VILLA DER LEIDENSCHAFT
Lockenkopf küsste, tat sie es auch, um ihre eigenen Tränen zu verbergen.
Ihre Affäre und das abrupte Ende ergaben nun einen neuen Sinn. Sie hatte ihm Trost auf der simpelsten Ebene gespendet. Seine Verzweiflung musste groß gewesen sein; er hatte jung geheiratet und über zehn Jahre das Leben mit seiner Frau geteilt.
Hatte er sich schuldig gefühlt, weil er nur wenige Wochen nach der Tragödie mit Katie geschlafen hatte? Zweifellos war das der Grund, warum er so erpicht darauf gewesen war, sie wieder aus seinem Leben zu streichen. Für ihn war sie nur ein schwacher Trost gewesen, nur eine Quelle körperlicher Entspannung. Diese Erkenntnis tat unendlich weh.
Dabei hatte ihr Zusammentreffen von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Schon vom ersten Tag an hatte Alexandros Katie das Gefühl gegeben, ihre Anwesenheit sei ein Ärgernis. Alles an ihr schien ihm auf die Nerven zu gehen. Er kritisierte jede ihrer Handlungen. Verlangte nach Gerichten, deren Rezepte sie nicht kannte, und war einfach nicht zufriedenzustellen. Ihre anfängliche Bewunderung schlug binnen einer Woche in glühenden Hass um.
Als er eines Tages sein Essen unangetastet zurückgehen ließ und sich dabei einen bösartigen Kommentar nicht verkneifen konnte, riss Katie der Geduldsfaden. Voller Zorn warf sie ihm das beladene Tablett vor die Füße. „Sie sind der widerlichste Kerl, den ich je getroffen habe“, schrie sie ihn an. „Nichts, was ich tue, ist gut genug für Sie!“
„Versuchen Sie, mich zu beleidigen?“
„Wenn ich Sie beleidigen wollte, würden Sie es wissen!“
Ihr Verhalten war völlig unakzeptabel. Deshalb verwunderte es Katie auch nicht, dass Alexandros sie noch im selben Augenblick kündigte.
Sie war aus dem Haus gestürmt und mit dem Fahrrad davongefahren. Erst als sie die nahezu endlose Straße hinunterradelte, verebbte ihre Wut und wurde durch Bestürzung und Bedauern ersetzt. Immerhin gehörte der Job, den sie gerade verloren hatte, eigentlich ihrer Mutter. Und es war der Ruf ihrer Mutter, der leiden würde, nicht ihr eigener. Reumütig war sie zur Villa zurückgefahren.
Zunächst schien Alexandros sich nicht auf Ihre Entschuldigung einzulassen. „Nein“, hatte er sie unterbrochen. „Sie haben keine Disziplin, und Sie sind mit Ihren Pflichten nicht vertraut.“
„Bitte melden Sie mich nicht der Agentur“, war ihre größte Bitte gewesen. Danach hatte sie ein umfassendes Geständnis abgelegt. Jetzt noch vorzugeben, ihre Mutter zu sein, machte keinen Sinn mehr.
Alexandros wirkte überrascht. „Sie gestehen, mich angelogen zu haben, und erwarten trotzdem, dass ich Sie wieder einstelle?“
„Ich ändere meine Einstellung und koche Ihnen die Gerichte, die Sie mögen“, versprach sie verzweifelt. Ihr Blick traf auf seinen, und ihr Herzschlag beschleunigte sich ohne Vorwarnung. „Geben Sie mir eine zweite Chance, und ich werde tun, was auch immer Sie verlangen.“
„Mir Frühstück ans Bett bringen? Röcke statt Jeans tragen?“
Vor Überraschung weiteten sich ihre Augen.
„Das nehme ich zurück“, versicherte Alexandros hastig. „Aber ein solches Angebot könnte auch missverstanden werden, nicht wahr?“
In diesem Moment begriff sie, dass die aggressive Spannung zwischen ihr und dem Griechen zum größten Teil auf der gegenseitigen Anziehungskraft beruhte, die sie beide zu unterdrücken versuchten.
„Das hätte ich auch nicht sagen sollen.“
„Aber Sie haben es getan …“ Plötzlich war sie sich der Intensität seines Blicks überdeutlich bewusst. Sie lachte, und ihr war ein bisschen schwindelig, weil sie diese Reaktion in ihm geweckt hatte.
„Flirten Sie nicht mit mir“, warnte er sie.
Katie nickte mit zusammengepressten Lippen, senkte den Kopf und betrachtete ihn durch ihre dichten Wimpern.
„Selbst die Art und Weise, wie Sie mich anschauen, ist provokativ.“
Verschämt schloss sie die Augen.
„Versuchen Sie, sich normal zu verhalten.“
Sie öffnete die Augen einen Spalt und nickte heftig.
Am nächsten Tag, als der Helikopter mit den regelmäßigen Lieferungen landete, präsentierte er ihr ein griechisches Kochbuch. Sie bat ihn, einige Rezepte zu übersetzen, und er blieb in der Küche und sah ihr beim Kochen zu. Danach lud er sie ein, ihm beim Essen Gesellschaft zu leisten. Eine Barriere nach der anderen fiel. Er ignorierte sie nicht mehr, sondern lächelte und unterhielt sich mit ihr. Innerhalb von achtundvierzig Stunden ging sie wie auf Wolken und hatte alle Vorsicht
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