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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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nochmal! – Superherrscher gibt! Das ist so unfair. Babys sind klein. Ihre Welt ist klein. Ich hoffe ja schon beinahe, dass Karlo diesen Wettkampf nicht gewinnt!«
    Sie blieben kurz vor dem Zelt stehen, bis Hilda sich wieder gefasst hatte, dann erst gingen auch sie hinein.
    » Aha, hier werden also die eigenen Leute ausspioniert, Gefangene!« Plötzlich stand Hele hinter mir.
    Für einen Moment war ich mit den Gedanken beim letzten Sommer gewesen. Ich musste an die erste Nacht im Räuberlager denken, in der ich zu fliehen versucht hatte und Hele mich geschnappt hatte. Das war einer der ersten Augenblicke, in denen wir – auch wenn’s komisch war – langsam Freunde wurden.
    » Hast du das gehört?«, fragte ich sie und überlegte, wie Hele sich fühlen musste, die eigene Mutter so verzweifelt zu erleben.
    » Es ist ja wahr …«, antwortete das Räubermädchen leise. » Wir sind Dummköpfe, weil uns so was überhaupt wichtig ist. Das ist für keinen von uns eine gute Sache. Wenn aus dem Boss der Herrscher wird, dann wird er sich ja niemals wieder aus diesem Posten zurückziehen. Zumindest nicht für die nächsten zehn Jahre. Und ich darf auch gar nicht Finnlands jüngster Räuberkapitän sein, selbst wenn ich noch so gut wäre!«
    Ich nickte, denn ich verstand vollkommen, was sie meinte. Gleichzeitig war ich völlig verwirrt. Ich wollte Hele erzählen, dass bei uns zu Hause nie geredet wurde. Mein Papa und meine Mama schafften es noch nicht einmal, uns Mädchen zu fragen, wie es uns ging.
    Aber warum bekam man das bei den Räuberbergs, deren Leben ich das ganze Jahr über bewundert hatte, nicht besser hin? Warum traute man sich auch in dieser Familie nicht, Dinge direkt anzusprechen, von seinen Träumen zu erzählen und den Zweifeln, bevor es zu spät war?
    Mit dem nächtlichen Wind wehte auch Rauchgeruch zu uns herüber. Nur ein bisschen, aber immerhin. Hele schnupperte und wurde aufmerksam. » Irgendwo da drüben gibt’s ein ganz großes Problem!«
    Wir liefen in die Richtung, aus welcher der Rauch-Gestank kam und sahen, wie aus dem Veranstalterzelt Flammen hochschlugen. Zwei dunkel gekleidete Gestalten ergriffen die Flucht, als sie uns bemerkten. In dem Zelt sollte zu dieser nächtlichen Stunde niemand mehr sein, die Stimmenauszählung war garantiert schon vorbei. Die Brandstifter verschwanden hinter den Wettkampfzelten. Ich war sicher, dass einer der beiden beim Gehen gehumpelt hatte: Artsi Luuvalo und Jake Hurmala!
    » Feuer!«, schrien wir so laut wir konnten. Immer mehr Räuber drängelten in ihren Schlafklamotten auf das Feld. » Feuer!«
    » Hol Piet und den Wilden Karlo«, befahl Hele. » Wir haben Vollalarm!«
    Ich lief in die Richtung unseres Lagers, aber die beiden Räuber kamen mir schon entgegen. In der Hand des Wilden Karlo war noch ein halb angebissenes Riesenbrot. Gemeinsam liefen wir zum Feuer.
    » Schnapp dir eine von diesen hier!«, rief Markus mir zu, als wir beim brennenden Zelt ankamen. Er warf mir einen Haufen alter Militärdecken zu. » Die Flammen sind noch klein, wir versuchen sie zu ersticken!«
    Wir arbeiteten Seite an Seite. Hele und Gold-Piet schmissen Sand auf die allmählich kleiner werdenden Brandherde. Der Wilde Karlo brüllte vor Wut, während er auf den Decken herumhüpfte, um auch die letzten Flammen zu löschen. Es waren aber nicht alle so hilfsbereit. Ein Teil der Räuber schaute nur zu, ohne einen Finger zu rühren. Irgendein Scherzkeks hatte eine auf einen Stock aufgespießte Wurst mitgebracht, die er in die Richtung des Feuers hielt.
    » Sind alle in Ordnung?«, keuchte Lukas, als er den Platz erreichte. Er kam mit einigen Veranstaltern aus der Gruppe der Stilette. Sie hielten Eimer in ihren Händen, die mit Wasser vom Badestrand gefüllt waren.
    » Info für alle!«, brüllte Lukas. » Das Wahlergebnis ist in Sicherheit! Die Sabotage ist misslungen! Die Stimmzettel der Gaunerkaraoke sind an einem geheimen Ort. Die Zweitplatzierte von Quiche und Ringkampf A-Ka Mikkonen bewacht diese mit ihren Helfern unter Einsatz ihres Lebens!«
    Endlich schafften wir es, das Feuer zu löschen. Das klatschnasse Zelt war zusammengefallen, die angezündete Ecke kohlrabenschwarz. Die Räuber standen ratlos herum, und keiner schien zu wissen, was als Nächstes zu tun war.
    » Das muss ein Vollidiot gewesen sein, der dieses Zelt angesteckt hat!«, rief Markus aufgebracht. » Als er das Feuer legte, hat er gleichzeitig alle Räuber in Gefahr gebracht! Und so was nur wegen einem Wahlergebnis!

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