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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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anderen Wurfgriff gepackt und sprang, von Kalle gezogen, auf den Beifahrersitz. Die Tür knallte zu, aber das Gebrüll des Wilden Karlo war auch durch die geschlossene Tür zu hören:
    » Hobbyräuber! Rotznasige Anfänger!«
    Der Räuberbus beschleunigte und kam auf uns zugesaust, die Seitentür wurde aufgerissen, und von drinnen hörten wir den Wilden Karlo unablässig schimpfen: » Sogar Legopiraten sind furchterregender als ihr!«
    Bevor ich auch nur mit der Wimper zucken konnte, hatte Gold-Piet mich am Kragen gepackt und in den Bus gehoben. Hele sprang mit einem Satz in den fahrenden Wagen, sie schien keine Hilfe zu brauchen.
    » Schnallt euch an, jetzt werden wir mal sehen, was der Bus so drauf hat«, sagte Hilda triumphierend. Mit der Aussicht auf eine total gefährliche und aberwitzig schnelle Verfolgungsjagd schien das verpasste Ringkampffinale sie nicht weiter zu stören.
    » Haltet die Daumen, dass hier keine Kameras oder Dorfpolizisten sind!«
    » Nach rechts, Hilda, nach rechts!«, riefen Hele und ich wie aus einem Mund, aber der Bus war schon nach links abgebogen.
    Wir fuhren lärmend und Flüche schleudernd an der Tankstelle vorbei. Dort kam gerade mein Vater, Jouni Vainisto, der sein Eis aufgegessen hatte, aus der Tür. Ich bemerkte, wie sein Gesichtsausdruck sich veränderte, als der Bus vorbeiraste. Durchs Rückfenster sah ich, wie er stolpernd zu seinem Auto rannte. Himmel! Viel schlimmer konnte es wohl nicht mehr werden.
    » Also, jetzt haben wir Viljas Vater und die Polizei und den größten Teil der finnischen Landstraßenräuber auf den Fersen«, sagte Hele gelassen und tastete nach dem Buch in der Seitentasche. » Als Herausforderung gar nicht so schlecht.« Sie kuschelte sich auf der Sitzbank zusammen und blätterte seelenruhig im Atlas. Wir anderen flogen trotz Sicherheitsgurten auf den Sitzen umher, als Hilda bei Rot über die Kreuzung raste, Richtung Fernverkehrsstraße.
    » Verstecke«, schnauzte Hilda. » Such unter V. Im Umkreis von hundert Kilometern, am besten an einer kleinen Straße.«
    » Ich suche ja schon«, gab Hele zurück.
    » Darf ich melden: Uns verfolgen nur Viljas Vater und die Polizei«, sagte Kalle zufrieden. » Die vom Sommerfest kommen höchstens bis auf den Schotterweg. Die haben alle so ein bisschen Reifenpanne.«
    Ohne den Blick vom Atlas zu heben, hob Hele die Hand, und Kalle klatschte sie ab.
    » Mein Junge!«, rief der Wilde Karlo. » Was für ein Vandale! Ein perfektes Markenzeichen!« Er legte die Hand auf sein Herz und wandte sich, vor Stolz strahlend, an Hilda: » Unser Kalle ist schon bald ein Mann! Unsere klugen Kinder! Bald ziehen sie in einen eigenen Bus, und wir können in der Zeitung lesen, was ihnen wieder alles eingefallen ist!«
    » Lieber hätte ich trotzdem das BeWe-Finale gewonnen«, sagte Kalle leise.
    » Lasst uns erst mal hiermit fertigwerden«, sagte Hilda, die Zunge zwischen den Zähnen. » Festhalten!«
    Der Räuberbus bog mit schleuderndem Heck auf die Fernverkehrsstraße ein. Irgendwo in der Ferne erklang die Sirene eines Polizeiautos.
    » Das wird euch nicht gefallen«, erklärte Hele. » Das nächstliegende Versteck ist Kaijas Haus. Das nächste ist dann erst fünfzig Kilometer weiter nördlich, und dort gibt es viel zu viele Autobahnen.«
    Im Bus wurde nachgedacht.
    » Also, zu Kaija«, sagte der Wilde Karlo schließlich. » Sie wird uns schon wieder aufnehmen.«
    Hilda beschleunigte kräftig, und ich glaubte, das könnte der Bus unmöglich aushalten, ohne auseinanderzufallen. Aber er hielt es aus.
    » Was ist eigentlich passiert?«, fragte Hele. » Ist bei den Wettkämpfen etwas schiefgegangen? Warst du bei BeWe im Finale, Kalle?«
    » Ja, war ich«, sagte Kalle. » Deshalb musste ich ja auch mein neues Messer ausprobieren. Die wollten nämlich die restlichen Finalisten dadurch ermitteln, dass welche, die schon ausgeschieden waren, wieder antreten konnten! Und sie stritten sich ständig über die Punkte, dabei gab es ja schon die Schiedsrichterbeschwerde. Spätestens da wusste ich, dass sowieso alles schiefgehen würde. Die mogeln. Echt. Wenn ich schon mal versuche, bei etwas gut zu sein, dann wird es bestimmt nichts. Ist ja auch nichts geworden.«
    » Und wie ist der große Streit entstanden?« Ich musste einfach fragen.
    Kalle mit seinem niedergeschlagenen Gesicht tat mir leid, aber zugleich hatte ich den brennenden Wunsch, zu erfahren, was eigentlich los war.
    Gold-Piet schüttelte traurig den Kopf. » Ja, das war ich; ich habe Mist

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