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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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geben wird.« Ich sagte nicht, was ich außerdem noch dachte: Wenn ihr einen anderen Räuberbus seht, solltet ihr genauso schnell verschwinden, als ob es ein Polizeiwagen wäre. Das Leben der Räuberbergs war dabei, sich ganz und gar zu verändern, aber ich war nicht sicher, ob sie das begriffen.
    » Wer hat denn die Polizei gerufen?«, fragte Kalle, der mir über die Schulter geschaut und meine Notizen gelesen hatte.
    Ich schlug das Buch zu, denn ich wollte die anderen nicht beunruhigen. Vor allem nicht Kalle, der ja niedergeschlagen genug war, weil BeWe abgebrochen worden war.
    » Wir wetten um Bonbons für ein Jahr«, sagte Hele listig. » Oder nein: Du bekommst das Schmetterlingsmesser, wenn du es rauskriegst.«
    Kalle blickte interessiert auf.
    » Das ist sinnlos, Kalle«, sagte ich und warf Hele einen strafenden Blick zu. » Es war mein Vater.«
    Das gesamte Haus ging auf Zehenspitzen, bis das Knarren der Treppe uns meldete, dass der Wilde Karlo seinen Mittagsschlaf beendet hatte. Wir waren alle in der Küche versammelt und hatten einer wie der andere das Bedürfnis, einen Plan zustande zu bekommen.
    » Darf ich einen Vorschlag machen?«, fragte ich den Wilden Karlo, der sich den Schlaf aus den Augen rieb und sich ächzend auf einen Stuhl sinken ließ. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Er sah blass und ernst aus, wie ein Mann, dessen Lebenstraum zerbrochen ist.
    » Ich finde, wir sollten den Räuberbus neu streichen.«
    » Der Anstrich ist völlig in Ordnung«, knurrte der Wilde Karlo. » Als Fachmann weiß ich durchaus selber, wann ein Wagen gestrichen werden muss und wann nicht.«
    Hilda stemmte die Hände in die Seiten, wie immer, wenn sie sich über etwas wunderte. Sie machte den Mund auf, machte ihn dann aber wieder zu, ohne eine Frage zu stellen. Es war offensichtlich, dass niemand so recht wusste, was wir tun sollten.
    » Hört mal zu«, sagte ich. » Wir werden von einer großen Anzahl Leute gesucht. Die meisten davon kennen unseren Bus. Also ist das Beste, was wir machen können, den Wagen zu tarnen.«
    Hele zeigte mir anerkennend den nach oben gestreckten Daumen, knabberte aber zugleich an ihrem Fingerknöchel, was die Geste vor allen anderen verbarg.
    » Gibt es hier Farbe?«, fragte Hilda Kaija.
    » Wenn ja, werden sich Anstreicher finden!«, sagte Gold-Piet ernst. Auch für ihn war das schiefgelaufene Sommerfest ein harter Schlag. Während Karlos Mittagsschlaf hatte er die meiste Zeit allein und schweigend in einem Korbstuhl auf der Veranda gesessen.
    » Da kann noch irgendwo ein bisschen alter Autolack von Jaakko sein«, sagte Kaija. » Der hatte ja so eine Rostlaube, an der er rumgebastelt hat.«
    Kaijas Mann war vor zehn Jahren gestorben, und Kaija hatte beschlossen, allein weiter in ihrem gemeinsamen Häuschen zu wohnen. Auch darüber hatten wir an jenem Abend gesprochen, als Kaija und ich lange zusammen auf der Veranda gesessen hatten. » Obwohl, was heißt allein«, hatte Kaija gesagt und in die Hände geklatscht, » ich bin ja nicht allein, ich habe ja alle meine Romanfiguren.« Jener Abend schien sehr lange her zu sein.
    » Also gut«, sagte der Wilde Karlo und wedelte erschöpft mit der Hand. » Kratzt die Farbreste zusammen und streicht den Wagen mit dem an, was da ist. Ich lege mich wieder schlafen.«
    Kaija blickte ihrem Bruder nach und schüttelte den Kopf. Sie machte sich eindeutig Sorgen.
    Während der Wilde Karlo schlief, arbeiteten Hele, Kalle, Gold-Piet und ich wie die Wilden. In die Garage mussten wir beinahe mit Gewalt einbrechen, denn das Tor klemmte. Dann musste Kalle es mit aller Kraft offen halten, damit wir anderen Sachen hinaustragen konnten, sonst wäre es uns auf den Kopf geknallt. Die Garage war vollgestopft mit allen möglichen Dingen, nur Autos gab es nicht: Stattdessen waren da alte Sofas, Werkzeug, Skier, ein Gartenzaun. Nirgendwo ein leerer Platz, die Garage war ein ganzes Jahrzehnt lang als Abstellraum benutzt worden. Die Farbdosen standen in einem Regal an der Rückwand, das sahen wir schon, als wir anfingen, aber um sie erreichen zu können, mussten wir die ganze Garage leer räumen. Es waren an die zwanzig Dosen, die wir uns alle genau ansahen. Die Deckel mussten wir mit Werkzeugen aufhebeln, so angetrocknet waren sie. Ein Teil der Dosen war völlig eingetrocknet oder leer, aber als wir den Lack aus allen zusammengossen, bekamen wir drei fast volle Dosen Autolack zusammen. Kaija half uns, im Haus nach Pinseln zu suchen. Die Pinsel befestigten wir an

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