Vilja und das Raeuberfest
Niemand sollte so eine Tat gutheißen! Denkt doch mal nach! Wenn die Feuerwehr hierhergekommen wäre, hätte man uns alle festgenommen!«, schrie er weiter in so einer Lautstärke, dass es alle auch ohne Mikrofon verstehen konnten.
In der Gruppe ertönte ein schwaches Gemurre, aber der größte Teil der Räuber hörte besorgt zu.
» Nach diesem Brand ist klar, dass die Zeiten der Gentlemanräuberei endgültig vorbei sind!«, mischte sich nun auch wieder Lukas ein. » Es gibt keinen Frieden mehr! Wir brauchen jemanden, der zu den Leuten hält, die sich für die Landstraßenräuberei entschieden haben. Wir brauchen DEN Räuberherrscher! Wir wollen keinen Sippenkrieg! Diese Lebensweise, die uns so wichtig ist, muss geschützt werden!«
Ich schaute mir die Menschen an, die um das Zelt herum standen und sah nachdenkliche, traurige und in sich gekehrte Gesichter.
» Jetzt ab ins Bett – jeder Einzelne!«, befahl Lukas. » Der Räuberrat wird morgen eine Entscheidung treffen, ob das hier irgendwelche Konsequenzen haben wird! Die Motor-Horrorianer werden einen Feuer-Wachtposten aufstellen, für den Fall, dass es noch Glutreste gibt!«
Aber einmal abgesehen von dem angezündeten Zelt würde es auch noch anderswo brenzlig werden: Derjenige, der morgen zum Räuberherrscher gewählt werden sollte, würde eine Menge zu tun haben, um den Frieden wieder herzustellen!
Kapitel 41
in dem es ein unangenehmes
Wiedersehen gibt
D ie Räubersippen hatten für den Morgen viel freie Zeit bekommen. Das Ergebnis sollte um zwölf Uhr verkündet werden, sodass auch wirklich jeder Langschläfer-Räuber nach dem nächtlichen Brand ausschlafen konnte. Ein Teil der Leute hatte die Schrecken der Nacht während des Schlafes vergessen. Nachdem die Mittagszeit endlich angebrochen war, standen wir alle vor der gestrigen Karaoke-Bühne und warteten auf die Ergebnisse des Wettbewerbs.
Als Lukas auf die Bühne trat, hob sich die Stimmung deutlich.
Alle blickten gebannt zu ihm, als er verkündete:
» Die Finalpunkte der Anfangsrunde und die der zweiten Runde wurden zusammengezählt. Die Entscheidung ist knapp, aber der Unterschied ist trotzdem groß genug!«
Im fernen Dorf hörte man leise die Sirene eines Polizeiautos. Alle Räuber wurden augenblicklich ernst und spitzten die Ohren wie eine Kaninchenschar. Das Geräusch schien jedoch immer schwächer zu werden und endete dann schließlich völlig. Die Anspannung ließ aber erst nach, als über die Sache Witze gerissen wurden.
» Da scheint jaaa ein Räuber sein Unwesen zu treeeiben«! Der Klebrige Ede konnte es einfach nicht lassen. » Auch wenn der nicht in unnnsere Gemeinschaft gehööört.«
Das gemeinsame Lachen fühlte sich nach der schrecklichen Nacht gut an.
Die Polizeisirene hinterließ bei mir jedoch eine gewisse Unruhe. Ich sah zum Rand unseres Lagers und beobachtete, wie zwei Teenie-Mädchen, die komplett in schwarz gekleidet waren, zu Fuß aus der Richtung der Molkerei kamen. Sie hielten an, um das Schild vor dem Räuberlager zu lesen. Die pink-schwarze Kleopatrafrisur des einen Mädchens glänzte in der Sonne. Hinter ihnen schienen noch mehr sonderbar gekleidete Gestalten zu kommen: Als nächstes konnte ich einen Tüllrock und ein nietenbesetztes Korsett erkennen.
» Ich hab mal ’ne Frage«, flüsterte ich und zupfte Kaija an ihrem Ärmel näher zu mir heran. » Woher wusstest du, wo wir sind?«
» Bei den Terminen des Sommerfestes war ein Link mit der Karte«, sagte Kaija. » Hele hat mir den auch gleich weitergeleitet, als ihr diese Terminprobleme hattet. Und ich hab’ euch auf dieser Internet-Pinnwand geschrieben: Ich komme zum Treffen mit dem ersten Flug an diesem Morgen. Ich schlug ein Treffen um zwölf Uhr vor und fügte dann noch die Kartenkoordinaten des Lagerortes dazu, bekam aber von euch keine Antwort mehr. Später hab ich verstanden, warum. Du konntest gar nicht wissen, dass ich diese Nachricht hinterlassen hatte, weil ich mich ja mit dem Ersatzpasswort angemeldet hatte, das ich von Hele bekommen hatte. Mein eigenes steht in meinem Notizbuch, das noch in meinem Reisekoffer irgendwo auf dem Flughafen von Schiphol herumliegt! Aber es war schon besser, dass du nicht geantwortet hast, weil ich ja sowieso eine Maschine früher fliegen konnte.«
» Kaija, wir benutzen die Pinnwand doch nicht für unsere privaten Nachrichten«, warf Hele ein. » Die ist doch für alle Bandit-Barbie-Besitzer öffentlich zugänglich!«
» Der Gewinner der Gaunerkaraoke und der
Weitere Kostenlose Bücher