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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Rechner von Casbah Masaki zu überspielen und seine Chips zu löschen. Es ist jedesmal ein gutes Gefühl, mit frisch initialisierten, geradezu jungfräulichen Speichern zu arbeiten. Eddon-22-mog fühlt sich frei, ungezwungen und unbeobachtet, als er von Messstation zu Messstation stapft und missmutig seine Arbeit erledigt.
    Sicher, man hat ihm gesagt, dass es in Casbah Masaki keine leichten Aufgaben geben würde und dass es hart sein würde und dass es ein verlassener Vorposten sei und dass Casbah Masaki ein großes Wagnis darstelle. Dass er als selbstlaufender Datenspeicher fungieren würde, hat man ihm verschwiegen. Die Bezahlung ist nicht anders als fürstlich zu nennen, fällt es Eddon-22-mog wieder ein, und dieser Gedanke lässt einen wohligen Schauer durch seinen Körper rieseln. Er stellt sich die Summe, die er an jedem Tag seines Hierseins verdient, in der gängigen Währung seiner Welt vor, und dann den Wochenlohn. Wie alle Angehörigen seiner Bruderschaft trägt Eddon-22-mog außer den Insignien seines Ranges, die sämtlich aus Edelmetall gefertigt sind, nichts weiter als eine hauchdünne Haut aus einem intelligenten Gewebe, das seinen Leib vor Angriffen schützt. Als er sich den gigantischen Haufen Geld vorstellt, den allein ein Monat auf diesem unerquicklichen Planeten seinen Konten auf Sanctuarium einbringt, beginnt sein erregtes Glied, die zarte Folie auszubeulen. Es ist ihm völlig egal, dass er noch nicht in dem Alter ist, in dem finanzielle und sexuelle Interessen denselben Gleichklang wie für seine Ordensbrüder haben sollten. Er genießt die Vorstellung von massenhaft Geld und das wohlige Gefühl, das davon in seinem Unterleib ausgelöst wird. Zwar blickt er auf und versucht, die Kuppel der Station in dem ewigen Mistwetter auszumachen, das stört jedoch seine wollüstigen Gedanken an Geld, reichlich Geld und zäh dahinfließende Ströme aus Geld kaum. Was gibt es Schöneres als den auf seine Konten unter 22-mog gebuchten Reichtum? Was gibt es Besseres als ein Vermögen, das man eines Tages mit dem Wohlstand eines weiblichen Bruders vermählt, um etwas Sperma in die Zukunft zu investieren? Eddon ist unbeobachtet, das weiß er, und er nutzt das aus. Den meisten Novizen in seinem Alter werden keine solchen Augenblicke vergönnt.
    Doch als er wenige Schritte später auf die Kuppe eines kleinen Hügels kommt, geht ein kalter Stich durch sein Herz, und sein Glied schrumpft jäh zusammen. Von hier aus hat er sonst immer ganz klar Casbah Masaki gesehen. Bei jedem Wetter, es sei denn, der Regen wäre in diesen dichten Strippen gefallen, die auf die Außenhaut der Kuppel trommeln wie ein zaghaftes Gewehrfeuer. Jetzt sieht er die Station nicht. Und es nieselt nur ein bisschen. Er müsste die Kuppel deutlich erkennen können. Er müsste durch seine Implantate die Gegenwart des Netzes spüren, wenn nicht als klare, präzise Existenz, so doch wenigstens als beruhigendes Rauschen im Hintergrund. Er hält kurz inne. Was hat das zu bedeuten? Hat es etwas zu bedeuten? Warum sollte man die Schirme eingeschaltet haben, warum sollte man alle Emissionen der Station unterbinden?
    Auf den Gedanken, das Netz könne nicht arbeiten, verfällt Eddon-22-mog nicht. Zwei Messstationen, und er kann den direkten Weg zur Station einschlagen. Bis dahin muss er die Antworten auf seine Fragen aufschieben. Dennoch spürt er, dass sich jenes wohlige Gefühl verflüchtigt. Seine Erregung ist wie weggeblasen, in seinem Unterleib schrumpelt etwas auf eine Art und Weise zusammen, dass es fast wehtut. Eddon-22-mog berührt seinen Halsring, während er weiterstapft, und bittet die Station um einen vollkommen unnötigen Peilton, angeblich, damit er den Rückweg findet. Lächerliche Begründung. Dennoch erhält er keine Antwort.
    Das kann nicht sein. Keine Antwort. Eddons Augen versuchen vergeblich, den Nieselregen zu durchdringen, als könnte Willenskraft die Sensoren ersetzen, die er nicht besitzt. Er sieht Nässe, Wolken und diese nutzlosen Büsche in ihren verschiedenen Größen. Keine Station. Eddon wünscht sich sehnlichst, er wäre so weit, über eine Distanzverbindung zum Netz verfügen zu dürfen. Er wäre allerdings kein Novize mehr, wenn er dieses Implantat besäße. Er tut etwas Verbotenes und schaltet sich und seine Nachricht eine Prioritätsstufe höher. Wenn ihn jetzt jemand in der Station hört, leidet sein Konto darunter. Und damit sein Ansehen, logischerweise. Aber es hört ihn niemand. Unmöglich.
    Er starrt in die Richtung,

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