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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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hatte. Seine Dummheit hatte ein paar Ohrfeigen verdient, das gab Eliza gern zu. Angesichts der Lage hätte es allerdings nicht zur Entspannung beigetragen, wenn die Vilmer die Spezialisten des Flottenkommandos windelweich prügelten. Auf solche Nachrichten reagierten die Typen in den großen Büros von Atibon Legba ausgesprochen nervös. Noch nervöser würde es sie machen, wenn sie Aufzeichnungen von einer solchen Prügelei bekämen. Mit der richtigen Kombination von merkwürdigen Fruchtsäften konnten Vilmer wie die Berserker kämpfen, und das musste auf A.L. niemand wissen. Je weniger die Bürokraten über Vilm wirklich wussten, desto besser war es. Kurz nach der vereitelten Schlägerei hatte Eliza die Techniker von Vilm Village angewiesen, die Daten-Kommunikation mit der Armorica abzubrechen, weil die Leute im Orbit beharrlich versuchten, die Kontrolle über die Rechner auf dem Planeten zu bekommen. Das wäre ihnen ohne Weiteres gelungen, wenn die Vilmer das System nicht im Lauf der Jahre so weit verändert und umgeschrieben hätten, dass es mit dem, was auf Weltenkreuzern üblich war, nicht mehr viel gemein hatte. Sie hatten aus dem wenigen, was ihnen nach dem Absturz und dem Abschalten jenes verhängnisvollen Programms geblieben war, eben alles herauskitzeln müssen, mit den seltsamsten Methoden. Eliza hatte nie begriffen, was da passiert war.
    Jetzt saß sie an einem Hochleistungsgerät, das den Zustand einzelner Moleküle in ihrem Körper prüfte, und diskutierte mit einem Typen im Sterilanzug. Die Umgebung war vollkünstlich, mit abgerundeten Kanten und voller Technik, die in Wänden und Schränken versteckt war und sich selbst meldete, wenn sie gebraucht wurde. Eliza atmete eine Luft, die schal und flach und abgestanden schmeckte, viel zu trocken und viel zu oft durch die Wiederaufbereitungssysteme gejagt. Die Umgebung war auf schmerzhafte Weise altvertraut und ungewohnt. Alles war in zarten Pastelltönen gehalten, abgeglichen auf die Stimmungen der einzelnen Bereiche. Die Flure und Aufzüge waren babyblau, und die meisten Quartiere nervten ihre Bewohner mit lindgrün und zartrosa. Die Zentrale, dachte Eliza, würde komplett in einer Farbe gehalten sein, die nur jemand als eierschalenweiß bezeichnen würde, der im Leben kein Ei gesehen hatte. In der Oosterbrijk hatte jahrzehntelange Benutzung die Farben ausgelaugt, und neue Teile stachen durch ihre Buntheit unangenehm hervor, machten alles scheckig und verblichen, hier und da sogar schmutzig. Die Armorica dagegen war so neu, dass es in den Augen wehtat. Wahrscheinlich hatte dieses Schiff als wirrer Haufen Bauteile bei Atibon Legba im Vakuum gehangen, als die Oosterbrijk längst abgestürzt war. Dieser Weltenkreuzer hatte keine Geschichte. Allein der Anblick dieser unschuldigen Perfektion stieß in Elizas Erinnerung Türen auf, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte. Diese Uniformen, in denen die athletischen Körper irgendwelcher Sicherheitskräfte steckten, erinnerten sie an die breite behaarte Brust Lafayettes. Wahrscheinlich waren unter einigen dieser Uniformen gefährliche Kämpfer versteckt, hervorgebracht von der Auswahl. Auf dem Weg hierher hatte Eliza ein Paar gesehen – einen riesigen, muskelbepackten Mann mit einer wahren Walküre von einer Frau, unglaublich groß und mindestens genauso stark. Unter den dünnen Hemdsärmeln zeichneten sich dicke Bizepse ab. Diese beiden Kraftpakete mit ihren Metallsohlen an den Schuhen hatten Eliza daran erinnert, dass sie seit Jahren keinen einzigen Karnesen gesehen hatte. Sie hatte vergessen, dass es diese an eine ebenso überschwere wie eisige Welt gewöhnten Leute allenthalben zu warm fanden. Sie hatte glatt vergessen, wie die Schwerweltmenschen aussehen. Noch beeindruckender als Lafayette. Sie durfte nicht daran denken, dass auf Atibon Legba Karnesen und viel merkwürdigere Typen in großer Anzahl herumliefen.
    »Eines verstehe ich nicht«, sagte der Mann mit dem kahlgeschorenen Schädel, der sich als Doktor Schyberg vorgestellt hatte, »wie konnte nur ein denkender Mensch dieses Gewebe derart verletzen. Das sieht aus, als habe Ihnen jemand mit einer stumpfen Axt den Arm abgehackt.«
    Eliza schüttelte energisch den Kopf; die Maschine summte warnend und bat mit einer hektisch blinkenden Leuchtschrift, sich still zu verhalten.
    »Nein, keine Axt«, sagte sie, »sehr viel besser war es zugegebenermaßen nicht. Ein medizinisches Erste-Hilfe-Notbesteck, und eine Geflügelschere aus der Küche, mit

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