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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siri Kolu
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langen Stielen, sodass wir auch das Wagendach anstreichen konnten. Zuerst klebten wir die Metallteile der Karosserie mit Klebeband ab, das wir auch erst suchen mussten. Wir verbrauchten etliche Rollen davon – ich hatte ja keine Ahnung gehabt, wie viele Metallteile ein Räuberbus haben konnte!
    Nach dem Abkleben konnten wir endlich anfangen zu streichen. Ab und zu hob Gold-Piet Hele auf seine Schultern, und sie malte von da aus mit dem langstieligen Pinsel die schwierigsten Stellen an. Der Lack reichte perfekt für den ganzen Bus. Zum Abschluss wischten wir uns gegenseitig mit großen grauen Lappen, die aussahen wie Stücke von alten Unterhosen, die Farbe von Gesicht und Armen, dann gingen wir schwimmen, und hinterher servierte Kaija uns räubermäßig große Portionen Eis, das wir mit zerbröselten Schokoriegeln vermischten.
    Wir spachtelten gerade die letzte Schokolade frei, die auf dem Grund unserer gewaltigen Eisschüsseln festgefroren war, als der Wilde Karlo nach seinem zweiten Mittagsschlaf vom oberen Stockwerk herunterkam.
    » Was macht ihr denn hier?«, fragte er. » Warum streicht ihr nicht den Wagen?«
    » Der ist fertig«, sagte Kalle. » Allerdings gab es da ein Problem …«
    » Er soll es selbst rauskriegen«, unterbrach ihn Hele. » Boss, der Bus ist fertig«, meldete sie amtlich. » Da draußen.«
    Der Wilde Karlo ging gemächlich aus der Küche. Kurz darauf kam er im Laufschritt zurück, das Haar stand ihm zu Berge und der Mund offen.
    » Der Räuberbus«, japste er heiser. » Wer? Wie?« Er setzte sich hin und starrte uns wortlos an.
    » Was ist denn mit dem Bus?«, half Kaija.
    » Er ist … rosa«, sagte der Wilde Karlo verzweifelt. » Er ist völlig und unverzeihlich pink!«
    Der Wagen war wirklich rosa. Ein leuchtendes Schweinchenrosa. Er wäre das passende Fahrzeug für Blumenmädchen oder Zuckerwatteverkäufer oder auch für Fans des Rosaroten Panthers gewesen. Aber was gar nicht ging, war eine solche Farbe an einem Räuberwagen. Wir konnten zu unserer Entschuldigung nur sagen, dass es keine Absicht gewesen war: Die Farbe war einfach entstanden, als wir die Reste aus allen Farbdosen zusammengerührt hatten. Das einzig Gute war, dass der Räuberbus in Rosa äußerst schwer zu erkennen war. Er war nun auf die beste erdenkliche Weise getarnt.

Kapitel 16
    in dem ein ernstes Gespräch geführt wird
    W ir versammelten uns alle um den Wagen. Der Wilde Karlo ging gesenkten Hauptes um ihn herum, tätschelte das Blech, streichelte den Kühlergrill.
    » Ein rosa Bus«, stöhnte er auf. » Ich kann nie, nie und niemals einen rosa Räuberbus befehligen!«
    » Na, dann befehligst du ihn eben nicht«, stieß Hilda hervor. » Übergib Hele die Befehlsgewalt, damit erfüllen wir ihr gleichzeitig ihren Traum.«
    » So habe ich das nicht gemeint, Weib«, brüllte der Wilde Karlo sie an, hochrot im Gesicht.
    » Aber ich«, sagte Hilda fest und baute sich vor ihm auf. » Vielleicht ist es für dich jetzt Zeit, in Rente zu gehen.«
    Ich sah, wie Hele aufhorchte. Sie tat so, als schnitzte sie mit ihrem alten Messer an einem Stock herum, aber ihr Körper war gespannt wie eine Sehne, und ihr Atem ging schnell. Würde sie schon jetzt eine eigene Busbesatzung leiten dürfen? Sie wäre der jüngste Hauptmann der Räuberwelt. Nur dass wir das niemandem würden erzählen können, weil alle nur die Räuberbergs vermöbeln und ihnen das Geld wegnehmen wollten.
    » Das Thema gehört nicht hierher. Wir haben noch viele gute Jahre vor uns«, sagte der Wilde Karlo, und seine Augen brannten einem förmlich ein Loch in die Stirn, genau wie Heles, wenn sie wütend war.
    » Werden die wirklich so gut?«, fragte Hilda ganz leise.
    Heles Messer rutschte ab, und sie schnitt sich in den Finger. Zum ersten Mal sah ich, wie ihr etwas misslang. Jedenfalls ein bisschen.
    » Papa«, sagte Kalle laut. » Ich möchte in die Schule.«
    Hele stand auf, steckte das Messer in die Scheide und lutschte an dem verletzten Finger. Sie ging ein Stück weiter weg, fischte das Schmetterlingsmesser aus der Tasche und fing an, es mit der schwächeren Hand zu öffnen und zu schließen. Klack-klack-klack. Klack-klack-klack. Früher wäre ich einfach nur fasziniert von ihrer Geschicklichkeit gewesen, aber jetzt kannte ich Hele so gut, dass ich wusste, sie war außer sich.
    » Ich hab gehört, wir hatten früher mal eine Wohnung«, sagte Kalle. » Da könnten wir wieder hingehen. Den Räuberbus könnten wir parken, und ich könnte in die Schule gehen. Also,

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