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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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verbiss sich das Lächeln, als er daran dachte, wie der Typ reagieren würde, wenn er wüsste, wer in Wirklichkeit dieses Flugzeug lenkte. Ob Martino panisch würde, wenn er sähe, dass Eingesichter mit ihren feinfühligen Mittelpfoten die Fernsteuerung auf speziell für sie angefertigten Konsolen erledigten, während die dazugehörigen Menschen scheinbar untätig danebensaßen? Würde es ihn beunruhigen, wüsste er, dass Toron Dienst hatte, der erste Vilmer, der die Erinnerungen und Fähigkeiten von zwei statt einer Persönlichkeit besaß?
    Der Schweber glitt auf ein Dickicht großer Gestrolche zu, als wolle er die Pflanzen rammen, bog im letzten Augenblick mit elegantem Schwenk ab und tauchte in das Dämmerlicht eines Tunnels, dessen Wände zu schnell vorüberflitzten, als dass man Einzelheiten hätte erkennen können. Franka krallte ihre Finger in Martinos Unterarm, während Konstantin gedankenlos die beiden Eingesichter kraulte. »Stark«, sagte er, »eine gelungene Vorführung. Fast so spannend wie eine Fahrt mit der cartagenischen Achterbahn im großen Park von Omaragan auf Oniskus, während der Blitzmond im Licht seiner eigenen Entladungen vom Himmel flackert.«
    »Aber eben nur fast so spannend«, setzte Martino skeptisch hinzu.
    »Oh«, sagte Will, »das war es nicht, was ich Ihnen zeigen wollte. Das kommt erst noch. Wir landen gleich.« Tatsächlich schlitterten die Kufen des Schwebers über den Boden, und wenige Meter vor einer merkwürdig aussehenden Wand kam das Gerät schwankend zum Stehen.
    »Bitte auszusteigen«, sagte Will und öffnete die Türen; dazu verwendete er die Pfoten und nicht die Hände, was Franka zu einem sehr eingehenden Blick veranlasste. Irgendetwas an diesen Vilmern und ihren Hunden kam ihr merkwürdig vor. Sie wusste nicht genau, was. Sie würde es herausfinden. Konstantin stieß sich natürlich beim Aussteigen die Glatze an, was ihm einen strafenden Blick Frankas eintrug. Eine Weile ging es zu Fuß durch den Tunnel aus Gestrolchen hindurch, und als hätten sie sich abgesprochen, liefen die beiden Eingesichter der kleinen Gruppe voraus. Martino musterte die Pflanzen unsicher. »Es kommt mir vor«, sagte er, »als ob diese Gewächse hier sich von allem unterscheiden, was wir bisher gesehen haben, auch von diesem Monstrum da unten im Süden.«
    »Das stimmt«, sagte Marja.
    »Ganz einfach«, meinte Konstantin, »die anderen Gestrolche sind Zusammenballungen verschiedener symbiotischer Pflanzen, die solange wuchern, wie sie einander nützen können. Das hier besteht aus drei oder vier verschiedenen Pflanzenarten, und bei dem braunen, geringelten Zeug da bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt noch eine Pflanze ist.«
    »Gut beobachtet«, sagte Will, »das ist tatsächlich keine Pflanze. Die Grenzen zwischen Tieren und Pflanzen sind auf Vilm nicht sonderlich scharf gezogen. Das dort würden wir eher auf der tierischen Seite einordnen, denn es muss Biomasse verzehren, um zu überleben, und es kann sich bewegen. Dennoch könnte man es zur Flora zählen, denn es hat Wurzeln und Zweige und Äste und bedient sich zur Vermehrung einer Art von Früchten. Eventuell sind es Eier, die zur Entwicklung ein Myzel irdischen Pilzen gleich benötigen.« Er lächelte Franka an, die das sich windende und peristaltisch zuckende Ding mit angewiderter Faszination betrachtete.
    »Das ist eigentlich nicht wichtig«, sagte Marja, »die Hauptsache ist schließlich, dass es seinen Zweck erfüllt.«
    »Zweck?« Franka sah die Vilmer mit großen Augen an. »Sie wollen uns doch nicht weismachen, das alles sei gezüchtet, künstlich?«
    »Tja, sehen Sie, wir haben kaum etwas auf Vilm, was uns zu großen Reichtümern verhilft, und da fanden wir es nicht sonderlich intelligent, für Dinge zu bezahlen, die wir selbst haben.«
    Franka, Martino und Konstantin sahen einander verständnislos an. Das Einzige, was Vilm im Überfluss hatte, war Regen in all seinen Erscheinungsformen, abgesehen von Dunst und Nebel. Das alles war schwer verkäuflich.
    »Sie werden es gleich begreifen«, sagte Marja, und sie bogen um eine Kurve, das Licht veränderte sich, wurde heller, und die Oniskier sahen das, was sie zunächst nicht verstanden und später als Hohen Ort akzeptierten. Sie gingen mitten hinein. In einen Saal von immenser Höhe, dessen kunstvoll durchbrochenes Dach von einer Menge schlanker Säulen getragen wurde. Die Säulen waren kaum zählbar, bei jedem Schritt gerieten ein paar neue von ihnen ins Blickfeld, und droben

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