fast gar nicht dunkel –, gingen die Leute langsam in ihre eigenen Lager zurück. Es war schlau, das Ergebnis erst am nächsten Morgen bekannt zu geben. Räuber, die nach einem langen Wettkampf müde und gereizt waren, konnten womöglich noch eine Rauferei beginnen. Aber wenn erst einmal der Morgen und ein neuer Tag angebrochen war und man ein ordentliches Frühstück im Bauch hatte, würde man die Nachricht über den neuen Räuberherrscher gleich viel gelassener entgegennehmen.
» Wir gewinnen doch, oder?«, fragte mich Kalle, als wir zu unserem Lagerplatz zurückgingen.
Ich stellte mir vor, wie die Motor-Horrorianer gerade an der ersten Runde der Auszählung saßen – und Zettel für Zettel zählten. Es würde eine schlaflose Nacht für sie werden, weil es vor der Bekanntgabe der Ergebnisse am frühen Morgen noch eine zweite Auszählung geben würde, um sicher zu gehen, dass kein Fehler unterlaufen war.
» Keine Ahnung …«, sagte ich. » Ich selbst hätte natürlich für Hele gestimmt, also in der Anfangsrunde. Ihr habt zumindest eine Chance!«
Lange dachte ich darüber nach, ob ich wir sagen sollte, aber ich verstand, dass es jetzt um die Räuberbergs ging – um ihr zukünftiges Leben! Wenn der Wilde Karlo Räuberherrscher werden würde, hätte das wahrscheinlich keinen Einfluss auf mein weiteres Leben, aber das von Hilda, Hele, Kalle und Gold-Piet würde sich komplett ändern.
Der Junge zog mich zur Seite und ließ die anderen Räuberbergs an uns vorübergehen. » Ich hab ein Problem«, murmelte er, als alle außer Hörweite waren. » Meine Gefühle kann ich nicht ändern, auch wenn ich sollte … Ich will nicht, dass Papa gewinnt!«
Er sah blass aus und ein bisschen so, als würde er gleich durchdrehen. Dann hob er ein paar Steinchen von der trockenen Wiese auf und ließ diese in seiner Hand hüpfen. » Wenn Papa gewinnt, war’s das mit
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