Villapark - Koestlbachers zweiter Fall
Hut bedeckt ist. Damit hatten die beiden Kriminaler
nicht gerechnet, mit so einem Hut.
Und jetzt deshalb eine Fahndung rausgeben, das würde bestimmt nur wieder
einen Rüffel vom Dr. Huber zur Folge haben. Eine ganze Menge Beamte müssten
wegen so einer Fahndung ihre augenblickliche Arbeit liegen und stehen lassen.
Da muss schon ein wirklicher Grund vorliegen, um so eine weitreichende
Entscheidung zu treffen.
Im Grunde genommen war dem jungen Mann, nach dem sie suchten, ja nichts
vorzuwerfen. Er war mehrfach mit der Ermordeten gesehen worden. Zum letzten Mal
sogar wenige Stunden vor der vermuteten Tatzeit. Aber das allein ist ja kein
Verbrechen. Und ein mit einem Hut bedeckter Glatzkopf, auch wenn er eine
Tätowierung hat, so einer ist für sich alleine nicht strafbar.
Und trotzdem, der Köstlbacher hätte sich nicht so spontan den Liebknecht
geschnappt und wäre nicht so eilig ins Auto gesprungen, um schnellstmöglichst
hierher zum Domplatz zu kommen, wenn ihn nicht irgendeine Erinnerung geplagt
hätte, die mit diesem Mann in einem Zusammenhang stand, eine Erinnerung, die
wieder einmal kurz vor dem Abrufen stand, aber aus irgendeinem Grund nicht
abgerufen werden konnte.
Bestimmt kennst du das auch! Nicht, dass du dich auch an einen
Glatzköpfigen erinnern solltest. Aber du bist dir ganz sicher, dass da etwas
Wichtiges war, aber du es momentan nicht fassen kannst. Wenn dir so etwas
passiert, dann ist das ja weiter nicht tragisch. Bist du beispielsweise in den
Keller gegangen und weißt nicht mehr, was du da unten wolltest, dann kein
Problem. Die Kellertreppe zwei/drei Mal auf und ab, und siehe da, die
Erinnerung ist zurück. Und ein paar Minuten Sport hattest du obendrein.
Aber für den Köstlbacher Kellertreppensteigen keine Lösung. Weil,
eines wusste der Köstlbacher ganz sicher: Mit einem Keller hatte das Ganze
nichts zu tun! Schon eher mit einem Fahrrad! Aber das mit dem Fahrrad schien
ihm derart absurd, dass er sich nicht mehr damit beschäftigte und lieber sein
Hirn marterte, in welchem Zusammenhang er den Kahlschädeltätowierten schon
einmal gesehen hatte.
Erinnerung hin, Erinnerung her, die zwei Kripobeamten standen gegenüber vom
Haus Heuport auf dem Bürgersteig und schauten unschlüssig zum Hauptportal vom
Dom, vor dem die Gothics sich immer noch im Blitzlichtgewitter einiger
Journalisten und weit mehr Japaner sonnten. Dabei alberten sie rum,
dass du dich nur wundern konntest, warum die so eine Trauerfarbe für ihre
Klamotten bevorzugten, wo sie doch ausgelassen und fröhlich wie ein
Theatervölkchen vor der Domkulisse zu sein schienen.
Dem Köstlbacher lief inzwischen der Schweiß über seine Stirn, weil er
keinen Hut und natürlich auch keinen Zylinder und schon dreimal keinen
Sonnenschirm, wie die meisten Frauen der Japanergruppe. Die Sonne knallte
unbarmherzig aufs Kopfsteinpflaster und verbreitete auf dem ganzen Domplatz
eine Bruthitze. Aber weil’s in der Früh noch eher etwas kühl für die Jahreszeit
gewesen war, der Köstlbacher natürlich eher im wärmeren Zwirn. Ein
Seitenblick hin zum Kollegen Liebknecht bestätigte dem Köstlbacher wieder
einmal, dass der viel hitzeresistenter als er.
Wenn du dich noch an die schwarz/weiß Serien in den frühen Fernsehjahren
erinnern kannst, dann hast du bestimmt auch nicht die Folgen von ›Dick und Doof‹ vergessen. Und genau so
musst du dir das Kriminalerteam Köstlbacher/Liebknecht vorstellen.
Nur natürlich in Farbe und auch nur auf die Optik bezogen. Weil, eines darfst
du nicht vergessen: Auch wenn das ›Dick‹ für den Köstlbacher zutrifft, der Liebknecht alles andere als ein ›Doof‹ . Warum die lang und schlank
Gewachsenen weniger schwitzen, das kann ich dir nicht sagen, weil ich eben kein
Mediziner und so. Aber dass die Dicken erheblich mehr Schweißdrüsenaktivitäten
haben, daran gibt es nichts zu rütteln. Und der Köstlbacher ganz besonderes
fleißige Schweißdrüsen! Dass das der Grund dafür war, warum der
Köstlbacher in aller Regel viel lieber die Fäden von seinem Büro aus zog, das
wegen seiner Nordlage kühl wie die Toilette eines Einfamilienhauses war, die bekanntlich
meistens zur Nordseite hin vom Architekten geplant wird, da bin ich mir
nicht absolut sicher. Wenngleich außer seiner Pinnwand, ohne die der
Köstlbacher vermutlich keinen Fall lösen könnte, sein Büro nichts Besonderes
hatte, was ein Verweilen darin über die Maßen attraktiv gestalten könnte.
Abgesehen vielleicht die Klein! Weil, eines kann ich dir
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