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VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition)

Titel: VILM 02. Die Eingeborenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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geschlagene drei Tage in ihrem Appartement, ehe sie aufbrachen. Marja registrierte, dass die Oniskier sich in diesen drei Tagen nirgendwo blicken ließen und ihnen das Essen aufs Zimmer gebracht wurde. Wahrscheinlich, dachte sie, hat Konstantin oder Franka oder Martino den zweiten oder dritten Frühling. Oder alle zusammen. Wie schön für sie. Dank der dehnbaren oniskäischen Zeitplanung waren Marja und Will gut vorbereitet, als die Nachricht von der bevorstehenden Abreise der Familie Kadoupoulos eintraf.
    »In neun Stunden soll das Shuttle starten«, sagte Will. »Schaffen wir das?«
    »Das schaffen wir«, sagte Marja, »und wenn alle Stränge reißen, wird Joern dafür sorgen, dass ausgerechnet dieses Shuttle Verspätung hat.«
    »Behinderung des Luftverkehrs«, sagte Will. Will-J legte sich flach auf den Boden und bedeckte die Ohren und Augen mit den Vorderpfoten.
    »Und wenn schon.«
    »Was wohl Carl dazu sagen würde?«
    »Willst du ihn fragen?«
    Wenige Minuten später standen Marja, Will und ihre beiden Eingesichter in der luxuriösen Suite der Oniskier und boten an, mit einer kurzen Exkursion gewisse, Vilm und seine Bewohner betreffende Vorbehalte auszuräumen. Und sie würden nicht von hässlichen Worten wie Vorurteil sprechen wollen. Will Carlos ließ Marja sprechen und betrachtete die Oniskier. Etwas irritierend war der Aufzug der drei Eheleute. Franka und Martino waren in enganliegende lederne Uniformen gekleidet, die kampflustig und erfindungsreich wirkten, während Konstantins massige Gestalt in eine durchscheinende Tunika gehüllt war, die eine Menge seiner ausladenden halbkarnesischen Anatomie sehen ließ. Es bereitete Will eine gewisse Genugtuung, dass seine Figur neben der Konstantins fragil erschien, und auch Frankas Schönheitsideal schloss offenbar Schlankheitskuren nicht ein. Franka und Martino hatten Mühe, sich des Gesprächs im Fast-in-den-Wolken zu entsinnen, aber überraschenderweise war es Konstantin, der sich genau erinnern konnte.
    »Das ist die Kleine mit dem Hund«, rief er und klatschte begeistert seine Hände auf die Glatze, »die süße Kleine, die uns nicht abnehmen wollte, was wir frecherweise über ihren Heimatplaneten herausgefunden haben.«
    Marja-J hätte geknurrt, wenn er wirklich ein Hund gewesen wäre, die Kehlen der Eingesichter waren für solche Geräusche nicht geschaffen.
    »Ah ja«, sagte Martino gedehnt, und in seine Augen kehrte Interesse ein, »ich glaube, ich kann mich erinnern. Es ging um den Hohen Ort, nicht wahr, jene eine unverzichtbare erhabene Sehenswürdigkeit, ohne die eine zivilisierte Welt einfach nur bewohnt bleibt, ohne sich je wirklich zivilisiert nennen zu dürfen.«
    »Übertreibe nicht so furchtbar«, sagte Franka gebieterisch, »du redest hier mit Vilmern, du kannst auf dem Teppich bleiben.«
    Marja hatte das Gefühl – insbesondere durch die Augen eines Eingesichts gesehen –, dass bei den dreien wieder ein drastischer Rollentausch stattgefunden hatte. Allmählich konnte sie ein bisschen von dem verstehen, was die Oniskier an ihrer seltsamen Art der Ehe finden mochten.
    »Wenn Sie gestatten«, sagte Will, »würden wir Ihnen gerne einen Hohen Ort zeigen. Hier auf Vilm und ganz in der Nähe. Und ganz exklusiv, wenn das ein zusätzlicher Grund sein sollte.« Marja-J feuerte vernichtende Blicke auf die Oniskier ab, die nicht bemerkt wurden. Will-J saß da wie die Statue des ultimativen Eingesichts, das von nichts auf der Welt aus der Ruhe gebracht werden konnte.
    »Ich glaube nicht, dass es einen solchen Ort gibt«, sagte Martino.
    »Halt die Klappe«, sagte Franka beiläufig. »Wir müssen unser Shuttle kriegen, sonst fliegt die Arcadia ohne uns ab. Das würde unseren Reiseplan durcheinanderbringen. Wenn Sie uns garantieren, dass dies nicht geschieht, sehen wir uns gerne an, was Sie für so bemerkenswert halten.«
    »Ich garantiere es Ihnen«, sagte Will.
    Franka nickte und erbat einige Minuten Zeit, um in passende Kleidung zu schlüpfen, wie sie sich ausdrückte. Als die gemischte Gesellschaft wenig später auf dem Weg zum bereitstehenden Schweber war, fragte Konnie leise Marja-A, ohne Marja-J nur eines Blickes zu würdigen, ob dieser Will hier überhaupt etwas zu sagen hätte. »Oh, das hat er«, sagte Marja, »er ist auf Vilm der Administrator. Also der Chef der Regierung. Meistens ist er einfach die Regierung.«
    Konstantin war beeindruckt. Er hatte seine albernen Seidentücher mit einem unverwüstlich aussehenden Anzug aus grobem Stoff

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