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Villa des Schweigens

Villa des Schweigens

Titel: Villa des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Rylance
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Bein.
    »Ach, Benny«, flüsterte sie gerade. Lauren und Benjamin?Ich war völlig perplex. Wo war Stefan? Hatten die beiden keine Angst ... erwischt zu werden? Ich schüttelte mich leicht. Wünschte, ich könnte mir die Szene aus dem Kopf löschen. Das hier ging mich nichts an. Was immer es war. Nun – was es war, konnte man unschwer erahnen, aber es ging mich trotzdem nichts an. Laurens Schluchzen ging mich nichts an. Wenn es überhaupt ein Schluchzen war ... Die beiden hatten mich nicht bemerkt, Gott sei Dank.
    Ich schlich zurück in mein Zimmer und griff nach meinem Handy. Nadja war hoffentlich nicht mehr eingeschnappt. Dann blieb mein Blick an Billys Terrarium hängen. Es war leer.
    »Billy?«, sagte ich verdutzt. Wie war er rausgekommen? Ich beugte mich über den Glaskasten. Da war ein trockener Zweig, der halb an der Wand lehnte. Ich konnte mich nicht erinnern, das Ding da reingelegt zu haben. War Billy darauf hinausgeklettert? Ich kniete mich hin und kroch auf dem Boden herum. »Billy!«, rief ich wieder, dabei war ich mir ziemlich sicher, dass er keine Ahnung von seinem Namen hatte. Er war nirgends zu sehen. Ein kleiner Luftzug streifte mich. Die verdammte Gartentür war wieder aufgegangen! Jetzt spürte ich doch einen kleinen Anflug von Panik. Wie sollte ich so ein kleines Tier im Dunkeln da draußen finden? Ich trat raus auf die Terrasse. Die Lampe in meinem Zimmer warf einen schwachen Lichtkegel in den Garten hinaus. Ich liefein paar Schritte nach links, dann nach rechts, die Augen fest auf den Boden geheftet. Nichts. Es war zu dunkel. Ganz am Rand des Lichtkegels konnte ich nur den Ameisenhaufen erkennen, dem ich mich vorsichtshalber nie näherte. Ich blinzelte. Was war das denn? Ein seltsamer dunkler Klumpen hob sich darin ab. Mein Herz fing wie verrückt an zu klopfen. Ich näherte mich dem Klumpen. Was zum ... Entsetzt riss ich die Hand vor den Mund. Tränen schossen mir in die Augen. Es war Billy! Er hatte eine klaffende Wunde und war über und über mit großen schwarzen Ameisen bedeckt, die auf ihm herumkrabbelten und sich in sein Fleisch wühlten. Hatte sein Bein eben noch gezuckt? Saurer Mageninhalt quoll plötzlich in meinen Mund und ich kotzte irisches Bier und Pommes direkt neben die furchtbare Szene. »Billy!«, schluchzte ich, nach vorn gebeugt, die Hände auf dem Bauch verkrampft. »Billy!«
    Ich konnte ihm nicht mehr helfen.

Da wäre mir doch beinahe das Schicksal zuvorgekommen. Der Engel hätte mein Problem wie von selbst lösen können. Jetzt kann ich an nichts anderes mehr denken.
    Nur noch an das erschrockene Gesicht des Mädchens. Und daran, wie leicht es ist, jemanden zu töten. So leicht. Den schrumpeligen Lurch zum Beispiel. Wie sich die Ameisen darauf gestürzt haben!
    Der richtige Zeitpunkt ist da. Ich habe alles, was ich brauche. Party Time.
    Ich muss nur noch für die richtigen Umstände sorgen.
    Ein Kinderspiel.

14. Kapitel
    Ich hatte nachts noch versucht, Nadja zu erreichen, aber die ging nicht ran. War wohl doch sauer. Aus dem Haus wollte ich niemanden sehen, für die war Billy nur ein dämliches Vieh. Und außerdem ... Ich wollte nicht darüber nachdenken, aber dieser Zweig ... Und wie war Billy überhaupt in den Ameisenhaufen gekommen? Reingekrabbelt? Von jemandem hineingelegt worden? Nein, das konnte ich einfach nicht glauben.
    Benjamin war nicht mit uns im Pub gewesen. Doch warum sollte er so etwas Schreckliches tun? Die Szene mit Lauren in der Küche ...
    Waren Geckos einfach extrem kurzsichtig und rannten blind in ihren Tod?
    Schließlich hatte ich mich in den Schlaf geschluchzt und geträumt, dass mir der Steinengel auf den Kopf fiel.
    Mit pochenden Kopfschmerzen wachte ich am nächsten Tag auf. Heute sollte die Party sein. Mein Gesicht würde so fleckig und verquollen aussehen, dass Lars wahrscheinlich sofort die Flucht ergreifen würde. Toll.
    Ich schleppte mich in die Küche, wo eine fremde Frau gerade zwei Bleche Kuchen abstellte.
    »Hallo«, rief sie fröhlich. »Ich bring euch den Bienenstich!«
    »Was?«, fragte ich perplex.
    »Für eure Party! Ich bin Benjamins Mutter.« Sie ließ sich auf genau denselben Stuhl fallen, auf dem ihr Sohn letzte Nacht Lauren umarmt hatte.
    »Ach so. Hallo. Danke«, stammelte ich.
    »Na, langen Sie nur zu! Der kann auch jetzt schon angeschnitten werden.« Sie sah so freundlich und mütterlich aus, dass mir der nächste Satz wie von selbst aus dem Mund rutschte.
    »Mein Gecko ist letzte Nacht gestorben.«
    »Ach!« Sie sah mich

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