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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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unserem jetzigen Leben! Schlägereien dort. Grenzstreitigkeiten hier. Verrat da. Man müsste die ganze Zeit Angst haben und könnte nur noch auf Zehenspitzen herumschleichen!«
    Gold-Piet spähte aus dem Vorzelt nach draußen. » Gibt’s hier irgendwelche Probleme?«, fragte er. » Wer geht auf Zehenspitzen? Schleicht hier jemand rum?«
    Kalle und ich schüttelten den Kopf und versuchten auszusehen, als warteten wir schon ganz erfreut auf die Ergebnisse.
    » Ich hab’ kurz vermutet, dass das Großmaul und seine Kumpels vielleicht wieder im letzten Moment zum Katz und Maus spielen vorbeigekommen sind. Wie schade!« Gold-Piet verschwand wieder im Zelt. Er hatte aufrichtig enttäuscht ausgesehen. Nach einigen Sekunden Stille wurde drinnen aber schon wieder der nächste Witz gerissen, und das dröhnende Gelächter des Wilden Karlos ertönte bis nach draußen. Meine Räuber schöpften die Sommerfeste wirklich immer bis zum Letzten aus!
    » Mir ist völlig klar, wohin das führt«, murmelte Kalle finster. » Wenn Papa gewinnt, war’s das mit meinen Schulbesuchen. So wird’s laufen, selbst wenn du was anderes sagst. Wenn ich nicht mal das Projekt im nächsten Herbst hinbekomme, wie soll sich dann alles andere regeln?!«
    » Ich hab dir doch versprochen zu helfen«, versicherte ich ihm, begann aber langsam selbst die Hoffnung zu verlieren.
    » Bis zu diesem Punkt sind wir nur eine kleine Räuberfamilie von irgendwoher gewesen«, stammelte der Junge. » Keiner hat sich wirklich dafür interessiert, dass wir immer machen, was uns gerade in den Sinn kommt, und dass wir nicht einmal auf unserem eigenen Gebiet geblieben sind. Wir sind immer die Verrückten gewesen … die Komischen. Diejenigen, die rauben und gleichzeitig › Zuhause‹ spielen. Das wird dann aufhören. So ziemlich jeder könnte mich entführen, zum Beispiel vom Schulhof, verstehst du? Und damit meinen Papa erpressen! Oder mit dem Baby. Unser Leben ist schon jetzt viel zu durcheinander!«
    » Siehst du jetzt Gespenster, wo es gar keine gibt?«, versuchte ich ihn zu beruhigen.
    Aber gab es die nicht vielleicht doch? In meinem Kopf geisterte das fiese Bild von vorhin, wie Großmaul-Hurmala die Liederliste las, und die Giftzwillinge sich von beiden Seiten über seine Schulter beugten.
    » Na, sag schon«, forderte mich Kalle auf und hob den Kopf in meine Richtung. Ich sah, dass er ein paar Tränen vergossen hatte, seine Wangen waren gestreift. » Wie schaff’ ich es, weiter in die Schule zu gehen?«
    » Ich helfe dir, und Kaija hilft auch«, versicherte ich ihm. » Du und deine Tante, ihr könntet zu zweit zusammenwohnen. Und wenn das nicht funktioniert …«, begann ich und überlegte fieberhaft, » … wenn das nicht funktioniert, dann ziehst du zu uns! Du ziehst nach Südfinnland! Wir werden Klassenkameraden!«
    » Versprichst du mir das?«, fragte Kalle hoffnungsvoll. » Versprichst du, dass du mir hilfst, auch wenn etwas Unvorhergesehenes passieren sollte?«
    » Ich verspreche es«, sagte ich. » Ab-so- LUT -es Ehrenwort!«
    » Das In-die-Schule-gehen ist das Beste, was es gibt«, gestand er mir. » Dafür würde ich alle Macht der Welt hergeben.«
    Nachdem Kalle ins Zelt gegangen war, stand ich noch eine Weile draußen. Zu meiner Überraschung sah ich Hilda und Kaija, die von einem nächtlichen Spaziergang zurückkamen. Das ständige Gähnen der Räubermutter hatte ich den ganzen Abend mitverfolgt, deshalb war ich eigentlich davon ausgegangen, dass sie sich bereits schlafen gelegt hatte. Blitzschnell versteckte ich mich hinter dem Räuberbus, obwohl die zwei ja zu meiner eigenen Gruppe gehörten. Aber es hörte sich so an, als führten auch sie eine heikle Unterhaltung.
    » Natürlich renken sich die Dinge wieder ein!«, hörte ich Kaija sagen. » Natürlich wird Karli das in irgendeinem Moment verstehen. Er wird wieder Papa! Der muss dann einfach eine andere Einstellung zum Leben bekommen als jetzt, außerdem ist er auch vorher schon Vater gewesen, vergiss das nicht!«
    » Ich hätte es früher erzählen sollen«, schluchzte Hilda. » Und jetzt bringt dieser Wettkampf alles durcheinander. Die ganze Familie will, dass Karlo der neue Räuberherrscher wird. Ich will dieses Baby aber nicht ganz alleine aufziehen.«
    » Du bist nicht alleine«, beruhigte sie Kaija.
    » Sag das hier niemandem«, schluchzte Hilda, » aber ich bin nicht sicher, ob ich dieses Baby in einer Räuberfamilie großziehen will. Zumindest nicht in einer, in der es einen – verdammt

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