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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Casbah Masaki terminiert. Die Aktivitäten wurden eingestellt, und alle Mitglieder der Goldenen Bruderschaft haben ihre Herzen zum Stehen gebracht. Wie die Novizen in den Tod kommen, ist deren Problem. Es sind schließlich nur Novizen. Und die Technik hat denselben Befehl, sich selbst aus der Welt zu schaffen. Als Eddon durch die bereits verfallenden Räume geht, findet er die Körper der anderen Novizen, alle drei. Einer hat den Strom eines Kondensatriden durch seinen Kopf geleitet, ehe der Apparat sich in schwärzlichen Sand verwandelte. Die anderen beiden haben sich die Schutzpellen vom Leib gerissen und die Drogenvorräte der Brüder geplündert; im Rausch taten sie Dinge, an die nur zu denken sich Eddon verbietet. Es ist gleichgültig. In den Decken und Wänden der Station gluckert und zischt es.
    Die überall eingebauten Kanister mit Chemikalien und Mikroorganismen zerbersten einer nach dem anderen, und Casbah Masaki tritt in einen künstlich beschleunigten Zerfallsprozess ein. Als Eddon einen der Rechner sieht, dessen Gehäuse aufklafft und weitgehend verrottete Innereien freilegt, begreift der Novize, dass er im Moment das einzige lebende Wesen ist, das es in der Station gibt, einmal abgesehen von gierigen Einzellern, die Chips, Schaltkreise, Bildwände und Speicher auffressen. Sogar die Maschinen in den tiefsten Kellern der Station, jene Apparate, die alles fressen und niemals wieder etwas von dem hergeben, was sie gespeichert haben, werden in schleimigen Brei verwandelt. Eddon wirft durch die zerlöcherte Wand einen Blick auf das Allerheiligste, den gewaltigen Modulator, der so viele geheimnisvolle Nachrichten empfangen und gesendet hat. Dieses Ding ist natürlich besonders verräterisch, und die Säure hat bereits tiefe Löcher in das Aggregat genagt. Aus den Innereien der Maschine steigt Dampf auf. Eddon findet eine angegilbte, noch nicht zerfallene Botschaft, eine Kopie des Terminierungsbefehls. Es gibt nur wenige Nachrichten, die für so wichtig gehalten werden, dass ihnen die Ehre zuteil wird, ausgedruckt zu werden. Zwar zersetzen sich die Ränder bereits zu flockiger Asche, aber er kann den Text noch lesen. Ein Weltenkreuzer des Flottenkommandos ist im Orbit dieses Planeten aufgetaucht. Der Planet wird abgesucht werden. Das ist allerdings wichtig. Eddon nickt und lässt die Kopie fallen. Auf dem rissigen Boden zerbricht das Blatt, als wäre es aus serafimischem Porzellan gewesen. Das Flottenkommando ist die letzte Partei, die hiervon erfahren soll, das weiß sogar er als Novize. Er öffnet gewisse Dateien, die in den unter seiner Haut eingepflanzten Speicherbänken gesichert sind, und sein Bewusstsein rast durch die schweigenden Gebirgszüge aus abrufbereiter Information, ehe er findet, wonach er sucht. Das wirre Geschnatter von Kommunikation. Ein Gewimmel von Funksprüchen und Datenübertragungen. Darüber das majestätische Rauschen der Bildübermittlung und das Knattern der Codes. Der typische elektromagnetische Lärm, den das Flottenkommando überall verbreitet, wo einer der Weltenkreuzer auftaucht. Genau der Anlass, Casbah Masaki zu terminieren.
    Bleibt nur die Frage, auf welche Art ich sterben will, denkt Eddon, und als ein paar Räume weiter ein Stück der vermodernden Decke herabstürzt, wird ihm klar, dass er auf keinen Fall in diesem Loch lebendig begraben werden will. Er steigt vorsichtig die Reste der Treppe hinauf. Als er sich oben gedankenlos etwas zu essen aus dem Vorratsfach der Novizen besorgen will, schlägt ihm durchdringender Verwesungsgeruch entgegen. Natürlich. Und vollkommen zwecklos, es mit dem Vorrat der Brüder zu versuchen, der bis heute unantastbar für einen Novizen war. Der stinkt genauso. Gedankenfrei geht Eddon Schritt für Schritt den Weg zurück.
    Er geht dorthin, wo er seinen Weg unterbrochen hat, und von da aus schreitet er seine Tour ab wie eine Maschine. Er sammelt die Dateien mit den Messprotokollen ein, komplettiert seine Sammlung völlig nutzloser Information. Diese Daten wird niemals jemand auswerten. Dennoch will er sie haben. Er nimmt den Messgeräten die Chips mit den Identifikationen ab und stopft sie säuberlich zu den eigenen an seinem Gürtel, in jene kleinen Taschen aus Titan, die alle Novizen haben. Diese Titantaschen loszuwerden, ist der Traum jedes Novizen. Es geschieht an dem Tag, da das Konto ausreicht, um sich aus dem Status eines Novizen hochzukaufen in den eines Bruders. Eddon-22-mog gibt es nicht mehr, er wird kein Bruder werden. Nie. Er ist

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